Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elke im Seewind

Elke im Seewind

Titel: Elke im Seewind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Gündel
Vom Netzwerk:
ist es irgendwo auf einer unserer ganz flachen, grünen Inseln im Meer, den Halligen, ertrunken. Das kommt ja immer wieder vor, daß plötzlich Hochwasser einsetzt, die Wattwiesen überschwemmt und die weidenden Schafe vom Land abschneidet.’
    „Haben die denn keinen Schäfer, der auf sie aufpaßt?’ fragt Elke.
    „Nein, sie gehen allein”, lautet Oma Brunkhorsts Antwort. „Auf Sylt und teilweise auch hier auf Amrum gibt es in den Dünen sogar ganz frei lebende Schafe, die sommers und winters niemals in einen Stall kommen.“
    Lotti ist schon ein ganzes Stück vorausgelaufen. Sie findet ein Gerippe etwas ganz Entsetzliches und tröstet sich im Augenblick mit sauren Drops, die sie in ihrer roten Handtasche mit sich führt.
    Unsere Spaziergänger halten sich von nun an mehr links und steuern auf die Stelle am Strand zu, wo die Strandkörbe der Nebeler Feriengäste stehen. Die Kinder sind begeistert. Da baden ja schon welche in den großen Wellen und lassen das brausende Wasser an ihren Rücken klatschen. Warum haben sie nicht auch schon ihr Badezeug mit! Oma Brunkhorst vertröstet sie auf morgen. Heute sollen sie sich erst einmal ein bißchen an die kräftige Luft gewöhnen. Sie gehen ja barfuß und können auch barfuß ins Wasser gehen — das ist doch auch schön.
    Unsere vier finden zwar, daß das lange nicht schön genug ist, aber sie werden dann bald abgelenkt. Frau Brunkhorst macht sie am Strand mit verschiedenen Familien bekannt, von denen sie glaubt, daß sie ein freundliches Augenmerk auf die Mädel haben werden, wenn sie allein am Strand sind.
    Es sind ganz nette Mädel und Jungen hier, denkt Elke und überlegt bereits, ob aus ihrem Robinsonspiel nicht vielleicht doch noch was werden kann.
    Auch der kleine Michael, der Elke die Banane in den Schuh gelegt hat, ist heute morgen mit seiner Mutter am Strand. Er sieht Elke, aber Elke sieht ihn nicht, denn er hält sich hinter dem mütterlichen Strandkorb verborgen und guckt nur hin und wieder mal aus seinem Versteck hervor. In den dunklen Augen des stillen Bubengesichts tanzen vergnügte Lichtlein. Er mag Elke gern. Seit dem ersten Augenblick an, wo er sie sah, mag er sie gern.
    Die Kinder bekommen von verschiedenen Seiten Ratschläge erteilt, wo sie am besten ihre Burg errichten. Oder wollen sie zwei bauen? Einige Jungen haben sich wahre Prachtwerke von Burgen gebaut, runde und viereckige, kolossale Dinger, außen ganz glatt und mit Muscheln belegt. Lotti und Ruth sind sehr dafür, sich hier, wo auch all die anderen Sandburgen sind, niederzulassen. Elke und Katje sehen sich schweigend an. Sie finden, daß sie sich die ganze Sache erst noch mal überlegen wollen. Außerdem gehen sie ja sowieso gleich nach Hause, hat Frau Brunkhorst vorhin gesagt. Um halb ein Uhr wird zu Mittag gegessen, und dazu müssen sie pünktlich zu Hause sein. Auch die meisten anderen Badegäste rüsten sich schon zum Aufbruch.
    Der Weg von Nebel zum Strande und zurück ist unmöglich zu verfehlen, merken die Kinder. Ein breiter Trampelpfad zieht sich über den Kniepsand hin und danach durch die Dünen und durch das Kieferngehölz. Wenn man aus dem Kiefernwald herauskommt, sieht man schon das Dorf Nebel mit seinem dicken Kirchturm liegen. Außerdem wird der Pfad von vielen Menschen begangen.
    Die Mädel erleben das erste Mittagessen in „Haus Halligblume“ und sind sehr zufrieden, vor allem auch darüber, daß es viel gibt, denn sie haben bereits bemerkt, daß die Nordseeluft hungrig macht. Haferflocken, in süßer Milch gekocht, Spinat mit Kartoffelbrei und Rührei, und als Nachtisch Pudding mit Moosbeerenkompott — nun, das ist ja auch wirklich ein gutes Mittagessen.
    Nach Tisch müssen die Kinder sich eine Stunde hin-legen. Ob sie schlafen oder lesen oder sonst was tun wollen, können sie halten, wie sie wollen, nur liegen müssen sie und sich ganz ruhig verhalten. Natürlich ist das eine etwas bittere Pille für die vier, die sich auf eine völlige Ungebundenheit ihrer Ferientage ganz besonders gefreut haben. Na, was sein muß, muß eben sein.
    Als es vom nahen Kirchturm zwei Uhr schlägt, gehen wie auf Befehl die Türen der nebeneinanderliegenden Zimmer der Mädel leise auf, und die vier schleichen sich behutsam die knarrende Holztreppe hinunter. Die eigentliche Mittagsruhe im Hause geht nämlich bis drei Uhr, aber ihnen ist zugebilligt worden, nach einer Stunde bereits „ausgeschlafen“ zu haben. Es ist eine Verwandlung mit den Mädels vor sich gegangen: sie tragen jetzt

Weitere Kostenlose Bücher