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Elke im Seewind

Elke im Seewind

Titel: Elke im Seewind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Gündel
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Mann ruft ihm zu: „Du, Hektor, sag’ ich die Wahrheit oder sag’ ich sie nicht?”
    Hektor dreht sich nach dem Rufer um, kann aber natürlich nicht zu erkennen geben, welche Meinung er über die ganze Sache hat. Sein Herr sagt trotzdem; „Da seht ihr’s, er ist auch wütend. Das ist auch wirklich ‘ne Gemeinheit.”
    „Hat Ihre Frau Hektor geschlagen?” fragt Elke im Gedanken an Taps.
    „Hektor geschlagen?“ lautet die erstaunte Antwort. „Nee — so was gibt’s bei uns nicht. Der Hund ist bei uns Respektsperson.“
    „Warum ist ihre Frau denn sonst so’n Teufel?“ fragt Elke nun.
    „Weil sie das mit den Brotpaketen gemacht hat“, lautet die Antwort.
    „Das verstehen wir nicht“, sagt Katje, als der Alte nicht weiterspricht.
    „Na ja“, fährt der Fischhändler schließlich fort, „wenn wir Fische nach Norddorf bringen müssen — von Steenodde bis Norddorf ist weit —, kriegen wir doch immer jeder unser Brotpaket mit.“
    Er zeigt auf einen kleinen offenen Kasten, der hinten an die Fischkarre angenageit ist und in dem zwei kleine Pakete liegen, das eine in schmieriges braunes Packpapier und das andere in auch bereits benütztes Zeitungspapier eingewickelt.
    Der Fischhändler erzählt weiter: „Immer ist es so gewesen, daß wir dasselbe Brot mitgekriegt haben, bloß daß bei mir Butter unter der Wurst und dem Käse war und bei Hektor Margarine. — Aber Hektor mag doch nun keine Margarine“, fährt der Alte fort, „und deshalb haben wir unser Brot immer getauscht. Aber weiß der Kuckuck, wer unserer Alten das jetzt plötzlich verpetzt hat — ich hab’ die Frau von der Mühle im Verdacht, und deshalb schimpf ich immer laut, wenn wir da vorbeikommen. Denn was meint ihr — unsere Alte gibt uns jetzt immer allen beiden Margarine mit — so eine Gemeinheit! Wo Hektor doch nun mal auf den Tod keine Margarine ausstehen kann.“
    Die Karre hat geräucherte Makrelen geladen, und der Alte könnte seine Fracht leicht schon in Nebel loswerden. Aber nein, die Fische sind heute für die Norddorfer Hospize bestimmt, und wenn der Weg dorthin auch weit ist — die Hospize sind gute, regelmäßige Kunden und müssen sich auf ihn verlassen können.
    In Höhe der letzten Häuser von Nebel sagen die Mädel Lebewohl. Hier geht der Weg ab, der zur „Halligblume“ hinführt. „Wir passen auf, ob wir Sie mal Wiedersehen“, sagt Elke. Der Alte läßt das Fuhrwerk halten. Ehe die Mädel es sich versehen, stehen sie beide mit einer großen, fettigen Makrele in der Hand da.
    „Hüh, Hektor!“ ruft der Fischhändler, und der Hund legt sich so ins Zeug, daß man meinen könnte, er wollte seinem Besitzer davonlaufen. Elke und Katje gehen ein Stück zurück. Sie suchen sich einen versteckten Platz in der Heide und verzehren dort ihre Makrelen mit größtem Behagen und lecken sich danach gründlich die Hände ab.
    Der heutige Tag bringt für die Mädel am Abend noch eine neue freundliche Überraschung. Ihre Lehrerin, Fräulein Brunkhorst, ist angekommen. Sie mögen sie gern und freuen sich darauf, ihr alles zu erzählen und zu zeigen, wo und wie sie ihre schönen Ferienwochen verbringen.
    Dem armen Fräulein Brunkhorst wirbelt bald der Kopf, mit soviel Beschreibungen und Plänen stürmen die Mädel auf sie ein. Ihre Burg am Badestrand, fabelhaft mit Muscheln ausgelegt — das Baden in den hohen Wellen, das Hinfallen und Wasserschlucken und dann wieder rein in die großen Wellen — ihre Robinsonburg mit dem Wächterberg, die riesige Burg von den Wilden, denn die sind jetzt ja auf fast zwanzig Wilde angewachsen — die Sache mit dem Friedenskuß — die Einladung von dem Direktor Knesebeck, der schon zweimal nach Nebel gekommen ist, damit sie die Aufführung auch nicht vergessen — der alte Vadder Nämlich-nicht — die hundert Kanarienvögel vom Leuchtturmwärter — alles dies soll fast gleichzeitig vor Fräulein Brunkhorsts Augen erstehen, und die Gute wehrt schließlich energisch ab. Nein, so geht das nicht, das ist zuviel auf einmal. Außerdem hat sie ja die Absicht, bis zum Schluß der Ferien in Nebel zu bleiben.
    Als die Unterhaltung schließlich etwas ruhiger geworden ist, erzählt Katje auch von Elkes Mißgeschick mit der verschwundenen Uhr. Die Lehrerin bedauert es sehr, daß Elke den großen Verlust gehabt hat und fragt, was ihre Eltern denn dazu geschrieben haben. Elke muß eingestehen, daß sie noch niemals was davon nach Hause geschrieben hat, daß die Uhr weg ist. Fräulein Brunkhorst ist darüber

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