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Elke im Seewind

Elke im Seewind

Titel: Elke im Seewind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Gündel
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— es wollen noch so furchtbar viele Kinder gerne mitspielen. Die können aber doch höchstens Wilde sein, denn das geht doch nicht, daß Robinson eine ganze zehnköpfige Familie gerettet hat — das ist doch zu unnatürlich!“
    Aber schon hat Elke einen anderen Gedanken beim Wickel und sagt lachend: „Aber das können die Wilden sich hinter die Ohren schreiben: Wir rächen uns für den Friedenskuß! Ich weiß schon wie. Schick! Ganz große Sache wird das!“
    Elke reibt sich die Hände vor Vergnügen, und der Schelm sprüht aus ihren blitzblanken, blauen Augen.

    Achtes Kapitel

VOM HUND TAPSEL, EINEM HUNDEFUHRWERK UND EINER KLEINEN GEWITTERWOLKE

    Die Kinder haben in diesen Tagen immer wieder vergeblich darauf gewartet, daß sie den Hund Taps irgendwo treffen würden. Er lief nicht im Dorf herum, und er besuchte sie auch nicht in ihrer Robinsonsiedlung. Wo steckte er?
    Elke erfuhr von Fietje, daß Taps drüben, ganz in der Nähe vom Watt, in einer kleinen, weißen Villa mit Säulen zu Hause war. Seine Besitzerin war eine Frau Meier, eine dicke, enggeschnürte Frau, eine Witwe, die stets lächelte. Ein Kurgast hatte ihr Haus mal die Villa zum „lächelnden Mond“ getauft, und es wurde von Frau Meier jetzt vielfach ganz allgemein als vom lächelnden Mond gesprochen.
    Elke und Katje beschließen eines Morgens, zum „lächelnden Mond“ hinzugehen, damit sie endlich wissen, wie sie mit Taps dran sind. Erstens haben sie den „Eisbären“ gern und zweitens wollen sie wegen der Aufführung in Norddorf wissen, ob überhaupt noch mit ihm zu rechnen ist.
    Schon von weitem hören die Kinder es bellen. Ist das nicht Tapsels tiefe Stimme? Ja, es muß Taps sein. Wie schön! Sie hatten schon gefürchtet, er sei vielleicht verkauft und weg aus dem Dorf. Als sie um den kleinen Garten des Hauses von Frau Meier herumkommen, sehen sie, daß Tapsel in einer mit Steinplatten bedeckten Hofecke angekettet liegt. Seine Herrin steht in einer Tür, die ins Haus führt und hält eine Lederpeitsche in der Hand. Sie hat dem Hund wohl mit der Peitsche gedroht, weil er gebellt hat.
    „Da ist unser Tapsel ja!“ ruft Elke munter. „Tapsel, wo bist du denn bloß geblieben? Wir warten doch so auf dich Du mußt doch mit uns mitspielen.“
    Elke und Kat je sind so nahe an Taps herangegangen, wie das möglich ist, und Elke lehnt sich über den Drahtzaun, der den Garten einfriedigt, und angelt mit den Armen nach ihrem Liebling.. Tapsel, der Eisbär, stößt wohlige Jaultöne der Wiedersehensfreude aus.
    Frau Meier geht zu den Kindern hin, lächelt dabei aber gar nicht. Sie hält noch immer die kurze, dicke Lederpeitsche in der Hand. „Also ihr seid die von der Robinsonburg!“ sagte sie, noch bevor sie stehen bleibt. „Was fällt euch eigentlich ein, mir meinen Hund abspenstig zu machen?“
    Elke und Katje sehen sich betroffen an. Was hat die Frau gesagt? Sie haben Tapsel doch nicht abspenstig gemacht. Er ging doch immer allein oder mit anderen Hunden im Dorf herum, und da haben sie nur manchmal mit ihm gesprochen und ihn gestreichelt, weil er so niedlich war. Und zur Robinsonburg hin ist er ihnen ganz allein nachgegangen. Frau Meier spricht sehr verärgert weiter: „Taps darf jetzt überhaupt nicht mehr weg, er bleibt an der Kette.“
    „Wegen uns?“ fragt Elke verzagt.
    „Ja, wegen euch“, erwidert der gar nicht lächelnde Mond. „Und wenn Taps sich losreißt und er läuft euch wieder nach, dann soll er mir das büßen!“ Sie hebt die Peitsche zu dem Hunde hin, und die Folge ist, daß Taps sich ängstlich in seine Ecke drückt. Dann geht sie ohne ein weiteres Wort ins Haus.
    Es ist so herrliches Wetter heute — nicht zu heiß und nicht zu kühl. Der ganze Himmel ist voll von ruhig dahinsegelnden, weißgoldenen Schönwetterwolken, und das Wattenmeer blitzt strahlend blau. Das Korn steht in braungelben Hocken auf den abgemähten Feldern. Am Rand der Düne blüht rosenrot die Heide.
    „Laß uns mal zur Windmühle. Da sind wir noch nie gewesen“, sagt Katje und zeigt in die Richtung, wo hinter einem hohen, braunroten Hügel, der aussieht wie ein riesiges Hünengrab, eine runde, turmähnliche Kuppe herausragt.
    „Meinetwegen“, erwidert Elke gleichgültig. Sie sieht gar nicht, wie schön die Welt rings um sie her ist. Sie denkt an Tapsel.
    „Ich glaube, die Frau ist nicht gut zu Taps“, sagt sie jetzt. „Wenn unser Ali mal mit jemand spielt, dann freuen wir uns doch bloß. Aber sie will Tapsel hauen, wenn er wieder zu uns

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