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Elke im Seewind

Elke im Seewind

Titel: Elke im Seewind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Gündel
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ihre komische, rappelige Wildensprache, aber schließlich ist es doch klar, was die beiden auszurichten haben: Häuptling Kokonusso will mit seinen Untertanen heute kommen, um feierlich den Friedenskuß mit der Familie Robinson zu tauschen. Er schlägt vor, daß sie sich mal richtig gemütlich zusammensetzen, Tänze aufführen, Ringkämpfe miteinander ausfechten, und was sonst noch alles Spaß macht. Was brauchen sie immer zu kämpfen!
    Piet sagt sofort zu. Er findet, Fietje-Kokonusso hat recht, was brauchen sie immer zu kämpfen! Sie können auch mal eine Friedensfeier machen. Michael, dem die aufgeputzten Wildenfrauen außerordentlich gut gefallen, stimmt Fietje bei, und auch Freitag ist einverstanden. Elke kommt die Sache nicht ganz geheuer vor. „Wenn das Ganze man nicht eine Kriegslist von den Wilden ist!’
    „Wieso Kriegslist?’ wehrt Piet ihr Bedenken ab. „Das kann doch gar keine Kriegslist sein.“
    Elke beobachtet ganz scharf Katjes Gesicht, während sie jetzt widerspricht und sagt, daß es sehr wohl eine Kriegslist sein kann. Aber leider ist die Freundin jetzt ausschließlich Wildenfrau und verzieht keine Miene.
    Wenig später stellt sich heraus, daß Elkes Argwohn durchaus berechtigt war. Als Kokonusso und seine Stammesangehörigen nämlich unter Johlen und Schreien anrücken, was erkennen Robinsons da? Die Wildenmänner haben sich von oben bis unten dick mit Wattenschlick eingeschmiert! Damit auf dem weiten Wege vom Watt her die schwarze Kruste nicht zu trocken wurde und womöglich vorzeitig abfiel, haben sie sich zwei große Eimer voll Meerschlick in ihre Burg geschleppt und sich dort erst zurechtgemacht. Die wilden Frauen haben sich nicht eingeschmiert. Das haben sie wohl nicht gewollt, um ihre hübschen Kleider zu schonen.
    Piet und Elke wissen sofort, warum Fietje und seine Krieger sich mit Schlick eingeschmiert haben. Das färbt dann so schön ab, wenn sie ihre Friedenskußumarmungen verteilen, vor allem, weil sie, die Robinsons, sich ja immer mit Sonnenbrandkreme einreiben, da klebt der Schlamm dran fest. Am liebsten würden sie weglaufen vor den dreckigen Bengeln, aber das können sie ja nicht gut.
    Können sie nicht? Darüber sind Freitag und Michael anderer Meinung, allerdings mit dem einzigen Erfolg, daß sie nachher am meisten mitgenommen aussehen. Man könnte meinen, sie hätten sich beim Schwarzen Peter den ganzen Körper anmalen lassen müssen!
    Aber trotzdem geht alles sehr lustig zu, und der einzige, der die Sache übelnimmt, ist Boxer. Elke und Katje scheinen gestern falsch geguckt zu haben. Boxer hat sich, nach wie vor in der Einsamkeit grasend, angefunden und hat sich willig mit zur Robinsonburg führen lassen. Aber dann, als die johlenden Wilden angetobt kamen, hat er erschrocken Reißaus genommen — und zwar mitsamt der Tüderleine und dem dicken Holzpflock, an dem er angemacht war — — und er ist kaum zu bewegen gewesen, zur Burg zurückzukehren. Hoffentlich hat er nicht die Lust verloren, bei Robinsons Haustier zu sein, denn Tapsel ist heute leider auch gar nicht aufzufinden gewesen.
    Im übrigen hat sich an diesem Nachmittag eine ziemlich große Zuschauermenge bei der vergnüglichen Alberei eingefunden — Kinder und auch ein paar Erwachsene. Häuptling Kokonusso scheint Reklame für seine Idee mit der Schlickschmiere gemacht zu haben.
    Um dem Staatsbesuch der Wilden schließlich doch noch eine gewisse Feierlichkeit zu geben, sollen die Wildenfrauen Tänze aufführen. Alle gehen zu einer weiten Sandmulde hin, und Kokonussos männliche Untertanen, die übrigens auch Federbüsche und bunte Schärpen als Zierde tragen, setzen mit der „Musik“ ein. Es rasselt und klappert und klirrt bald gewaltig. Nur gut, daß Boxer nicht in der Nähe ist, sonst würde er bestimmt aufs neue ausreißen!
    Aber da gibt es eine Überraschung. Das laute Getöse der bearbeiteten Eimer und Holzklappern hört plötzlich auf, und dafür setzt ein auf- und abschwellendes Geflöte aus Weidenpfeifen ein. Es hört sich nach dem vorangegangenen Rasseln fast feierlich an. Einen Augenblick lang stehen die Wildenfrauen reglos. Dann treten sie alle in einen Halbkreis zurück — nur Lotti bleibt an ihrem Platz stehen.

    Lotti tanzt jetzt einen Tanz allein. Sie macht ihre Sache hübsch und erntet großen Beifall. Sie strahlt. Sie ist nun doch Hauptperson geworden!
    Als die Kinder abends der Oma Brunkhorst von ihren Erlebnissen erzählen, sagt Elke seufzend: „Ich weiß gar nicht, wie wir das machen sollen

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