Elke und ihr Garten
rotbuntseidenen
Krawatte.
Dies alles wurde von Kiki so genau
festgestellt. Sie fand, daßFalkner in seinem Sportanzug recht gegen ihn
abstach!
„Studio auf einer Reis’ — juppheidi,
juppheida — ganz famos zu leben weiß —“, klang es lustig aus des Doktors Ziehharmonika.
Elke hatte Stühle und große Kissen zum
Sitzen auf den Grasplatz vor ihrem Häuschen hingeschafft, und es war ein
schönes Bild, wie die jungen Menschen, alle so hübsch hell oder bunt gekleidet,
beieinandersaßen. Keine andere Musik konnte besser zu ihnen passen, als die von
Falkners „Schifferklavier“.
Aber Ulf war ja noch nicht da. Wo
blieb Ulf denn?
Aha, da kam er ja — in weißer Hose und
in dunkelblauem Jackett, seiner Lieblingskleidung, die er immer trug, wenn es
nur irgend anging.
Ein spitzbübischer Ausdruck trat in
Falkners Gesicht, als er jetzt mit seinem Instrument anstimmte: „Gold und
Silber lieb ich sehr, kann’s auch gut gebrauchen —
Ulf verstand nicht, was diese
Begrüßung bedeuten sollte. Auch die anderen Anwesenden wußten nicht, warum
gerade Ulf Gold und Silber so besonders gut brauchen können sollte.
Aber da brach Ulf selbst plötzlich in
ein schallendes Gelächter aus.
„Oh, du Heimtücker du!“ — Falkner und
er hatten vor kurzem Brüderschaft getrunken — Er machte dem Freund eine Faust.
„Du Verräter!“ Und dann erzählte er selbst, was er Falkner neulich anvertraut
hatte, nämlich die Geschichte von seiner und Elkes Hungerkur damals auf der
Rückreise von Tirol. Da hätte er Gold und Silber allerdings gut gebrauchen
können!
Jetzt kamen auch Elkes Eltern den
Gartenweg herunter.
„Stadt Hamburg an der Elbe Auen —“
spielte Doktor Falkner ihnen zu Ehren mit vollen, feierlichen Akkorden.
Aber dann wurde er auch gleich wieder
lustig.
Ilse Harder, genannt Floh, erschien,
und zu ihrer Begrüßung spielte er natürlich das bekannte Lied vom König, der
einen großen Floh hatte. Und wer das Lied kannte, sang es mit.
Nun fehlten nur noch Anke und Gisela.
Aber nein, Gisela war ja überhaupt nicht zu erwarten. Sie war in Lübeck und
machte eine Tagung mit, auf der sie nicht fehlen durfte.
Aber Anke, die kam ja sicher!
Elke sah nach ihrer Armbanduhr. Anke
hatte gesagt, daß sie mit dem Zug kurz nach halb drei aus der Stadt kommen
würde. Danach müßte sie eigentlich schon da sein. Was der Doktor wohl zu ihrer
Begrüßung spielen würde!
Elke war sehr neugierig darauf, und
nicht nur sie allein, auch Achim und die Freundinnen waren sehr gespannt, denn
sie wußten davon, daß Falkner und Anke — angeblich aus dem Grunde, weil sie die
gleichen beruflichen Interessen hatten! — sehr viel zusammen gewesen waren.
Endlich!
Anke kam so schön und strahlend wie je
den rechts und links von bunten Sommerblumen eingefaßten Gartenweg herunter.
Sie trug ein ganz zartblaues Kleid und hatte sich drei rosa Rosen in den Gürtel
gesteckt. Die Rosen leuchteten, und alle dachten: Jetzt spielt Doktor Falkner
sicher „Sah ein Knab’ ein Röslein stehn, Röslein auf der Heiden, war so jung
und morgenschön —
Aber nein, er tat das nicht. „Noch ist
die blühende, goldene Zeit. O du schöne Welt, wie bist du so weit —“, spielte
er, und Elkes Eltern sangen den Kehrreim mit. „Noch sind die Tage der Rosen,
die Tage der Rosen —
Anke, die nicht wissen konnte, daß
auch alle anderen mit einem Lied begrüßt worden waren, war freudig überrascht.
„Da haben Sie sich ja etwas Hübsches
für mich ausgedacht!“ sagte sie, geschmeichelt lächelnd, zu Falkner.
„A l l e sind mit einem Lied begrüßt
worden“, beeilte Elke sich, die Schwester aufzuklären und betonte das Wort
„alle“ sehr.
„Ach so!“ sagte Anke.
Das jetzt folgende Kaffeetrinken ging
an einem langen, hübsch gedeckten Tisch vor sich, der vor der Blaumeisen-Eibe
aufgestellt worden war. Dem kleinen Gerd glückte es natürlich, sich seinen
schönen, weißen Anzug mit seiner Trinkschokolade vollzuschütten, und er brüllte
daraufhin fürchterlich. Elke, die neben ihm saß, steckte aber schnell ein
weißes Mundtuch mit Sicherheitsnadeln über dem Schandfleck fest, und da war der
kleine Kerl wieder zufrieden.
Anke hatte natürlich ihren Platz neben
dem Doktor, und sie lobte laut die „süße kleine Schwester“, die alles so hübsch
hergerichtet und sogar schon bewiesen hätte, daß sie allein Kuchen backen
könnte. Das war wohl ganz gut gemeint, aber Elke ärgerte sich über den Ausdruck
„süße kleine Schwester“.
„Von wegen
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