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Ella und die falschen Pusteln

Ella und die falschen Pusteln

Titel: Ella und die falschen Pusteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Bauern besser, der später das Getreide ernten musste. Der Lehrer stieß die ganze Zeit nur Freudenschreie aus, sogar als es durch die Brennnesseln ging. Er war überhaupt nicht mehr niedergeschlagen. Man konnte nur hoffen, dass er nicht gegen Hunde allergisch war. Oder gegen Halbkojoten. Koj und Ote taten ihm eindeutig gut.
    »Ich hätte auch gern einen Hund«, wiederholte Hanna.
    Und so ging es uns allen. Hunde sind einfach spitze.

Ein Tipi für den Unterricht
    Am nächsten Morgen konnten wir erst nicht ins Klassenzimmer, weil der Hausmeister unsere Tische und Stühle vor die Tür gestapelt hatte. Dem Lehrer machte das aber gar nichts aus. Er ließ uns alles ins Klassenzimmer tragen und daraus zwei hohe Türme bauen. Darüber legte er dann den großen bunten Teppich, und jetzt war es ein Zelt.
    »Es ist ein Indianertipi«, erklärte es uns der Lehrer genauer.
    »Toll«, sagten wir.
    »Und wo sind die Indianer?«, fragte Pekka.
    »Habt Geduld!«, sagte der Lehrer und ging hinaus, weil es gerade klingelte und die erste Stunde zu Ende war.
    Als er zur zweiten Stunde wiederkam, trug er immer noch denselben weißen Kittel aus dem Krankenhaus, aber jetzt hatte er die Ärmel hochgekrempelt, und auf die Arme hatte er sich mit Wasserfarben Indianermuster gemalt. Erst dachten wir, er hätte sich auch das Gesicht angemalt, aber dann waren es doch nur die roten Pusteln, die er sowieso schon hatte. Dazu trug er einen tollen Häuptlingsfederschmuck auf dem Kopf.
    »Die Indianer verfügen wie alle Naturvölker über einen unermesslich großen Weisheitsschatz, und wenn wir klug sind, versuchen wir, von ihnen zu lernen«, sagte der Lehrer.
    Dann mussten wir uns im Kreis auf den Boden setzen. Im Tipi war es ziemlich düster, aber sonst war es richtig gemütlich.
    »Die Indianer fühlen sich eins mit der Natur«, erklärte uns der Lehrer. »Pflanzen, Tiere und Menschen sind für sie gleich viel wert, und das Allerwichtigste ist das Zuhören. Für uns Menschen bedeutet das, dass wir nicht nur einander, sondern auch den Tieren und den Pflanzen zuhören sollen.«
    Der Lehrer stellte eine Blumenvase in die Mitte unseres Sitzkreises. Die Tulpe darin sah ein bisschen welk aus, und wir sollten mucksmäuschenstill sein, damit wir hörten, was sie uns zu sagen hatte. Der Lehrer ging so lange sein neues Auto wachsen. Wir überlegten uns natürlich, ob das Autowachsen auch etwas war, was wir von den Indianern lernen konnten, aber wir kriegten es nicht raus. Sowieso sollten wir ja still sein und der Tulpe zuhören.
    Wir waren auch wirklich still, aber wir hörten die ganze Zeit nur Pekkas Schnarchen. Pekka war nämlich eingeschlafen. Und wir anderen fanden, dass Zuhören vielleicht klug war, aber auch ziemlich langweilig. Oder vielleicht hatte die Blume uns auch überhaupt nichts zu sagen. Vielleicht war sie nur müde. Oder schüchtern.
    »Ich geb dem Kraut eins auf die Knospe, wenn es nicht bald die Klappe aufmacht«, drohte der Rambo, und ausnahmsweise sprach er uns aus dem Herzen.
    Dann klopfte es zum Glück an die Tür, und als wir durch den Eingangsschlitz des Tipis ins Freie spickten, sahen wir Paavo und seine Mutter ins Klassenzimmer kommen.
    »Huhu, ist hier jemand?«, rief Paavos Mutter.
    Wir antworteten natürlich nicht, weil wir ja still sein und der Tulpe zuhören sollten. Die sagte immer noch nichts, aber Paavos Mutter war wieder zu hören.
    »Bin ich hier richtig?«, rief sie. »Ich suche den Weisen unter den Lehrern, der den Verkehr anhalten und an Kindern wahre Wunder bewirken kann.«
    Dann war es wieder still. Nur Pekka schnarchte leise.
    »Das hört sich fast an wie ein Tier«, flüsterte Paavos Mutter.
    »Mama, ich hab Angst, ich will nach Hause«, sagte Paavo.
    »Reiß dich zusammen!«, sagte Paavos Mutter. Dann tauchte ihr Gesicht im Eingangsschlitz des Tipis auf.
    »Hier seid ihr ja«, sagte sie.
    Wir sagten nichts. Wir sollten ja still sein und der Tulpe zuhören.
    »Wenn es euch nichts ausmacht, setzen wir uns einen Augenblick zu euch, um auf euren Lehrer zu warten«, sagte Paavos Mutter und setzte sich mit Paavo zu uns auf den Boden.
    Genau da klopfte es wieder an die Tür zu unserem Klassenzimmer.
    »Huhu, ist hier jemand?«, hörten wir jemanden rufen. Diesmal war es eine Männerstimme.
    Wir sagten natürlich nichts. Wir sollten ja still sein und der Tulpe zuhören.
    »Ist das hier die Klasse des berühmten weisen Lehrers?«, rief die Stimme.
    Dann tauchte ein Mann im Eingangsschlitz des Tipis auf.
    »Hier seid ihr

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