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Ella und die falschen Pusteln

Ella und die falschen Pusteln

Titel: Ella und die falschen Pusteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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zerrten, wo er sich bockig an einem Kinderkarussell festkrallte. Für den Hasen war das ein Glück, weil er sich so aus dem Staub machen konnte, aber dem Lehrer wurde bestimmt schwindlig, weil die Hunde noch eine ganze Weile im Kreis liefen, bevor sie einsahen, dass sie den Hasen nicht mehr kriegen würden. Dafür jaulten sie dann wie verrückt. Hunde sind echt witzig.
    »Ich hätte auch gern einen Hund«, sagte Hanna traurig.
    »Sie sind so süß«, stimmte ich ihr zu.
    Wir waren uns einig, dass der Lehrer ein Glückspilz war, dass er zwei so wunderbare Hunde hatte. Trotzdem machten wir uns Sorgen, als wir sahen, wie blass und mutterseelenallein er auf dem Karussell saß. Richtig niedergeschlagen sah er aus, und bestimmt lag es daran, dass ihn niemand verstand. In der Schule verstanden sie seine tollen neuen Ideen nicht, und zu Hause gab es Probleme wegen dem Kittel. Außerdem hatte er so schreckliche Pusteln, dass man es sogar von Weitem sah. Wahrscheinlich war er auch noch gegen Brennnesseln allergisch. Oder gegen Getreide. Oder hatte seine Frau recht, und es waren Koj und Ote, von denen er Pusteln bekam? Würde er sich dann von ihnen trennen müssen? Das war ein schrecklich trauriger Gedanke, aber zum Glück hatte der Lehrer ja uns. Wir würden immer bei ihm bleiben.
    Am liebsten wären wir den Lehrer trösten gegangen, aber jetzt kam er von selbst. Das heißt, erst kamen Koj und Ote zum Felsen, um ihre Geschäftchen zu erledigen. Ihre Leinen schleiften ohne Lehrer hinter ihnen her.
    Wir waren ein bisschen nervös, ob sie uns vielleicht bemerken würden, aber sie bemerkten uns nicht. Sie waren viel zu sehr damit beschäftigt, die drei Männer anzuknurren, die gerade mit einem Lieferwagen auf den Hof des verlassenen alten Hauses fuhren. Wir erkannten die zwei Gelbhelme vom letzten Mal, aber der dritte Gelbhelm war neu. Der Lieferwagen hielt an, aber die Männer stiegen nicht aus, wahrscheinlich weil Koj und Ote auf den Hinterbeinen standen und mit gefletschten Zähnen in das Fenster auf der Fahrerseite knurrten.
    »Steigen Sie ruhig aus, die tun nichts!«, sagte der Lehrer, der jetzt angelaufen kam. »Sie knurren nur aus Gewohnheit.«
    Dann packte er die Leinen und versuchte, Koj und Ote wegzuziehen.
    »Aus Gewohnheit?«, sagte der neue Mann, der sich als Erster aus dem Auto traute. »Essen sie gewöhnlich Menschenfleisch?«
    Er schaute Koj und Ote an und sah ein bisschen ängstlich aus.
    Dann trauten sich auch die anderen beiden aus dem Auto und luden eine riesengroße Bohrmaschine, eine Ausziehleiter und alle möglichen anderen Werkzeuge aus.
    »Das sind gut erzogene Tiere«, sagte der Lehrer beleidigt. »Überhaupt sind Hunde wie treue Kinder, die ihrem Herrn und Beschützer bis ans Ende der Welt folgen würden.«
    »Mich erinnern sie mehr an Kostgänger, die ums Verrecken nicht aus dem Hotel Mama ausziehen wollen«, brummte der neue Mann. Er musste der Chef der zwei anderen sein, jedenfalls stand er nur herum und machte gar nichts.
    »Sollen wir ein paar Kunststücke vorführen?«, fragte ihn der Lehrer.
    »Wir wär’s mit tausend Meter Dauerlauf?«, knurrte der Chef. »Wir fangen nämlich gleich an zu sprengen.«
    »Sprengen? Den Felsen hier? Den dürfen Sie nicht sprengen! Er ist der Lieblingsplatz meiner Hunde. Er erinnert sie an die nordamerikanischen Felsenlandschaften. Sie sind Halbkojoten, müssen Sie wissen.«
    »Halbkojoten oder Vollbestien – egal, wir sprengen!«
    Der Chef war eindeutig kein Tierfreund. Er nickte den anderen Gelbhelmen zu, die schon die Bohrmaschine zum Fuß des Felsens schleppten.
    »Das könnt ihr nicht tun!«, sagte der Lehrer mit zittriger Stimme.
    »Abwarten!«, sagte der Chef.
    Die anderen Gelbhelme zogen jetzt die Leiter aus und lehnten sie gegen den Felsen. Dann kletterte einer von ihnen hinauf. Das konnten wir nicht mehr sehen, weil wir uns von der Felskante zurückzogen, aber wir hörten es.
    »Dieser Felsen steht unter Artenschutz«, versuchte es der Lehrer.
    »Felsen sind keine Art, also stehen sie auch nicht unter Artenschutz«, sagte der Chef und musste über seinen eigenen dämlichen Witz lachen.
    Die anderen Gelbhelme lachten auch, und wir hörten, dass der auf der Leiter schon fast oben war. Wir drückten uns ganz flach gegen den Felsen und wussten trotzdem, dass er uns bald entdecken würde.
    »Das hier ist der Nistplatz eines Flughörnchens. Da, sehen Sie die Kackhäufchen? Die schmeißt es von oben herunter«, sagte der Lehrer.
    »Das muss ein ganz schön

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