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Ella und die falschen Pusteln

Ella und die falschen Pusteln

Titel: Ella und die falschen Pusteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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großes Flughörnchen sein«, sagte der Chef. »Die Kackhäufchen sind mindestens zweimal so groß wie das größte Flughörnchen, das ich je gesehen habe. Außerdem baut das Flughörnchen meines Wissens sein Nest auf Bäume.«
    »Es handelt sich hier um ein sogenanntes Riesenschnabelhörnchen.«
    Die Stimme des Lehrers hörte sich jetzt schon ein kleines bisschen verzweifelt an.
    »Um ein was, bitte?«
    »Ein Riesenschnabelhörnchen. Und es könnte gerade Junge haben.«
    »Verstehe«, sagte der Chef. »Und Sie sind wahrscheinlich der Patenonkel.«
    Der Gelbhelm auf der Leiter lachte noch, als er oben über die Felskante schaute. Aber als er Mika mit der Batman-Maske sah, verging ihm das Lachen. Der Gelbhelm auf der Leiter und Mika starrten sich an. Es war ganz still. Nur Mika quiekte vor Schreck. Wir wussten alle nicht, wie Riesenschnabelhörnchen machen, aber so hätten sie machen können. Der Gelbhelm zog den Kopf zurück und schaute nach unten zu seinem Chef.
    »Chef, hier ist was!«
    Wir konnten es nicht sehen, aber bestimmt schauten sie unten alle nach oben. Und wahrscheinlich sah man von unten kurz die Ohren von Mikas Maske. Jedenfalls war er vor Schreck ein Stück in Richtung Felskante gerutscht. Wenn man von unten die Ohren der Maske sah, hätte der Lehrer sie eigentlich erkennen müssen, denn er hat sie ja schon öfter gesehen. Aber er erkannte sie komischerweise nicht. Er rief nur:
    »Was hab ich gesagt? – Ein Riesenschnabelhörnchen!«
    »Hier oben gibt’s noch mehr von ihnen, die anderen haben nur keine Flügel«, rief der Gelbhelm auf der Leiter.
    »Das sind die Jungen«, rief der Lehrer. »An Ihrer Stelle würde ich schnell runterkommen. Das brütende Muttertier kann bei den Riesenschnabelhörnchen gefährlich werden.«
    »Säugetiere brüten nicht«, behauptete der Chef. »Schon gar nicht, wenn die Jungen schon geschlüpft sind.«
    »Das Riesenschnabelhörnchen ist eine Ausnahme«, behauptete der Lehrer. »Es legt lebendige Junge und ist mit dem Schnabeltier verwandt.«
    »So wie Sie mit den Gebrüdern Grimm«, knurrte der Chef.
    Aber der Gelbhelm stieg trotzdem hinunter zu den anderen.
    »Das Riesenschnabelhörnchen zählt zu den bedrohten Arten, und seine Nistplätze sind streng geschützt«, sagte der Lehrer triumphierend.
    Jetzt, wo der Gelbhelm weg war, krochen wir wieder vor zur Felskante und schauten hinunter. Der Chef betrachtete die Riesenkackhäufchen am Fuß des Felsens und kratzte sich den Kopf. Dann seufzte er tief, zog ein Taschentuch aus der Tasche und sammelte eins der Kackhäufchen auf.
    »Das hier schicke ich zur Untersuchung in ein Labor, dann sprechen wir uns wieder«, bellte er.
    Dann packten die Männer ihre Werkzeuge und die Leiter zurück in den Lieferwagen, stiegen ein und fuhren davon.
    »Ihr könnt runterkommen!«, rief der Lehrer.
    Wir waren uns nicht sicher, ob der Lehrer uns, seine Hunde oder die Riesenschnabelhörnchen meinte, aber wir kletterten trotzdem von dem Felsen herunter. Der Lehrer sah richtig gut gelaunt aus, das fanden alle.
    »Koj und Ote haben heute Rinderhack bekommen. Was die im Labor wohl von Flughörnchen halten, die Rinder verspeisen?«, sagte der Lehrer schmunzelnd.
    Er war so gut gelaunt, dass er uns sogar die Kunststücke vorführte, die Koj und Ote konnten:
    Als der Lehrer »Sitz!« sagte, legte Koj den Kopf schief, und Ote legte sich flach auf die Erde.
    Als der Lehrer »Platz!« sagte, blieb Koj sitzen, und Ote stand auf, um an Mikas Hosenbein zu schnüffeln.
    Als der Lehrer »Macht Männchen!« sagte, kratzte Koj sich am Ohr, und Ote pinkelte auf Mikas Schuh.
    Dann sagte der Lehrer »Bei Fuß!«, und Koj schnupperte an Otes Hintern. Ote machte gar nichts. Er stand nur reglos da und starrte den Hasen an, der gerade wieder am Rand des Getreidefeldes aufgetaucht war.
    »Brav!«, sagte der Lehrer, und jetzt bemerkte Koj den Hasen auch.
    Der Lehrer bemerkte ihn noch nicht.
    »Es ist gar nicht schwierig, Hunde zu erziehen«, sagte er. »Man braucht dazu nur Zielstrebigkeit und Konsequenz. Das Wichtigste ist, dass die Hunde ihren Platz kennen. Der Mensch ist der Chef, nicht der Hund.«
    Wir beobachteten die ganze Zeit den Hasen und waren uns sicher, dass er Koj und Ote die Zunge rausstreckte. Dann rannte er wieder ins Getreidefeld, und die Hunde jagten ihm hinterher und der Lehrer den Hunden. Sie nahmen genau den Weg zurück, den sie gekommen waren, das sah man daran, dass sich im Getreidefeld nichts bewegte. Wahrscheinlich war das auch für den

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