Ellas geheime Traeume 1&2
wiedersehen?“ fragte der Kommissar und riss Ella aus ihren Überlegungen.
„Gar nicht. Er hat mich gestern unter Drogen gesetzt, und ich habe mich entschieden, dass ich ihn nicht wiedersehen will. Das habe ich ihm auch mitgeteilt.“ Sie spürte ihre Stimme zittern, als ihre Ohren ihre Stimme sagen hörten, was sie ihrem Kopf bereits mitzuteilen versucht hatte.
„Nicht wiedersehen?“ Moleski sprang mit einem Satz auf und hob die Augenbrauen so energisch, dass es aussah, als wolle er sie niemals wieder senken. Er umrundete den Schreibtisch und machte eine Geste, als wolle er Ellas Schultern umfassen. Dann überlegte er es sich jedoch anders und sah ihr ernst ins Gesicht. Zum ersten Mal empfand sie so etwas wie Sympathie für diesen Mann, dem so viel an der Klärung dieses Falls lag, von welcher Art auch immer dieser sein mochte.
„Sie müssen Alan Lancefield wiedersehen! Ich… ich brauche Sie als meine Spionin. Wenn auch nur die Hälfte von dem stimmt, was wir zu wissen glauben, dann ist der prominenteste Mann dieser Stadt zugleich auch der mit dem meisten Dreck am Stecken.“
Sie hob zu einer Frage an, deren Inhalt er offensichtlich schon kannte, bevor sie sie aussprach: „Nein. Ich kann Ihnen jetzt noch nichts Näheres dazu sagen. Ich brauche erst Ihre Zusage zur Zusammenarbeit und eine unterschriebene Verschwiegenheitserklärung.“
Drogenbesitz gehört ganz offensichtlich auch zu dem Dreck an Alans Stecken, dachte Ella sarkastisch. Dem Gesichtsausdruck des Kommissars zufolge schien dies jedoch bei Weitem nicht das schlimmste Geheimnis sein, das der Besitzer des ‚Sportparks‘ hütete.
Ella überlegte. War es nicht unsinnig, sich für nichts und wieder nichts in große Gefahr zu begeben? Und: Wollte sie überhaupt dabei helfen, diesen Mann, der sie so fasziniert hatte – und es offen gestanden noch immer tat – irgendeines schrecklichen Verbrechens zu überführen? Konnte sie das denn überhaupt, sie, ewig errötend und durchschaubar wie ein offenes Buch? Ella, die kleine, graue Maus? Die Lachnummer für die Buchhaltung? Das Spielzeug des Millionärs, das sich mit ‚Spezialpillen‘ betäuben und nach Belieben benutzen ließ?
Hör auf dein Herz. Sei mutig und erkenne deine innere Stärke!
„Ich mach’s“, sagte Ella entschlossen, und noch während sie diesen kurzen Satz aussprach, wuchs ihre Gewissheit, das Richtige zu tun.
Teil 2 - Ein Sieg für die Liebe
-1-
Kriminaloberkommissar Moleski atmete erleichtert auf nachdem Ella ihre Zusage gegeben hatte, die Polizei bei ihren Ermittlungen zu unterstützen. Sichtlich entspannter als zuvor ließ er sich wieder in seinen Bürostuhl fallen, um im nächsten Moment eine Mappe aus einer Schublade zu kramen. Ihr entnahm er zwei zusammengeheftete Zettel, die er Ella reichte. Ein Blick darauf bestätigte ihr, dass es sich um die bereits angekündigte Verschwiegenheitserklärung handelte. Ihre Unterschrift unter dieses Dokument besiegelte das Versprechen, an der Aufklärung des ‚Falls Lancefield’ mitzuwirken und dabei gegenüber allen die sie kannte Stillschweigen zu bewahren. Während sie ihren Namen in das dafür vorgesehene Feld eintrug, kam sich Ella ein wenig wie in einem Spionagethriller vor – und doch war dies hier die Realität, und sie begab sich unter Umständen in echte Gefahr. Alan hatte sie schon einmal unter Drogen gesetzt, und was würde er wohl erst mit ihr tun, wenn er ihr auf die Schliche käme?
„Meine Männer werden ein Auge auf sie haben“, sagte Moleski, als kenne er Ellas Vorbehalte. „Einen 24-Stunden-Schutz kann ich Ihnen nun nicht gerade zusichern, aber wann immer Sie sich in eine Gefahrensituation begeben, sollten Sie mich anrufen. Ich werde dann alles Nötige veranlassen.“
Gefahrensituationen. Die Treffen mit Alan, dem es innerhalb weniger Tage mit seinem Charme, seinem Aussehen und vor allem auch mit seiner selbstbewussten Ausstrahlung gelungen war, Ella vollkommen in seinen Bann zu ziehen, würden zukünftig also als Gefahrensituationen einzustufen sein. Kurz verirrten sich ihre Gedanken zu den erotischen Stunden, die sie geteilt hatten, und als sie Moleski wieder ansah, fühlten sich ihre Wangen heiß an. Wie würden ihre zukünftigen Treffen ablaufen? Eigentlich wollte sie nicht noch einmal mit Alan schlafen… und doch war da eine unbestimmte Sehnsucht in ihr, die sie kaum zurückzudrängen imstande war.
„Es geht um Wirtschaftsspionage.“ Moleskis sachlicher Ton holte Ella zurück in die
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