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Elli gibt den Loeffel ab

Elli gibt den Loeffel ab

Titel: Elli gibt den Loeffel ab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Hennig
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wahr zu sein.
    »Dann haben wir immer noch Alessandros Haare für den Gentest. Außerdem ist Roberto so scharf auf die Pension, dass er es nicht auf einen Prozess ankommen lassen wird.«
    »Anja?«, tönte es unvermittelt von draußen.
    Die Stimme kannte sie doch. Sie gehörte Paolo.
    »Ich hab mich sowieso schon gefragt, wann er hier aufkreuzen würde«, merkte ihre Mutter leicht abfällig an. »So sind sie nun mal, die Italiener. Du wirst sie so schnell nicht los.«
    Die Frage war, ob sie Paolo überhaupt loswerden wollte. Was einem in wenigen Sekunden so alles durch den Kopf schießen konnte. Tausend Möglichkeiten, Überlegungen. Was, wenn er sie wirklich liebte? Aber das konnte nicht sein. Niemand würde eine Frau wie Barbara zugunsten eines Pummelchens wie ihr aufgeben. »Hör auf zu träumen!«, sagte sie sich, als sie aufstand und durch den Vorhang nach unten spähte.
    »Anja, bist du da?«, rief Paolo wieder und lief durch den Garten, den Blick nach oben auf ihr Fenster gerichtet. Fehlte nur noch, dass er sich gleich eine Leiter holte. Aber wäre das nicht furchtbar romantisch?
    »Ich kümmere mich um ihn«, schlug ihre Mutter vor, die sich mittlerweile ihr Kleid angezogen hatte.
    »Was meinst du damit?«
    »Ich schicke ihn weg. Was sonst?«
    Irgendwie musste ihre Mutter ihr angesehen haben, dass sie sich ihrer Sache, Paolo endgültig in den Wind zu schießen, noch nicht ganz sicher war.
    »Du denkst doch nicht ernsthaft darüber nach, dich mit ihm zu versöhnen?« Ihre Mutter trat neben sie an das Fenster und blickte hinunter.
    »Anja, es war ein Missverständnis«, rief Paolo mit wachsender Verzweiflung.
    »Kind, sieh mich an.« Sanft drehte ihre Mutter sie vom Fenster weg und blickte ihr direkt in die Augen.
    »Ich möchte nicht, dass er dir noch mehr weh tut, und glaub mir, das wird früher oder später passieren. Jemand wie er... Es ist doch nur eine Frage der Zeit, bis er sich wieder in eine andere verhebt.«
    Ihre Mutter sprach Anjas dunkelste Befürchtungen aus und rang ihr ein wohl ausreichend überzeugendes Nicken ab. Wie gelähmt stand sie da und musste mit ansehen, wie ihre Mutter keine Minute später vor dem Haus erschien und Paolo klarmachte, dass ihre Tochter ihn nicht mehr zu sehen wünschte. Als ob er sich dessen rückversichern wollte, blickte er noch einmal zu ihr hinauf. Obwohl er sie hinter dem Vorhang mit Sicherheit nicht ausmachen konnte, spürte er bestimmt, dass sie ihn in diesem Moment beobachtete.
    »Paolo... geh nicht«, flüsterte sie leise und ertappte sich dabei, dass sie feuchte Augen bekam, als sie ihn mit hängenden Schultern den kleinen Serpentinenweg hinunterlaufen sah.

    Es fühlte sich für Fabrizio fast so an, als herrsche wieder normaler Betrieb in der Casa. Im Moment logierten zwar nur drei Gäste in der Pension, aber wie jeden Morgen, als Castiglione noch lebte, erledigte er die Einkäufe in der Innenstadt und am Hafen. Es war ein schönes Gefühl. Jammerschade, dass sein großer Traum, die Casa Bella weiterführen zu können, mittlerweile geplatzt war. Immerhin würden die Provisionen ihn eine Weile am Leben erhalten, und vielleicht konnte er sich sogar mit einem Nebenjob als Nachtportier noch ein bisschen was hinzuverdienen.
    Roberto de Andre würde die Pension abreißen lassen und einen Designbunker auf das schöne Grundstück setzen, es sei denn, aus der Verbindung zwischen Robertos Sohn und Dorotheas Tochter wurde eine längerfristige Angelegenheit. In diesem Fall war es zumindest rein theoretisch denkbar, dass die beiden Schwestern Anja das Haus verpachteten. Dies ginge aber auch nur, wenn die Gemeinde ihnen das Haus zusprach. Dem machthungrigen Hotelier war nicht zuzutrauen, dass er das Haus für seinen Sohn kaufte. Jammerschade, aber träumen war ja erlaubt.
    »Hallo, Fabrizio«, begrüßte ihn Paolo, der mit gesenktem Haupt an dem Panda vorbeilief.
    »Na, alles klar?«, fragte er.
    Wenn ein junger Mann derart geknickt vom Haus seiner
    Geliebten kam, hatte diese Frage rein rhetorischen Charakter.
    »Anja will mich nicht mehr sehen.«
    »Ach, das renkt sich schon wieder ein«, versuchte Fabrizio ihn aufzubauen. »Rede mit ihr!«
    »Wie denn? Sie hat ihre Mutter runtergeschickt.«
    Das klang alles andere als gut.
    »Ist es dir ernst mit Anja?«
    Paolo nickte und sah auch so aus, als ob er es tatsächlich ernst meinte.
    Er konnte einem richtig leidtun. Da war eine junge Liebe offenbar in einen Zweifrontenkrieg geraten. Wie die beiden miteinander umgegangen

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