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Elli gibt den Loeffel ab

Elli gibt den Loeffel ab

Titel: Elli gibt den Loeffel ab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Hennig
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waren, so liebevoll. Fabrizio musste sich etwas einfallen lassen, um Paolo zu helfen. Außerdem, wer wusste schon, ob die Liaison zwischen den beiden die Karten im Spiel um die Casa Bella nicht doch noch einmal neu mischte.
    »Ich hab da eine Idee«, sagte er zu Paolo und stellte zufrieden fest, dass wieder ein Hauch Optimismus in seinen Augen zu erkennen war.

    Elli stellte mit einem Blick auf ihren Reisewecker fest, dass sie sich schon wieder in der Wegschlafphase befand. Andere würden es Depression nennen und irgendwelche Medikamente nehmen, ihr dagegen genügte es, sich ins Bett zu verkriechen und in andere Welten zu träumen. Der Nachteil dieser Strategie war, dass die Tage dadurch immer kürzer wurden, und um halb elf aufzustehen, war eigentlich nicht das, was sie gewohnt war. Von Anja, die ihr das Frühstück gemacht hatte, war auch keine Aufmunterung zu erwarten. Sie war völlig durch den Wind wegen Paolo und fragte sie, während sie gemeinsam auf der Terrasse zusammensaßen, eigentlich immer das Gleiche, wenn auch verklausuliert.
    »War es richtig, dass ich ihn weggeschickt habe?«
    Elli antwortete ihr auch immer das Gleiche, jedenfalls im Kern. In solchen Angelegenheiten dürfe man nicht nur auf seinen Verstand hören, sondern vielmehr auf sein Herz.
    »Anja, nur du allein weißt, was richtig für dich ist.« Kaum war der Satz ausgesprochen, überlegte Elli sich, was ihr ein solcher Ratschlag an Nutzen gebracht hätte. Wenn sie ehrlich war, wusste sie selbst nicht so genau, was am besten für sie war. Wer eine Ehe ohne Leidenschaft geführt hatte, sich von einem Roberto völlig blenden ließ und einem anderen Mann letztlich aus Angst vor zu radikalen Änderungen im Leben den Laufpass gegeben hatte, war mit Sicherheit keine Beziehungsexpertin und schon gar keine gute Trostspenderin in Herzensangelegenheiten. Manchmal handelte man wohl wie ferngesteuert, insofern war jeder Ratschlag, egal ob von einer Beziehungsexpertin oder nicht, sowieso für die Katz.
    »Aber Mama hat recht, wenn sie sagt, dass wir langfristig gar keine Chance haben.« Anja beharrte darauf, dass ein gutaussehender Mann und eine Qualle, wie sie sich nun schon zum zweiten Mal nannte, überhaupt nicht zusammenpassten. Aller Erfahrung nach stimmte das sogar, aber wie viele merkwürdige Paare waren Elli in ihrem Leben schon begegnet?
    »Im Grunde ist es so wie mit dir und diesem Heinz«, sagte ihr Anja ohne Vorwarnung.
    Um ein Haar hätte sich Elli an ihrem Kaffee verschluckt. »Heinz?«
    »Da ist doch was gelaufen zwischen dir und ihm?« Die Selbstverständlichkeit in Anjas Tonlage war unglaublich.
    »Wie kommst du denn darauf?«
    »Mama ist sich sicher, dass er in dich verknallt ist.«
    Interessant! Ihre Schwester hatte ihre Nichte also bereits über alles in Kenntnis gesetzt. Typisch Journalistin. Immer eine Geschichte zur Hand, die man an den Mann oder in diesem Fall an die eigene Tochter bringen konnte. Wenn Doro nicht bereits unterwegs zu Roberto wäre, hätte Elli sich ihre große Schwester geschnappt und ihr ordentlich den Marsch geblasen.
    »Was hat sie denn noch so gesagt?«
    »Dass du viel zu blöd bist, um zu merken, wie sehr er dich mag.«
    Das war’s dann wohl mit dem Frühstück. Einen weiteren Bissen würde sie jedenfalls nicht mehr herunterbekommen. Anja schien es bereits etwas besser zu gehen, zumindest gemessen an ihrem wachsenden Appetit auf Grissini, an denen sie wie ein Hamster knabberte.
    »Mama meint, du glaubst bestimmt, dass Heinz nicht gut genug für dich ist. Wie ist er denn so?«
    Wegschlafen!, lautete ihr erster Gedanke. Kaum war sie aufgestanden und hatte gefrühstückt, bildeten sich im Epizentrum ihres Bauches bereits die ersten Depressionswellen.
    »Nett.« Mehr brachte Elli nicht heraus.
    »Ja wie jetzt, nett? Nur nett im Sinne von ganz nett oder im Sinne von ein netter Kerl?«
    Elli war überfragt. Über derlei Abstufungen von »nett« hatte sie bisher noch nicht nachgedacht.
    »Ja, gefällt er dir oder nicht?«
    Elli konnte gar nicht anders, als zu nicken. »Schon. In gewisser Weise.«
    »Was jetzt, schon oder nur in gewisser Weise?«, bohrte Anja nach.
    »Er ist eben ein unglaublich... netter... und... fürsorglicher, ja auch sehr liebevoller und...«
    Elli erschrak über das immer positivere Bild von Heinz, das Anja ihr entlockt hatte. Doro hatte recht, ihre Tochter hätte in der Tat ebenfalls Journalistik studieren sollen. Eine richtig nervige Wortklauberin, genau wie ihre Mutter bevor sie angetangen

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