Elli gibt den Loeffel ab
würden sie abreisen. Schade um die schöne Küche!, dachte sie.
Auf Capri zu bleiben, war angesichts der menschlichen Enttäuschung, die Paolo ihr bereitet hatte, schier unmöglich. Selbst wenn sie ihre Mutter dazu bringen würde, doch über eine Pacht nachzudenken, und sie auf der Insel bleiben könnte, der Gedanke, Paolo eines Tages bei einem Spaziergang über die Piazzetta in den Armen von Barbara zu sehen, war einfach unerträglich.
Zu dumm, dass es nichts mehr zu putzen gab. Kaum hatte Anja sich für einen Moment hingesetzt, überfiel sie wieder diese bleischwere Melancholie. Paolo. Sie vermisste ihn. Umso dankbarer war sie, als Fabrizio unerwartet hereinkam. Die auf Hochglanz polierten Stahltöpfe schienen ihn in dem durch die großen Fenster hereinfallenden Sonnenlicht regelrecht zu blenden.
»Anja, die Küche ist so sauber, dass ich mich gar nicht mehr traue, sie mit Schuhen zu betreten.«
Sie lachte herzhaft und hängte den Politurlappen über dem Waschbecken zum Trocknen auf.
»Ich fahre gleich noch mal runter in die Stadt. Da ist heute Markt. Wir könnten ein bisschen was einkaufen«, schlug er vor.
»Der Kühlschrank ist doch schon randvoll«, erwiderte sie.
»Aber nichts geht über frische Lebensmittel. Jetzt komm schon. Ein Gang über den Markt heitert dich bestimmt ein wenig auf.« Fabrizio wollte nicht lockerlassen.
»Glaub mir, es gibt dort die besten Früchte und Gemüse aus eigenem Anbau. Außerdem findet der Markt nur einmal pro Woche statt.«
Nur einmal pro Woche? Soviel Anja mittlerweile herausgefunden hatte, gab es so gut wie jeden Tag die Möglichkeit, frische Produkte einzukaufen, und wenn es nur am Hafen war. Aber vermutlich hatte Fabrizio recht. Ein bisschen rauszukommen, konnte nicht schaden.
Anwaltskanzleien sahen letztlich überall auf der Welt gleich aus. Das Büro in der Via Roma wirkte nüchtern, nur hier und da hing Kunst an den Wänden, um den Räumen einen Touch Farbe und Leben zu verleihen. Die teilweise antik wirkenden Möbel gefielen Dorothea trotzdem sehr gut.
Dass Roberto so schnell einen Termin für die Ausarbeitung des Vorvertrages bekommen hatte, wertete sie als ein Zeichen dafür, dass er schon Vorgespräche geführt hatte. Er hatte es anscheinend sehr eilig, offenbar in der Angst, sie könnte es sich wieder anders überlegen und doch das volle Programm vor Gericht durchziehen, das sie ihm angedroht hatte. Auch wenn sich das Verfahren über Jahre hinziehen konnte, für mindestens eine Million Euro würde es sich durchaus lohnen, zu warten. So entspannt wie Roberto ihr nun im Wartebereich bei einem Glas Wasser gegenübersaß, das ihnen eine Anwaltsgehilfin serviert hatte, konnte eigentlich nichts mehr schiefgehen.
»Ich habe mit meiner Bank gesprochen und kann dir nun fünfhunderttausend Euro für die Casa Bella anbieten.«
Aha, die Million, von der sie auf dem Weg zur Kanzlei noch geträumt hatte, war nun schon halbiert. Dorothea konnte ihre Enttäuschung kaum verbergen.
»Bitte denk daran, dass ich der Gemeinde ebenfalls eine ordentliche Summe bezahlen muss.«
Dies leuchtete ihr ein. Dorothea erinnerte sich wieder, dass sie und Elli sich bei Don Alfonso auf einen Fifty-fifty-Deal eingelassen hatten. Eine halbe Million in bar war keineswegs zu verachten. Kein Anwalt, kein Prozess...
»Gut, ich bin einverstanden«, sagte sie spontan.
»Was hast du mit dem vielen Geld vor?«, fragte er.
Darüber hatte sie sich noch gar keine Gedanken gemacht, aber Ideen gab es genügend. »Meine Schulden abbezahlen, mir eine schöne Eigentumswohnung kaufen, mir einen gesicherten Ruhestand gönnen und reisen, reisen und nochmals reisen.«
»Dafür wird es wohl reichen«, meinte er lächelnd.
»Du machst bei der Sache immer noch einen ganz schönen Reibach«, konnte sie sich nicht verkneifen zu sagen.
»Reibach? Was ist das?« Roberto sprach zwar gut genug Deutsch, um auf jedem geschäftlichen Parkett zu bestehen, war mit umgangssprachlichen Formulierungen jedoch nicht ganz vertraut.
»Gewinn, und zwar leicht verdienter Gewinn. Wenn ich daran denke, dass du uns nur zweihundertfünfzigtausend Euro...«
»Moment mal, du hattest zu dem Zeitpunkt nichts in der Hand. Würdest du auf bloßen Verdacht hin jemandem so viel Geld bezahlen?«, wand er sich heraus.
Das stimmte nun auch wieder, obwohl es ihr egal sein konnte.
Da ging die Tür zum benachbarten Büro auf. Nun war sie nur noch wenige Schritte von ihrem Glück entfernt.
»Nichts, einfach nichts!«, stellte Elli
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