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Elli gibt den Loeffel ab

Elli gibt den Loeffel ab

Titel: Elli gibt den Loeffel ab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Hennig
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Recht unkonventionell, aber angeblich gab es hier das frischeste biologisch angebaute Gemüse weit und breit. Warum sah Fabrizio nur immer wieder auf seine Armbanduhr? Irgendwie machte er einen gehetzten Eindruck, dabei hatten sie doch alle Zeit der Welt.
    »Wir sollten noch Wein einkaufen«, schlug er vor, nicht ohne schon wieder verstohlen auf die Armbanduhr zu schielen und einen Blick auf die Passanten in der Straße zu werfen. »Die Weinhandlung macht gleich zu«, hetzte er sie.
    Merkwürdig. Hatten die Läden hier nicht bis spätabends auf?
    Kaum waren sie vor dem ersten Weinregal angelangt, hielt Fabrizio Anja bereits eine Weinflasche unter die Nase.
    »Capri Bianco. Das ist das Beste, was du zu Fisch servieren kannst, aus Trauben von Falanghina, Greco und Biancolella. Schon die alten Römer wussten unseren Wem zu schätzen. Willst du mal probieren? Ich sag dem Händler Bescheid. So viel Zeit muss sein.«
    Noch ehe sie nicken konnte, verschwand Fabrizio hinter einem Weinregal. Anja betrachtete die Dutzende von Flaschen vor ihr, und sogar ein altes Weinfass stand unten vor dem Regal. Der Laden hatte etwas Heimeliges. An einer
    Wand hingen alte Schwarz-Weiß-Fotografien vom Weinanbau. Den Kleidern der Traubenleser nach zu schließen, war diese Aufnahme Anfang des letzten Jahrhunderts entstanden. Die Weinhandlung hatte das Flair eines Museums.
    »Anja?« Diese Stimme kannte sie doch.
    Neben ihr stand plötzlich Paolo, eine Weinflasche in der Hand. Fabrizio lugte hinter einem Regal hervor und sah sich nach einem kurzen Blickkontakt weiter geschäftig um.
    »Na, so ein Zufall aber auch!« Anja wurde schlagartig klar, dass Fabrizio dieses Treffen arrangiert hatte.
    »Ja, das finde ich ebenfalls«, erwiderte Paolo charmant.
    »Arbeitet Fabrizio jetzt etwa auch für euch?«
    Paolo schüttelte den Kopf. »Du wolltest mich ja nicht sehen. Und Fabrizio hatte irgendwie Mitleid...«
    »Daran hat sich nichts geändert. Fabrizio erwartet mich zur Weinprobe«, erwiderte sie bemüht schroff.
    »Anja, mein Vater hat unser Zusammentreffen mit Barbara arrangiert. Bitte glaub mir. Es mag für dich anders ausgesehen haben, aber diese Frau bedeutet mir nichts. Es war ein Missverständnis, weiter nichts.«
    »Du kannst machen, was du willst. Viele Männer würden auf so ein langbeiniges Missverständnis abfahren. Du musst dich nicht rechtfertigen.«
    Anja machte auf dem Absatz kehrt und ging in den vorderen Teil des Ladens. Inständig hoffte sie, dass Paolo ihr folgen würde, was er zu ihrer großen Erleichterung auch tat.
    »Wir waren mal kurz zusammen.«
    »Genau wie wir«, sagte sie beiläufig auf dem Weg zu der kleinen Theke, an der Fabrizio und der Ladenbesitzer mit graumeliertem Haar bereits auf sie warteten.
    »Anja, du und ich, das war ein ganzes Jahr! Und wenn du dich nicht auf einen Schlag nicht mehr bei mir gemeldet hättest, dann wären wir heute noch zusammen.«
    Anja blieb stehen und sah ihm in die Augen. »Ich weiß einfach nicht, ob ich dieses Märchen glauben soll. Ein reicher Italiener wartet ausgerechnet auf ein armes deutsches Mädchen, aus dem nichts weiter als eine Köchin geworden ist, noch dazu eine arbeitslose.«
    »Die beste Köchin der Welt!«, widersprach Paolo vehement.
    Mein Gott, konnte dieser Kerl charmant sein.
    »Für deine schwäbischen Schupfnudeln würde ich heute noch sterben.«
    Anja musste unwillkürlich lachen. Ein solches Kompliment, noch dazu aus dem Munde eines Italieners, war einmalig. Aber es stimmte, ihre Schupfnudeln, einfach zuzubereiten und damals dem Budget einer Praktikantin entsprechend, hatte er heiß und innig geliebt.
    Fabrizio und der Mann an der Theke starrten mittlerweile gespannt und mit hingebungsvollem Schmachtblick in ihre Richtung.
    »Paolo. Was soll ich bloß mit dir machen?«, fragte sie.
    »Mich nicht mehr wegschicken«, erwiderte er prompt.
    »Aber warum? Was willst du schon von einer pummeligen deutschen Köchin?«
    »Zufällig habe ich sie.« Sein Blick war ernst, todernst.
    Anja lief ein heißer Schauer über den Rücken.

    Irgendetwas stimmte nicht an dieser perfekten Idylle. Wenn jemand einen Grund zum Feiern hatte, dann ja wohl sie. Dorothea fragte sich, was Paolo an der Seite ihrer Tochter zu suchen hatte. Auch Heinz und Elli schienen sich an dem festlich gedeckten Tisch köstlich zu amüsieren. Wine & Dine in perfekter Casa-Bella-Idylle, und Fabrizio schenkte ordentlich nach. Elli bemerkte Dorothea als Erste, und die Art, wie ihre Schwester sie musterte, hatte

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