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Elli gibt den Loeffel ab

Elli gibt den Loeffel ab

Titel: Elli gibt den Loeffel ab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Hennig
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ging alles ganz schnell. Irgendeine Verrückte lief im Lichtkegel der Scheinwerfer auf der Straße vor ihm direkt auf ihn zu. Roberto verriss das Lenkrad. Er stieg voll in die Bremse, und dennoch war der dumpfe Aufschlag unüberhörbar. Sein Wagen kam von der Fahrbahn ab und blieb erst mitten in der Limonenplantage stehen. Panisch riss er die Wagentür auf und rannte zu der Stelle, wo die Frau auf dem Boden lag. Roberto zitterte am ganzen Leib. Mit jedem Schritt, mit dem er sich dem reglosen Körper näherte, hoffte er, dass die reglose Gestalt noch lebte. Die Verletzte hatte langes Haar und war kompakter Natur.
    Anja, schoss es ihm durch den Kopf, und als er sie erreichte und in ihr blutendes Gesicht sah, wurde die Vermutung zur bitteren Gewissheit. Roberto erinnerte sich an das, was er im Erste-Hilfe-Kurs gelernt hatte, und brachte sie in die stabile Seitenlage. Dann hörte er Schritte, die schnell näher kamen. Er drehte sich um und blickte in die Augen seines Sohnes, der für eine Schrecksekunde auf die Unfallstelle starrte, bevor er sich ihnen näherte.
    »Was hast du getan?« Paolos Blick war voller Verzweiflung und Verachtung. Er stieß ihn zur Seite und fühlte nach ihrem Puls.
    »Anja.«
    Sein Sohn schien völlig verzweifelt und versuchte Kontakt mit ihr aufzunehmen. Keine Reaktion. Die deutsche Frau blieb bewegungslos auf dem Asphalt liegen.
    Roberto betete, dass sie noch lebte, und griff zum Telefon, um einen Krankenwagen zu rufen.

Kapitel 18
    Paolo war hin- und hergerissen zwischen seiner Sorge um Anja und blinder Wut auf seinen Vater. Anja war auch im Sanitätswagen noch immer nicht zu Bewusstsein gekommen. Eine Nadel, die über einen Schlauch zu einer Infusion führte, steckte in ihrem Arm, ihr Gesicht war verschrammt und blutete. Ein junger Sanitäter kontrollierte Puls und Herzschlag auf einem Monitor, während der ebenfalls noch sehr junge Notarzt Anjas Schrammen und ihre Kopfverletzung versorgte.
    »Keine Angst, das wird schon wieder«, sagte der Arzt ihm.
    Aber solange Anja nicht aus dem Koma erwachte, klangen diese Worte eher wie Beruhigungsparolen. Natürlich glaubte Paolo den Beteuerungen seines Vaters, dass es ein tragischer Unfall gewesen sei. Immerhin hatte er gegenüber der Polizei sofort zugegeben, dass er zu schnell gefahren war.
    »Mein Sohn, es tut mir so leid. Ich wollte das nicht«, hatte er mehrfach beteuert.
    Auch dies glaubte er seinem Vater, aber letztlich trug er allein die Schuld an Anjas Zustand, was ihm sicherlich bewusst war. Hätte er sonst seinen Wunsch respektiert, nicht mit ihm zu sprechen?
    Der Sanitätswagen bog scharf rechts ab und verlangsamte die Fahrt. Sie mussten schon an der Notaufnahme des kleinen Krankenhauses sein. Die Flügeltüren des Wagens flogen auf, und sofort waren zwei Krankenschwestern in grüner Kleidung zur Stelle. Sie zogen die Trage, auf der Anja angeschnallt lag, nach draußen, legten sie auf ein Gestell mit Rädern und schoben die Verletzte zum Eingang. Der Notarzt und der junge Sanitäter folgten ihnen.
    »Am besten, Sie warten in der Halle bei der Notaufnahme«, sagte ihm der Arzt.
    Paolo stieg nun ebenfalls aus und ging zum Eingang. Erst jetzt bemerkte er das Fahrzeug seines Vaters, der wohl schon etwas früher losgefahren war. Sein Vater stand vor seinem Wagen und rauchte eine Zigarette. Dabei hatte er schon vor fünf Jahren mit dem Rauchen aufgehört. Als sein Vater ihn sah, schnippte er die Zigarette auf den Parkplatz.
    »Paolo!«, rief er und ging auf ihn zu.
    »Lass mich in Ruhe!«, gab er seinem Vater deutlich zu verstehen.
    Aber Roberto ließ einfach nicht locker. »Ich muss mit dir reden.«
    Paolo blieb nun doch stehen und sah ihm ins Gesicht. »Ich weiß, es war ein tragischer Unfall, und danke, dass du gleich den Krankenwagen gerufen hast. Gibt es sonst noch was?«
    »Es war meine Schuld. Ich...«, stammelte sein Vater.
    »Ja, du bist zu schnell gefahren. Aber keine Sorge, bei deinen Kontakten kommst du bestimmt mit einer Geldstrafe davon.«
    Seine Worte schlugen offenbar wie Peitschenhiebe auf sein Gegenüber ein. Er wirkte verzweifelt, und das war ganz offensichtlich nicht gespielt.
    »Bitte, hör mich an.«
    »Was?«, fragte er genervt.
    »Ich habe mir auf der Fahrt hierher klargemacht, dass ich allein die Schuld daran trage. Ich bin zu schnell gefahren, weil ich so wütend auf dich war. Du hast dich einfach nicht mehr gemeldet und... Dorothea hat mir von euren Plänen mit der Pension erzählt. Ich hatte mich einfach nicht mehr

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