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Elli gibt den Loeffel ab

Elli gibt den Loeffel ab

Titel: Elli gibt den Loeffel ab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Hennig
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konnte, wann sie das letzte Mal überhaupt von Menschen in ihrem Umfeld geträumt hatte. Waren es sonst nicht immer irgendwelche Filmsequenzen?
    Dem Stand der Sonne nach zu urteilen hatte sie wohl ziemlich lange geschlafen. Kaum hatte sie das Zelt einen Spaltbreit geöffnet, nutzte Oskar die Lücke, um sie schwanzwedelnd zu begrüßen. Seine Freude schien überirdisch, und angesichts der Geschwindigkeit, mit der er auf sie zuschoss, blieb ihr keine Möglichkeit zur Gegenwehr. Pfeilschnell landete er auf ihrem Schoß und hüpfte an ihr hoch. Es folgte eine Hunde- statt der campingplatztypischen Katzenwäsche. Mal was Neues. Mit seiner flinken Zunge hatte er sie in Windeseile abgeschleckt und keinen Millimeter ihres Gesichts ausgelassen.
    »Oskar!«, pfiff Heinz, der bereits fertig angezogen, sprich in den Klamotten von gestern, vor dem Zelt stand, seinen Hund zurück. »Guten Morgen, Eleonore, das Frühstück ist fertig.«
    »Ich muss mich erst noch ein bisschen zurechtmachen«, sagte sie, nachdem sie sein Lächeln erwidert hatte. Sie musterte ihn kurz, in dem Versuch sich vorzustellen, ob er im Anzug wirklich so gut aussehen könnte wie in ihrem Traum.
    »Ach was, wir sind hier auf einem Campingplatz. Der Kaffee wird sonst kalt.«
    Heinz versuchte Oskar, der nicht von ihrer Seite weichen wollte, aus dem Zelt zu locken. Der Hund wehrte sich regelrecht, zu seinem Herrchen zu gehen, und schmiegte sich stattdessen an Ellis Rücken, was Heinz ziemlich verwunderte.
    »Verräter!«, warf er dem Kleinen augenzwinkernd vor, was Oskar jedoch ignorierte und dazu veranlasste, das Köpfchen noch fester an sie zu schmiegen.
    »Fresschen«, köderte Heinz den Hund, doch der durchschaute den Trick sofort.
    Damit blieb ihm nichts anderes übrig, als in Ellis Zelt zu kriechen. Sein Blick streifte dabei das Tagebuch, über dem sie gestern eingeschlafen war. Schlagartig fiel ihr wieder ein, welche Ergüsse sie darin verewigt hatte.
    »Sie schreiben Tagebuch?«
    Sofort verschwand es in ihrer Tasche. »Nein, nur ein paar Notizen.«
    Hoffentlich hatte er in der Kürze der Zeit nicht gelesen, was da stand. Am Ende hielt er sie noch für eine Frau, die es mal wieder dringend nötig hatte. Wie peinlich!
    Ein Fünfsternefrühstück in einer Wohnmobilküche zu zaubern, hatte sich als echte Herausforderung erwiesen. Erst jetzt fiel Heinz auf, mit wie wenig er unterwegs auskam. Vollkorntoast, verschiedene haltbare vegetarische Pasten, geschrotetes Korn, Sonnenblumenkerne, Soja-Milch und einen kleinen Kaffeevorrat — mehr brauchte er nicht. Die Auswahl an Hundefutter, die er mit sich führte, war deutlich größer. Auf die deutschen Rentner, die hier Jahr für Jahr ihren Urlaub verbrachten, war allerdings Verlass. Sie wussten, wo der nächste Supermarkt war, und spendeten ihm noch ein paar Leckereien, in der Annahme, Eleonore sei seine Freundin. Was für ein verrückter Gedanke!
    Als sie sich kurz darauf an den gedeckten Tisch setzte, schien sie mehr als nur überrascht über die reichhaltige Auswahl: frisch gepresster Orangensaft, Cappuccino, frisches Weißbrot, toskanischer Honig, verschiedene Marmeladen, zwei hartgekochte Eier und Parmaschinken, den Heinz liebevoll um Brotsticks gerollt hatte.
    »Sie haben sich aber Mühe gegeben.« Eleonore wirkte schwer beeindruckt.
    »Nach einer Nacht im Zelt haben Sie sich das verdient.«
    Ihr Strahlen war die morgendlichen Mühen wert, und ihr gesunder Appetit machte deutlich, dass er wohl ins Schwarze getroffen hatte.
    »Ich habe nie verstanden, warum es immer heißt: >Essen wie Gott in Frankreichs Gut, ich mag die Schokobrötchen und die Croissants, aber mehr essen die morgens nicht. Oder haben Sie in Frankreich schon mal ein vernünftiges Frühstück bekommen?«
    Da hatte sie recht.
    »Was frühstücken Sie denn so?«, fragte er neugierig.
    »Eher wenig. Essen macht allein einfach keinen Spaß.«
    Auch das stimmte. Heinz fiel ein, dass er seit ewigen Zeiten nicht mehr mit jemandem gefrühstückt hatte — von Oskar mal abgesehen.
    »Der Vorteil daran ist, dass man seine Figur hält. Ist Ihnen denn noch nicht aufgefallen, dass Paare, die lange zusammen sind, mit der Zeit immer dicker werden?«
    »Da haben wir ja großes Glück. Lieber schlank und allein, als gemeinsam fett werden.«
    Elli musste unwillkürlich lachen. »Der Satz könnte auch von Frieda sein, meiner besten Freundin. Sie zählt allerdings zu den Ausnahmen, die die Regel bestätigen.«
    »Kummerspeck?«
    »Nein, wohl eher Heißhunger auf

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