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Elli gibt den Loeffel ab

Elli gibt den Loeffel ab

Titel: Elli gibt den Loeffel ab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Hennig
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ziemlich verlegen. »Begleiten Sie mich noch zum See? Dort wird gegrillt, und Sie haben doch sicher Hunger. Ich zieh mich nur schnell an.«
    »Mal sehen«, erwiderte sie eher desinteressiert, bevor sie sich an ihm vorbei nach draußen zwängte und auf einem der Klappstühle Platz nahm.
    Richtig idyllisch war es hier. Grillen zirpten, von den anderen Wohnmobilen und Campingwagen leuchtete gemütliches Licht herüber — vom sternenklaren Himmel ganz zu schweigen. Kaum hatte sie die würzig-frische Nachtluft inhaliert, fiel ihr auf, dass sie gar keinen Grund hatte, so pampig zu sein, fast ein bisschen wie Dons Day in einer ihrer zahllosen Komödien, in denen sich Mann und Frau auf alberne Weise regelrecht bekriegten. Genau dieses Doris-Day-Gesicht hatte sie vorhin aufgesetzt. Heinz hielt sie jetzt bestimmt für eine richtige Zicke. Warum tat sie so etwas, so ganz entgegen ihrer Art? Heinz ließ ihr jedenfalls keine Zeit, um darüber nachzudenken. Dass Männer sich so schnell fertig machen konnten, war beneidenswert. Nachdem er sich anscheinend nie rasierte und die Haare einfach wachsen ließ, gab es vermutlich auch keinen großen Pflegebedarf.
    Der kurze Weg zum See war vielversprechend. Am Ufer loderte bereits das Lagerfeuer. Mit einem unüberhörbaren Knurren meldete sich Ellis Magen lautstark zu Wort und veranlasste sie dazu, ihre Schritte in Richtung der Lichtquelle, von wo aus es nach frisch Gegrilltem roch, zu beschleunigen.
    »Geht das, was ich anhabe?«, fragte sie Heinz, schon wieder einen Tick zu sehr wie Doris Day.
    Er musterte sie im Gehen und erweckte den Eindruck, als sei ihm ihr Outfit egal. »Ist doch hübsch.«
    Vermutlich hätte er das Gleiche gesagt, wenn sie sich in eine verschlissene Jeans gezwängt und für ein einfaches T-Shirt entschieden hätte.
    »Nicht zu overdressed?«
    Heinz besah den sommerlichen Zweiteiler genauer, der aus einem roten Kleid und einer cremefarbenen Stola bestand, in die Elli sich am Lagerfeuer einzukuscheln gedachte. »Nein.«
    »Hätte ja sein können. Immerhin sind wir hier in einem Nudistencamp gelandet.«
    »Dazu ist es inzwischen einen Tick zu kühl.«
    Dafür war das Lagerfeuer umso wärmer. Das Knistern und die sprühenden Funken verbreiteten Romantik pur. Mehrere ältere Paare saßen kreisförmig um das Feuer herum, stocherten mit Holzstöcken, an deren Enden sie Kartoffeln aufgespießt hatten, darin herum oder wärmten sich die Hände. Zwei Camper mit Caps in Jeans und Turnschuhen — so viel zum Thema »overdressed« — kümmerten sich um den Grill. Und wie verführerisch das Essen duftete: Würstchen, Schweine- und Rindersteaks, Hähnchenflügel, Putenbrust, in Alufolie eingewickelte Kartoffeln und dazu ein Salatbuffet.
    »Alles selbst gemacht. Jeder bringt in der Regel etwas mit«, klärte Heinz sie über die Gepflogenheiten der anscheinend eingeschworenen Camping-Gemeinschaft auf.
    Einige musterten Elli neugierig von Kopf bis Fuß, als sie das Salatbuffet entlangschritt. »Aber wir haben gar nichts dabei.«
    »Das macht nichts. Neuankömmlinge sind immer herzlich eingeladen«, erklang die freundliche Stimme einer älteren Frau neben ihr, die es mit Teller in der Hand ebenfalls auf das Salatbuffet abgesehen hatte. »Hallo, Heinz. Warst schon lange nicht mehr da«, wandte sie sich dann an ihn.
    »Darf ich vorstellen? Liane — Eleonore.«
    »Angenehm.« Liane, bestimmt schon Mitte siebzig und mit knusprig braunem Teint, der ihr schlohweißes Haar besonders zur Geltung brachte, schenkte Elli ein warmes Lächeln. »Sie müssen unbedingt den Tomatensalat mit Ziegenkäse probieren. Der ist von mir.«
    Ein schier unwiderstehliches Angebot. Elli schnappte sich gleich eine doppelte Portion, die sie genussvoll auf einen Pappteller vom Buffet lud.
    »Leisten Sie uns doch ein wenig Gesellschaft«, fügte Liane hinzu.
    »Gerne.«
    Elli folgte ihr zu den Rentnern am Lagerfeuer. Zwei der älteren Herrschaften hielten sogar Händchen, was ihr einen Stich versetzte. Wie zärtlich einer der Männer die Hand seiner Frau streichelte. Täuschte sie sich, oder sah er sie immer noch verliebt an? Richtig süß. Auch Lianes Mann begrüßte seine bessere Hälfte mit einem warmen Lächeln. Harmonie pur. Wenn Josef doch nur noch leben würde, überlegte Elli. Dann könnten sie jetzt auch so romantisch am Lagerfeuer sitzen, zwar nicht in einem italienischen Nudistencamp, dafür aber in der Karibik. Das Schicksal hatte sie um die Erfahrung betrogen, gemeinsam alt zu werden. Vielleicht war

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