Elli gibt den Loeffel ab
»ehrenwerten Gesellschaft« pflegte. Zumindest sah de Andre mal wieder aus wie der perfekte Mafioso, als er gemächlich im dunklen Anzug, mit nach hinten gegeltem Haar und Sonnenbrille aus dem Wagen stieg. Die anderen Herren wirkten in ihren dunklen Hosen und weißen, kurzärmligen Hemden nicht minder bedrohlich. War das eine Gangsteruniform? Nur keine Schwäche zeigen, redete Fabrizio sich gut zu. So schnell würde er sich nicht von diesem schönen Stück Erde vertreiben lassen.
»Fabrizio«, begrüßte de Andre ihn übertrieben freundlich, als er den Hauseingang erreichte. »Was für eine Überraschung!«, freute ersieh, nur um von einer Sekunde auf die nächste das Gesicht gleich wieder zu verziehen, die Sonnenbrille in einer provokanten Geste abzunehmen und ihn anzusehen wie die Schlange das Kaninchen. »Allerdings eher eine unangenehme«, fügte er mit einem Seitenblick auf zwei seiner Begleiter hinzu, die daraufhin höhnisch lachten.
Fabrizios Halsschlagader fing an zu pochen, weniger aus Angst, sondern weil langsam, aber sicher Wut in ihm hochstieg.
»Warum bist du noch hier?«, wollte de Andre wissen.
»Ich wohne hier«, protestierte Fabrizio.
»Komm mir nicht wieder mit der alten Leier. Lebenslanges Wohnrecht, dass ich nicht lache. Du hast nichts Schriftliches in der Hand, und ich kann dich hier nicht länger gebrauchen.«
Aus den Augenwinkeln bekam Fabrizio mit, dass die Begleiter des ungebetenen Besuchers sich auf dem Grundstück verteilten. »Wer sind diese Leute?«, fragte er.
»Investoren. Es geht um sehr viel Geld«, untermauerte de Andre seine Forderung mit bedeutsamem Blick, bevor er ihm alarmierend freundlich die Hand auf die Schulter legte. »Fabrizio. Was ist das Wort eines alten Mannes schon wert?«
Dass er nicht mit völlig leeren Händen dastand und es seit den Briefen, die er Dorothea und Elli geschrieben hatte, wieder ein Fünkchen Hoffnung gab, das Feld nicht kampflos räumen zu müssen, stand ihm offenbar ins Gesicht geschrieben.
De Andre musterte ihn jedenfalls leicht irritiert. »Warum warst du auf dem Gemeindeamt?«
»Es müsste eine Ausschreibung geben. Das Grundstück gehört dir noch nicht«, wandte Fabrizio mit wachsendem Selbstbewusstsein ein.
Die Art, wie de Andre plötzlich zu lachen begann, machte Fabrizio klar, dass sein Gegenüber bereits einige Strippen bei der Gemeinde gezogen hatte. Der international agierende Hotelier kannte so gut wie jeden auf Capri und hatte einen großen Einfluss — auch auf die Politik. Dessen war sich Fabrizio absolut sicher. Abrupt gefror de Andres Lachen, und er setzte im Nu seine Patenmiene auf. Offenbar gefiel er sich in dieser Rolle.
»Keine weiteren Fragen. Und jetzt verschwinde von hier!«
Da hatte er sich geschnitten. »Ich bleibe!«, wagte Fabrizio dem Hotelier mutig zu trotzen.
»Keine kluge Entscheidung.«
»Da musst du mich schon erschießen lassen!«
Wieder musste de Andre herzhaft lachen. »Fabrizio, du hast zu viele Gangsterfilme gesehen. Lass uns das gütlich regeln. Wir auf Capri sind doch alle eine große Familie. Apropos, wie geht es eigentlich deiner Nichte? Ich habe gehört, Paola hat vor einem Monat geheiratet. Warst du nicht sogar auf ihrer Hochzeit in Rom...«
Woher wusste er das? Damit sah die Sache auf einen Schlag anders aus. Paola war alles, was Fabrizio noch an Familie hatte. De Andres Arm würde sicher bis nach Rom reichen, und Fabrizio zweifelte nicht eine Sekunde daran, dass er ihr etwas antun könnte. De Andres siegessicheres Lächeln machte ihm nur allzu deutlich, dass er sich offenbar verkalkuliert hatte.
Mit so viel Komfort war beim besten Willen nicht zu rechnen gewesen. Klimaanlage, bequem gepolsterte blaue Kunstledersitze und eine Bar. Die Expressfähre hatte den Komfort eines Passagierflugzeuges, aber leider auch denselben Lärmpegel, was sich bemerkbar machte, als der Kapitän, kaum hatten sie das Hafenbecken hinter sich gelassen, Vollgas gab und Kurs auf Capri nahm. Jetzt erst mal gemütlich frühstücken bei überraschend moderaten Preisen, wie Elli feststellte, als sie die Bordbar erreichte und nach leckeren Sandwichkombinationen Ausschau hielt. Trotz Friedas Finanzspritze galt es angesichts des als teuer bekannten Pflasters, auf das sie sich zubewegte, nach wie vor einen eisernen Sparkurs einzuhalten, aber verhungern ging ja wohl auch nicht. Hoffentlich war die Angelegenheit mit Fabrizio schnell geklärt und sie konnte schon bald wieder die Heimreise antreten.
»Ein Wasser und ein
Weitere Kostenlose Bücher