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Elli gibt den Loeffel ab

Elli gibt den Loeffel ab

Titel: Elli gibt den Loeffel ab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Hennig
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ein lange gehegter Traum in Erfüllung gehen, aber Paolo war sich sicher gewesen, dass sein Vater mit der Pension andere Pläne hatte. Die Casa Bella würde ihren Charme verlieren, einen Swimmingpool verpasst bekommen und jenen urigen ländlichen Reiz einbüßen, in den Anja sich auf Anhieb verliebt hatte. Sie war richtig gespannt auf das Fest, auf dem sie auch Paolos Vater kennenlernen würde.

Kapitel 12

    Dass sie das noch einmal erleben durfte. Mit einer schwarzen Limousine abgeholt zu werden, das hatte sie bisher nur zu ihren Glanzzeiten an der Seite von Josef genießen dürfen. Einmal in Cannes, dank einer Einladung von Paramount, und einmal auf eigene Kosten, um in New York bei der Verleihung der International Emmy Awards, zu der sie wegen Josefs Jurorentätigkeit eingeladen waren, Eindruck zu schinden. Und dann noch dieses elegante Abendkleid, das sie heute Abend groß ausführen würde. Selbst Doro hatte ihr beim Einsteigen gestanden, dass sie traumhaft aussah. Dieser Roberto de Andre hatte einfach an alles gedacht. Es gab sogar Champagner auf dem Weg zu der Villa, die in einer der besten Gegenden Capris und damit vermutlich ganz in der Nähe der kleinen Marina und des Krupp-Weges lag — zumindest war beides auf der Fahrt dorthin von einer Serpentine aus kurz zu sehen gewesen.
    »Der Graf lässt sich nicht lumpen«, stellte Elli zufrieden fest, nippte an dem Champagner und sah dabei draußen eine Villa nach der anderen vorbeiziehen.
    »Erstens ist er bestimmt kein Graf, und zweitens würde ich das als guter Geschäftsmann auch so machen. Du darfst nicht vergessen, dass er auf die Casa Bella scharf ist.«
    »Eigentlich gehört sie uns ja noch gar nicht.«
    »Das spielt keine Rolle. Hauptsache, er zahlt uns aus.« Doro war schon immer durch und durch pragmatisch veranlagt, aber warum zog sie trotz Anjas Interesse für keinen Moment in Erwägung, die Casa Bella zu behalten? Elli war sich sicher, dass ihr, hätte sie selbst eine Tochter, das Glück ihres eigenen Kindes am wichtigsten wäre. Andererseits hatte sie leicht reden. Zum einen hatte sie dank Josefs eingeschränkter Fertilität keine eigenen Kinder, und zum anderen kannte sie Anja nur von ihren gelegentlichen Besuchen. So ein Tochter-Mutter-Verhältnis, das wusste sie von Frieda, konnte es durchaus in sich haben, und egal wie man es machte, man machte es offenbar immer verkehrt. Insofern hatte sie gar kein Recht, Doro irgendetwas vorzuhalten, auch wenn ihr Bauchgefühl anderer Meinung war.
    »Hast du wirklich noch nie darüber nachgedacht, die Casa zu behalten?« Elli riskierte noch einmal einen Vorstoß in diese Richtung, nur um sicherzugehen, dass Doro sich die Entscheidung gründlich überlegt hatte.
    »Hat dir Anja diesen Floh etwa ins Ohr gesetzt?«
    »Offenbar hängt sie daran, und ich würde es ihr wirklich Zutrauen.«
    »Elli, wir brauchen Geld. Das mit der Pacht kannst du vergessen«, sagte Doro bestimmt.
    »Das wäre im Grunde auch ein regelmäßiges Einkommen.«
    »Ich möchte endlich meine Hypothek loswerden. Gesparte Zinsen sind ein noch viel besseres regelmäßiges Einkommen. Glaub mir«, sagte sie mit ernstem Blick.
    Das Thema war also abgehakt. Allerdings kam es natürlich auch darauf an, was Roberto de Andre ihnen anbot. Sie konnten nicht davon ausgehen, dass die Gemeinde ihm die Pension kostenlos überließ. Konnte er es sich da überhaupt leisten, sie ebenfalls auszubezahlen? Wie es aussah, ja. Nach einer kleinen Rechtskurve tauchte ein Traum von einer Villa in Festbeleuchtung vor Elli auf Das Anwesen stellte alles in den Schatten, was sie auf dem Weg hierher gesehen hatte. Eine ausgedehnte, verträumt beleuchtete Gartenanlage mit Palmen, Sukkulenten, kleinen Steinmauern und einer opulenten Blumenpracht, die jedoch nicht protzig wirkte, umgab das dreistöckige Gebäude mit gleich zwei Terrassen in perfektem High-Society-Flair. Zahlreiche Fahrzeuge parkten am Straßenrand. Etwa zwei Duzend Partygäste in Kleidung, mit der sie es ohne ihre Leihgabe niemals hätte aufnehmen können, standen am Buffet, ließen sich bedienen oder unterhielten sich am Pool, Champagneroder Cocktailgläser in der Hand. Der Chauffeur öffnete mit einer einladenden Geste die Tür.
    Auch Doro zeigte sich beeindruckt und meinte: »Das ist durchaus einen Bericht wert. Die Schönen und Reichen auf Capri.«
    »Signor de Andre erwartet Sie bereits«, sagte der Chauffeur und deutete auf einen mit bunten Steinen dezent beleuchteten gepflasterten Weg, der direkt zum

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