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Elli gibt den Loeffel ab

Elli gibt den Loeffel ab

Titel: Elli gibt den Loeffel ab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Hennig
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nicht da wäre, wo er heute stand. Er würde nach seiner Promotion, dank seiner Sprachkenntnisse und der Auslandsaufenthalte mit Leichtigkeit überall auf der Welt eine Anstellung finden, und zwar auch in Hotels, die nicht seinem Vater gehörten.
    »Ich hätte auf meine Mutter hören und etwas Anständiges lernen sollen. Versicherungs- oder Bankkauffrau. Irgend so einen langweiligen Beruf, mit dem man schnell viel Geld verdient.«
    »Nein! Du warst eine sehr talentierte Köchin! Erinnerst du dich noch, als du Ingwer in den Schmorbraten getan hast? So was macht kein normaler Mensch, aber die Gäste waren begeistert. Es war richtig, diesen Weg zu gehen.« Paolo erinnerte sich daran, wie sehr er damals Anjas Zivilcourage bewundert hatte. Gegen den Willen der Mutter und mit einem erstklassigen Abitur eine Lehre als Köchin zu machen, erforderte einiges an Souveränität.
    »Außerdem kannst du das noch immer machen. Hey, wo ist dein unverbesserlicher Optimismus von damals geblieben?«
    Anja rang sich ein Lächeln ab. »Sieh mich doch an! Ich hatte irgendwann einfach keine Kraft mehr, optimistisch
    zu sein. Ich hab ja noch nicht mal mehr die Kraft, einem Stück Kuchen von Aldi zu widerstehen«, sagte sie und lächelte selbstironisch.
    »Wenn du den Kuchen gebacken hättest, könnte ich das auch nicht.«
    »Du hast kein bisschen von deinem Charme verloren«, erwiderte sie.
    »Hast du heute Nachmittag schon etwas vor?«
    »Lass uns mit dem Boot rausfahren. Hast du Lust?«
    Anja nickte, und ihr Lächeln verriet, wie sehr sie sich darauf freute. Paolo wusste, dass sie noch so gut wie nichts von seiner Heimat gesehen hatte. Natürlich hatte er vor, ihr die schönsten Stellen zu zeigen, und dazu gehörte zweifelsohne auch eine Umrundung der Insel auf dem Seeweg. Eine halbe Stunde lang hatte sie ihn mit Fragen über seine vielen Reisen und Erfahrungen in fernen Ländern gelöchert, doch als sie vor der Yacht seines Vaters stand, verschlug es ihr die Sprache. Dies war wohl doch einer der bisher verkannten Vorzüge, wenn man einen reichen Vater hatte. Anja dachte jetzt bestimmt, dass er damit Eindruck schinden wollte. Sei’s drum! Dann war sie eben beeindruckt, um nicht zu sagen in Ekstase, als er nach Verlassen des Hafenbeckens beschleunigte und Anja es sich nicht nehmen ließ, »I feel the need for speed« lauthals in den Wind zu schreien.
    »Bevor wir da durchfahren, musst du die Augen schließen und dir etwas wünschen«, sagte er ihr, als er mit dem Boot Kurs auf die Faraglioni-Felsen nahm. Angeblich gingen bei der Fahrt durch die von Meer und Wind ausgehöhlten Felsen alle Wünsche in Erfüllung.
    »Das glaubst du doch nicht im Ernst.«
    »Doch«, log er und ertappte sich dabei, dass er selbst die Augen schloss.
    Das Erste, was ihm dabei in den Sinn kam, war Anja. Es hatte in den letzten Jahren viele Frauen in seinem Leben gegeben, aber sie waren nichts als Abenteuer gewesen, Begegnungen, die ihn nach kurzer Zeit gelangweilt oder mit einer tiefen inneren Leere zurückgelassen hatten. Viele Frauen waren auf sein Geld und seine Kontakte aus gewesen, andere hatten selbst nur ein Abenteuer gesucht. Das Gefühl von Geborgenheit, das er an Anjas Seite in Berlin verspürt hatte, empfand er auch jetzt, als er in der Hoffnung, die Felsen nicht zu rammen, blind mit dem Boot durch das Nadelöhr schoss.
    »Hey, mach die Augen wieder auf«, rief Anja panisch. »Wir sind längst durch.«
    Kaum hatten sie die Felsen hinter sich gelassen, steuerte er schnurstracks, wenn auch ungewollt, auf eines der Touristenboote zu — auf Kollisionskurs, noch dazu mit voller Kraft voraus. Blitzschnell manövrierte er das Boot in die andere Richtung. Der Motor röhrte, das Heck sank tief in die schäumenden Wellen. Kreischend wie in der Achterbahn neigten sie sich mit dem Boot, das in Schräglage an den Ausflüglern vorbeizog, wobei ein ordentlicher Schwall Wasser auf die Touristen schwappte. Ein Stimmengewirr aus Japanisch, Englisch und Schwedisch ertönte, und jemand rief ihnen Flüche hinterher. Anja hatte offensichtlich großen Spaß daran.
    »Die werden in der Grotte sowieso nass.«
    »Zeigst du sie mir?«, fragte Anja.
    »Das willst du nicht wirklich.«
    »Doch. Ich habe sie noch nie gesehen.«
    »Na gut!« Er nahm Kurs auf die Grotta Azzurra, die bei dem Tempo nur einen Katzensprung entfernt war.
    »Da warten wir ja ewig«, mutmaßte Anja, als er den Anker in der Nähe der zahlreichen Touristenboote auswarf.
    »Keine Sorge, ich kenne ein paar der

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