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Elli gibt den Loeffel ab

Elli gibt den Loeffel ab

Titel: Elli gibt den Loeffel ab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Hennig
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förmlich bis hierher zu spüren.
    Sie nahm noch einen Schluck Wein, diesmal auf die ketzerische Frage, ob sie im Leben vielleicht etwas verpasst hatte. Allein so etwas zu denken! Was sollte sie denn schon verpasst haben? Die Welt hatte Josef ihr zu Füßen gelegt. Ohne ihn würde sie vielleicht heute noch Rechnungen für einen mittelständischen Malereibetrieb schreiben. Aber hatte sie ihn jemals so richtig sexy gefunden? Oder er sie?
    »Darf ich Ihnen nachschenken?«
    Blöde Frage. Natürlich. Der Ober musste es ihr bereits angesehen haben, denn bevor sie überhaupt dazu kam, zu nicken, war ihr Glas schon wieder voll. Allerdings nicht für lange. Noch ein kräftiger Schluck, als der Popokneifer wieder an ihr vorbeilief und ihr frech, aber durchaus charmant zuzwinkerte. Warum in Gottes Namen hatte Josef sie nie in den Hintern gezwickt?

    Dorothea stellte fest, dass Elli irgendwie niedergeschlagen wirkte, als sie in Robertos Armen an ihrer Schwester vorbeitanzte. Kaum hatten sie Blickkontakt, setzte Elli ein Lächeln auf, das Roberto de Andre sofort erwiderte. Sie kannte Elli gut genug, um zu wissen, dass dies kein herzliches, sondern ein ziemlich verkrampftes Lächeln war. Dabei entblößte sie ihre Zähne immer etwas mehr und zwang die Wangenmuskulatur förmlich dazu, den Mund zu einem Lächeln auseinanderzuspreizen. Sehr schön!
    Auch wenn Dorothea nicht die geringste Absicht hegte, mit diesem Wichtigtuer anzubandeln, machte es ihr Spaß, Elli ein bisschen zappeln zu lassen, weshalb sie konsequenterweise sofort etwas mehr auf Tuchfühlung ging. Ellis Lächeln blieb unverändert, wahrscheinlich bekam sie gleich einen Gesichtskrampf. Auch einige andere Gäste suchten stets Blickkontakt zu dem großen Zampano in ihren Armen. Man merkte Roberto de Andre, der ihr schon beim ersten Tanz das Du angeboten hatte, sofort an, dass er eine wichtige Position in Capri einnahm. Einige der anderen Tanzenden, aber auch Partygäste, die an der Tanzf läche vorbeigingen oder mit einem Glas in der Hand am Rand verweilten, winkten ihm dezent zu oder nickten wohlwollend in seine Richtung. Roberto war der geborene Partykönig, und tanzen konnte er auch. Dass dies angesichts der Schleimspur aus so viel Wohlwollen und Bewunderung überhaupt noch möglich war, grenzte an ein Wunder.
    »Wie viele Hotels besitzt du eigentlich?« Dorothea sah keinen Grund, ihn nicht direkt darauf anzusprechen. Ein Mann wie er mochte es sicher, wenn eine Frau ihm Gelegenheit gab, sich zu profilieren.
    »Zwölf in Italien und zehn Partnerhotels auf der ganzen Welt.«
    Dorothea nickte beeindruckt und beschloss, ihm noch ein wenig mehr zu schmeicheln. »Und da hast du noch Zeit, um Limoncello zu brennen?«
    »Für wichtige Dinge nehme ich mir eben Zeit. Außerdem ist es eine alte Familientradition. Mein Urgroßvater
    hatte eine Limonenplantage hier auf der Insel«, sagte er voller Stolz.
    »Na, jetzt verstehe ich, warum du die Pension unbedingt haben möchtest.« Dorothea musste versuchen, aus ihm herauszukitzeln, was ihm die Casa Bella wert war.
    »Mir gefällt die Lage. Warum sollte ich immer nur auf dem Festland expandieren?«
    »Was hast du mit der Pension vor?«
    »Bitte nicht jetzt. Der Abend ist viel zu schön für Geschäfte.«
    »Bitte stille meine Neugier.« Lockerlassen kam nicht in Frage. Dorothea spürte genau, dass sie ihn gleich so weit hatte.
    »Du bist ganz schön hartnäckig.«
    »Das haben Journalistinnen so an sich.«
    »Ich beabsichtige, ein exklusives Hotel auf dem Gelände zu bauen.«
    Ziemlich selbstsicher der Knabe.
    »Wenn wir uns einigen.« Dorothea bemühte sich um den Tonfall einer Geschäftsfrau. Er sollte ruhig spüren, dass sie genau wusste, weshalb sie und ihre Schwester hier waren.
    Noch bevor Roberto etwas erwidern konnte, tauchte Anja in Begleitung von Paolo am Limoncello-Stand auf. Den Gastgeber musste dies kalt erwischt haben. Er geriet sofort aus dem Takt und blieb wie angewurzelt stehen. Das lag mit Sicherheit daran, dass sein Adonis mit ihrem Pummelchen, die so gar nicht hierher passen wollte, aufgetaucht war. Am Ende hatte er sie gar nicht eingeladen?
    »Dein Sohn?«
    »Du kennst Paolo?« Dies brachte ihn anscheinend völlig durcheinander.
    »Allem Anschein nach ist er der Freund meiner Tochter.«
    Täuschte sie sich, oder war sein charmantes Lächeln mit einem Schlag verschwunden?
    »Bitte entschuldige mich.« Schon war nicht nur Robertos Lächeln, sondern auch er selbst verschwunden.

    »Das Zeug schmeckt himmlisch

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