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Ellin

Ellin

Titel: Ellin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Millman
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mit einer Dringlichkeit, die sie nicht zu ignorieren vermochte. Hektisch blickte sie sich um. Die Ebene bot kaum Deckung, alles, was sie tun konnte, war, sich in das hohe Gras zu werfen und darauf zu hoffen, dass die Soldaten ihrer Umgebung keine Aufmerksamkeit schenkten. Fünfzehn Doppelschritte entfernt erspähte sie einen Felsen, doch würde sie ihn nicht rechtzeitig erreichen, ohne von den Berittenen gesehen zu werden. Sie hechtete in das Gras, so nah wie möglich an den Felsen heran, zerrte ihr Bündel vom Rücken und warf sich flach auf den Boden. Hastig bog sie ein paar Grashalme über ihren Rücken und spähte durch die Zwischenräume. Die Reiter waren fast da. Ellin zählte sechs an der Zahl. Die donnernden Hufe näherten sich ihrem Versteck. Mit Entsetzen sah sie, dass Lord Wolfhards Wappen auf den Schilden und dem Waffenrock prangte.
    Oh gnädige Götter, lasst sie in ihrer Eile blind sein für alles, was um sie herum geschieht.
    Doch ihr Flehen blieb ungehört. Kaum waren die Reiter auf ihrer Höhe angelangt, hob der Anführer die Hand und stoppte den Trupp.
    »Da liegt etwas im Gras«, rief er und deutete auf die Stelle, wo Ellin sich flach auf den Boden presste.
    Mit einem Schrei, der ihre ganze Wut und Verzweiflung zum Ausdruck brachte, sprang Ellin auf und hechtete davon. Hinter ihr wurden Befehle gebellt. Die Männer machten sich an die Verfolgung. Einer wendete sein Pferd und ritt zu dem Felsen, um ihr den Weg abzuschneiden.
    Sie hatte keine Chance. Die Soldaten waren größer, stärker und schneller. Vor dem Felsen holten sie Ellin ein. Zwei Männer ergriffen sie und warfen sie zu Boden.
    »Hauptmann, wir haben sie«, rief der junge Soldat, der ihre Beine umklammert hielt. Der Hauptmann, ein kleiner, muskelbepackter Kerl mit schuppiger Haut und dürftigem Bartwuchs, näherte sich gemächlich, ein höhnisches Grinsen auf den Lippen.
    Ellin warf ihm einen giftigen Blick zu. Sicher würde er von Lord Wolfhard reich belohnt werden und schwelgte in Gedanken bereits im Schoß einer hübschen Kriegsgefangenen oder in einer Schankstube, wo er die für seine Dienste erhaltene Belohnung in billigen Gerstschnaps und Prasifrauen umsetzte.
    »Lange, braune Locken, Augen vom strahlenden Blau einer Lobeliablume, wohlgeformter Leib und ein fast verheilter Striemen auf der Wange. Das muss sie sein.« Feixend beugte er sich zu ihr hinab, griff in ihre Haare und zog ihren Kopf zurück. »Wie ist dein Name?«
    »Geldis«, erwiderte Ellin.
    Er schlug ihr ins Gesicht. Ihre Oberlippe platzte auf und begann zu bluten. Grob zerrte er sie auf die Beine und bog ihren Kopf in den Nacken. »Ich frage dich noch einmal, Weib. Wie ist dein Name?«
    Ellin schluckte schwer. Sie konnte dieses Spiel noch weiter spielen, Drohungen und rohe Gewalt war sie mittlerweile gewohnt und töten würde er sie nicht. Doch hatte es keinen Sinn, sich wegen ihres Namens zu Schande prügeln zu lassen. Früher oder später würde der Hauptmann die Wahrheit aus ihr rausholen, wusste er doch genau, wer sie war, auch warum sie es leugnete.
    »Ellin«, stieß sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    Der Hauptmann ließ sie los, sichtlich erfreut über seinen Fang. »Lord Wolfhard wird beglückt sein, seine Leibdienerin wohlbehalten in Empfang nehmen zu dürfen. Fesselt sie!«
    Die Männer zerrten ihre Hände auf den Rücken, schoben ihre Füße zusammen und umwickelten sie mit einem Seil. Anschließend schlangen sie eines um ihren Hals und übergaben das Ende dem Hauptmann. Dieser zerrte sie zu seinem Pferd und warf sie wie einen Sack Gerstmehl über den Rücken des Tieres. Die Demütigung trieb Tränen des Zorns in Ellins Augen, doch sie biss die Zähne zusammen und verbot sich, auch nur eine davon zu vergießen. Während die Soldaten die Pferde wendeten und in Richtung des dunklen Waldes davonritten, kreisten ihre Gedanken unablässig um Flucht. Der Hauptmann würde sicher wie ein Wachhund auf sie aufpassen, denn eine solche Gelegenheit kam so schnell nicht wieder. Sicher wartete eine Beförderung auf ihn, wenn er sie wohlbehalten in der Felsenfestung ablieferte.
    Alles in allem sah es für eine Flucht nicht besonders gut aus. Eines wusste sie jedoch mit Sicherheit: Sie würde sich nicht zu Lord Wolfhard bringen lassen. Wenn es sein musste, würde sie sich von den Felsklippen stürzen, giftige Beeren essen oder sich selbst strangulieren. Selbst der Tod war besser, als in die Hände dieses Tyrannen übergeben zu werden.
    Die Männer ritten ohne

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