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Ellin

Ellin

Titel: Ellin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Millman
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Rast, bis weit in die Nacht hinein. Ellins Arme und Beine schmerzten, ebenso ihr Bauch, in den sich der Sattelknauf bohrte. Kurz, bevor der Nordstern hinter der verdunkelten Sonne verschwand, stoppten der Trupp neben einem verkrüppelten Baum und bereitete das Nachtlager. Der Hauptmann zerrte sie von seinem Pferd, band ihre Arme an den knorrigen Ästen fest und befahl einem jungen Soldaten, sie zu bewachen.
    »Wenn du sie auch nur einen Augenblick lang aus den Augen lässt, bezahlst du mit deinem Leben dafür«, drohte er.
    Die anderen entfachten ein Feuer und bereiteten ein karges Mahl. Ellins Magen knurrte und sie hoffte, dass sie ihr wenigstens etwas zu essen geben würden. Nachdem ihr Bewacher jedoch eine Schale Gerstbrei mit getrockneten Schwarzbeeren und einen Strang Trockenfleisch in die Hand gedrückt bekam, ohne sie auch nur zu beachten, stellte sie sich auf Hungern ein.
    »Möchtet Ihr etwas essen?«, fragte der junge Soldat unerwartet höflich, nachdem er seine Schale geleert hatte.
    Ellin nickte, woraufhin er einen Kameraden bat, seine Schale ein weiteres Mal zu füllen. »Ich darf Euch nicht losbinden, doch ich kann Euch füttern«, bot er an.
    Sie nickte ergeben. Das war immer noch besser als ein knurrender Magen. Der Brei schmeckte fad und war voller Klumpen, doch wenigstens füllte er den Bauch.
    Die Seile rieben an ihren Knöcheln, in ihrer aufgeplatzten Lippe pulsierte der Schmerz und ihre Muskeln brannten von dem langen Ritt. Zudem war sie derart unbequem an dem Baum festgebunden, dass sie zwar einigermaßen sitzen, jedoch nicht liegen konnte. Es würde eine lange Nacht werden. Sie lauschte den Männern, die sich darüber unterhielten, was sie mit der zu erwartenden Belohnung anzustellen gedachten. Anschließend erzählten sie einander zotige Witze, bei denen Ellin die Schamesröte in die Wangen stieg. Irgendwann wurde ihr Bewacher von einem grobschlächtigen Kerl mit wildem Bart abgelöst, der die Arme vor der Brust verschränkte und sie finster betrachtete. »Du kannst froh sein, dass Lord Wolfhard dich unberührt haben will«, knurrte er.
    Darüber war sie in der Tat froh, nicht auszudenken, was die Soldaten mit ihr anstellen würden. Die Vorstellung ließ sie schaudern.
    Die Nacht wurde kälter. Ellin begann zu frieren. Die Soldaten hatten sich in ihre Felle gewickelt und schnarchten, ihr Bewacher stand neben ihr und beäugte sie missmutig.
    Plötzlich hob er seinen Waffenrock und das lange Hemd und schob seine Beinkleider hinab. Entsetzt blickte Ellin ihn an. Als er ihre Blicke bemerkte, lachte er freudlos, drehte ihr den Rücken zu und fummelte an seiner Männlichkeit herum. Ein Plätschern erklang. Erleichtert atmete sie auf, nur um im nächsten Moment erneut zusammenzuzucken, als sich vor ihr ein Schatten aus dem hohen Gras schälte. Mit zusammengekniffenen Augen spähte sie in die Finsternis. Der Schatten hatte menschliche Gestalt und fuchtelte mit den Armen. Sie beugte sich vor, soweit es ihr gefesselter Leib zuließ, und stieß einen überraschten Laut aus. Es war der Anführer des Nomadentrupps. Kylian. Und er gab ihr seltsame Zeichen. Immer wieder deutete er abwechselnd auf die Dunkelheit hinter ihr und ihren Bewacher. Dieser hatte mittlerweile seine Notdurft verrichtet und sein Gehänge wieder eingepackt. Lautlos wich Kylian in die Finsternis zurück.
    Ellin überlegte fieberhaft. Was wollte Kylian ihr verdeutlichen? Unauffällig betrachtete sie den Soldaten. Seine Beinkleider waren nachlässig verschnürt, sodass sie bis zu seinen Hüften hinabgerutscht waren. Das Hemd hing lose darüber. Und plötzlich verstand sie. »Verzeiht, werter Herr, aber dürfte ich auch meine Notdurft verrichten?«
    Sie versuchte, ihrer Stimme einen sanftmütigen und lockenden Klang zu verleihen.
    »Nur zu«, brummte ihr Bewacher.
    »Ich muss dafür meine Tunika anheben und meine Beinkleider abstreifen.«
    »Ich bind’ dich nicht los«, erwiderte er.
    »Dann wäre ich Euch überaus dankbar, wenn Ihr mir helfen würdet«, sagte Ellin und lächelte ihn schüchtern an.
    Der Kerl grinste lüstern, leckte sich über die Lippen und beugte sich zu ihr hinab. »Da helfe ich doch gerne.«
    Sein Gesicht war ihrem so nah, dass sie die Narben sehen konnte, die sich wie ein gezacktes Muster über seine Wange bis hinauf zum Haaransatz zogen.
    »Aber nicht hier«, erwiderte sie schnell. »Ich möchte meine Notdurft nicht im Schein des Feuers und vor den Augen der anderen Männer verrichten.«
    »Zier dich nicht so, die

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