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Ellin

Ellin

Titel: Ellin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Millman
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schweißfeuchte Pferd mit einem Tuch ab und gab ihm etwas zu saufen. Anschließend holte er Gerstfladen und zwei Äpfel aus seiner Satteltasche und setzte sich mit dem Rücken zu ihr auf einen flachen Stein. Während sie sich heißhungrig über das Essen hermachte, betrachtete sie ihn verstohlen. Seine Haut war etwas dunkler als ihre, jedoch nicht so dunkel wie die der Küstenmenschen. Sein Körper war schlank, aber muskulös, die schwarzen Haare trug er zu einem Zopf, den er mit einem Lederband bändigte. Auch im hellen Licht des Tages und trotz eingehender Betrachtung vermochte sie nicht zu schätzen, wie viele Sternenläufe er wohl zählen mochte. Es könnten zwanzig aber ebenso gut auch vierzig sein. Sein Gesicht wirkte alt und jung zugleich. In ihm stand Reife, aber auch Jugend. Erfahrung aber auch Kühnheit und etwas, was Ellin als eine Mischung aus Bitterkeit und Hochmut beschreiben würde. Er war nicht dem vecktanischen Schönheitsideal entsprechend blond, bärtig, hochgewachsen und muskulös, doch war er trotz des versehrten Auges und der gespaltenen Lippe auf eine gefährliche Art gutaussehend.
    Während des Mahls sprach er nicht und Ellin wagte auch nicht, das Wort an ihn zu richten, obwohl ihr unzählige Fragen auf der Zunge brannten. Allen voran die Frage, warum er sie befreit hatte und was nun mit ihr geschehen würde.
    Hauptsache, er hat dich befreit, die Gründe sind doch unwichtig , sagte sie sich, doch Unsicherheit und Angst nagten an ihr.
    Nach dem Frühstück setzten sie ihren Ritt fort. Ellin, die langes Reiten nicht gewohnt war, taten sämtliche Muskeln weh und sie überlegte, ob sie ihn um eine weitere Rast bitten sollte. Doch bei dem Gedanken an Lord Wolfhards Männer, die sicher ihren Spuren folgten, biss sie die Zähne zusammen und ertrug den Schmerz. Sie ritten bis in die Abenddämmerung hinein, bis Kylian sein Pferd in eine flache, von Dornenbüschen umgebene Senke steuerte, die vom Weg aus kaum zu erkennen war. Nachdem er sie von Jalos Rücken gehoben hatte, humpelte sie an den Rand der Mulde und ließ sich ächzend auf das weiche Gras sinken. Kylian, der ihre Gehversuche beobachtete, lachte leise. Ellin sah überrascht auf. Es war das erste Mal, dass sie ihn lachen sah, wenn auch mit einem abfälligen Unterton.
    Nachdem er den Sattel abgenommen und Jalo versorgt hatte, nahm er einen kleinen Tiegel aus der Satteltasche und hielt ihn ihr hin.
    »Hier. Reibt Euch das auf die schmerzenden Stellen, es wird Euch guttun.«
    Zögerlich nahm sie den Tiegel entgegen, öffnete ihn und schnupperte. Der Inhalt roch nach Pfeilblumenkraut gemischt mit verschiedenen Kräutern. Da Kylian sich wieder entfernt hatte, um Feuerholz zu suchen, schob sie ihre Tunika hoch, löste die Beinkleider und zog sie über die Knie nach unten. Beim Anblick ihrer Schenkel entfuhr ihr ein erschrockener Laut. Die Innenseiten waren mit Blutergüssen übersät, die sich bis zu den Knien hinabzogen. So vorsichtig wie möglich begann sie, sich einzureiben und wagte doch kaum, die Haut zu berühren. Zischend sog sie den Atem durch die zusammengebissenen Zähnen.
    »Seid Ihr fertig?«, fragte Kylian hinter ihr.
    Ohne dass sie es bemerkt hatte, war er an sie herangetreten und starrte nun auf ihre nackten Schenkel. Erschrocken und beschämt schlang sie die Arme um ihre Beine, um sie vor seinem Blick zu verbergen.
    Ein spöttisches Grinsen kräuselte seine Lippen. »Seid versichert, dass Ihr nichts habt, was ich nicht schon hundertfach gesehen hätte.«
    »Meint Ihr die Flecken oder die Schenkel einer Frau?«, fragte Ellin spitz und befürchtete zugleich, zu weit gegangen zu sein. Sie durfte ihn nicht provozieren.
    »Beides«, sagte er gleichmütig. »Seid Ihr nun fertig oder nicht?«
    Ellin verschloss den Tiegel und reichte ihm die Salbe. Er riss ihn regelrecht aus ihren Händen und stapfte davon. Beklommen blickte sie ihm nach und beobachtete, wie er das Feuerholz aufschichtete, als würde er jeden einzelnen Ast zerbrechen wollen. Warum war er schon wieder zornig?
    Vorsichtig rollte sie die Beinkleider hoch, hievte sich auf die Beine und humpelte zu dem Hengst, der um einiges größer war, als die Pferde, die sie kannte, wenn auch nicht so kräftig. Nach eingehender Betrachtung stellte sie fest, dass die ungewöhnliche Größe bedingt war durch den hoch aufgesetzten Hals und die langen Beine. Der gesamte Körper des Tieres schien einzig auf Schnelligkeit ausgerichtet zu sein. Zärtlich strich sie über das seidige Fell und

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