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Ellin

Ellin

Titel: Ellin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Millman
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erkennen …«, er schob die Schwertspitze zur Seite als wäre sie nichts als ein harmloses Stöckchen, und trat auf Kylian zu. »… und die Angst.«
    Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, doch sie fuhr durch Ellins Inneres wie ein gefrorener Blitz. Sie fröstelte.
    »Sag ihr, erst wenn die anderen vernichtet sind, werden wir zurückkehren und ihren Auftrag erfüllen«, fuhr Unan fort.
    Wütend griff Kylian nach Unnas Kehle. »Welchen Auftrag? Wer seid Ihr, verdammt?«
    Unans Lippen zogen sich zu seinen Wangen hinauf. Er lachte, doch war es nur sein Mund, der lachte, die Augen blieben unberührt. Schon begann er, durchscheinend zu werden. Kylian versuchte, ihn festzuhalten, doch alles, was er zu fassen bekam, war kalte Luft. Unan und Dau lösten sich auf und verschwanden. Ihr leises Lachen verhallte zwischen den Bäumen. Gefrorene Blüten rieselten zu Boden, wo der Rauch sie berührte. Ein paar Herzschläge lang stand Kylian reglos da und starrte auf die Stelle, wo eben noch Unan gestanden und mit ihm gesprochen hatte, dann wandte er sich Ellin zu. »Ihr blutet«, stellte er mit einem Blick auf ihr Bein fest. »Streckt Euer Bein aus. Ich will mir das ansehen.«
    Ellin tat wie geheißen. Eigentlich könnte sie selbst danach sehen, schließlich war sie die Gehilfin des Heilers gewesen, doch im Augenblick fühlte sie sich außerstande, irgendetwas anderes zu tun als vor sich hinzustarren.
    »Was habt Ihr gesehen?«, fragte Kylian, während er den Verband von ihrer Wade löste.
    »Was meint Ihr?«, fragte Ellin schwach.
    »Spielt jetzt nicht die Einfältige! Dafür bin ich nicht in Stimmung. Ihr wisst genau, wovon ich spreche.«
    Vorsichtig betastete er die aufgeriebenen Wundränder, zog eine kleine Phiole aus seinem Wams und träufelte ein paar Tropfen der milchigen Flüssigkeit auf die Verletzung. Ellin betrachtete ihn und verspürte plötzlich den aberwitzigen Wunsch, sein Gesicht zu berühren, über den Bartschatten zu streichen und die Wärme seiner Haut zu fühlen. Ein Beweis von Leben in Gegenwart der dämonischen Kälte um sie herum.
    »Ich warte«, knurrte Kylian.
    Ellins Blick glitt in die Ferne. »Manchmal kann ich die Aura eines Menschen sehen, und auch die anderer Wesen. Sie offenbart mir Dinge, zum Beispiel, ob derjenige friedlich ist oder gewalttätig, ob er mir wohl gesonnen ist oder nicht und, wie ich jetzt feststellen musste, ob es sich überhaupt um einen Menschen handelt.«
    »Was habt Ihr bei den Getöteten gesehen?«
    »Sie sind dunkel und kalt, wie ein tiefer Brunnen. Sie kommen aus der Finsternis und sie verbreiten sie auch. Ich glaube, einst waren sie menschlich, doch jetzt sind sie es nicht mehr. Sie schwächen uns, machen uns mutlos und kalt und dann töten sie uns.«
    Überraschend geschickt befestigte Kylian den Verband. »Ihr ähnelt Geldis«, sagte er. »Auch sie kann die wahre Natur eines Wesens erkennen.«
    »Ich erkenne sie, doch ich weiß nicht, wer sie sind.«
    Kylian wickelte ihr Beinkleid nach unten und sah sie an. »Sie sind Afrit, Dämonen der Unterwelt. Sie können menschliche Gestalt annehmen und sind damit einige der wenigen Dämonen, denen dies gelingt. Sie waren tatsächlich Menschen, grausame Menschen, die ein Dämonengott in seine Dienste genommen hat.«
    »Aber das sind doch nur Legenden«, zweifelte Ellin.
    »Eine Legende nährt sich von der Wirklichkeit. Im Laufe der Zeit mag diese Wirklichkeit in Vergessenheit geraten, doch ändert es nichts an der Tatsache, dass es sie gab. Die Wirklichkeit verschwindet nicht, nur weil die Menschen beschließen, nicht mehr an sie zu glauben. Manche Wesen halten sich im Verborgenen, wie die Uthra, andere verstecken sich oder warten ab, bis ihre Zeit kommt.«
    »Wollen sie die Menschen vernichten?«
    »Nein, ich denke, sie wurden von den bleichen Wesen gerufen, zu welchem Zweck, kann ich nicht sagen.«
    »Warum seid Ihr ihnen überlegen?«, fragte Ellin.
    »In ihrem menschlichen Körper verfügen sie nur über menschliche Fähigkeiten. Zudem sind wir unempfänglich für ihre geistige Beeinflussung«, er zögerte kurz und sah sie eindringlich an. »Genau wie Ihr.«
    »Und wer waren die beiden seltsamen Wesen?«
    Auf einmal wirkte Kylian besorgt. »Das ist eine Frage, die auch ich nicht beantworten kann. Konntet Ihr die Aura sehen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, da war nichts. Entweder haben sie keine oder ich kann sie nicht sehen.«
    Kylian runzelte die Stirn. »Alle Lebewesen haben eine Aura.«
    »Diese nicht. Doch

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