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Ellin

Ellin

Titel: Ellin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Millman
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vielleicht haben meine Fähigkeiten auch einfach nur versagt.«
    »Das bezweifle ich«, er richtete seinen Blick auf die Stelle, wo Unan und Dau gestanden hatten. »Doch wenn sie keine Aura haben, existieren sie nicht, und wenn sie nicht existieren, wie sollen wir sie dann töten?«
    Er stand auf und half ihr auf die Beine. »Lasst uns zu den anderen gehen.«
    Sie folgten den leisen Stimmen bis zu dem Pfad. Butan lag gegen einen Baum gelehnt, Schweißtropfen glänzten auf seiner Stirn. Nuelia hockte neben ihm und hielt seine Hand.
    Kylian sank auf die Knie. »Was ist geschehen, Bruder?«
    »Einer dieser bleichen Mistkerle hat mich erwischt«, berichtete Butan, »ich habe ihn auf alle nur erdenkliche Arten mit meinem Schwert bearbeitet, doch es half nichts, er kam immer wieder. Ich glaube fast, er hat nur mit mir gespielt. Und dann hat er mich plötzlich gebissen, einfach so, hat meine Hand geschnappt und hineingebissen. Zuerst hielt ich das für einen albernen Scherz, doch jetzt fühle ich eine Schwäche durch meine Glieder ziehen, die mir Sorgen bereitet.« Butan zeigte ihnen seine Hand.
    Deutlich waren die Zahnabdrücke zu sehen. Sie hatten die Haut durchdrungen und sich tief in das Fleisch gebohrt. Ellin sah die Sorge in Nuelias und Kylians Mienen. Die Tatsache, dass Butan seine Schwäche zugab, zeugte vom Ernst der Lage.
    »Wir müssen dich so schnell wie möglich zu einem Heiler bringen«, sagte Kylian. »Wahrscheinlich ist der Biss giftig.«
    »Wir haben keinen Wagen und Huanaco ist noch viele Tage entfernt. Wird er so lange durchhalten?«, fragte Nuelia.
    »Er muss«, erwiderte Kylian. »Packt zusammen, wir machen uns unverzüglich auf den Weg.«
    »Kannst du reiten?«, fragte Nuelia besorgt.
    Butan nickte. Nicht zum ersten Mal fiel Ellin auf, mit welch liebevollen Blicken die beiden einander bedachten. Obwohl sie vor den anderen keine Zärtlichkeiten austauschten, konnte man deutlich sehen, dass sie ein Liebespaar waren.
    Gemeinsam mit Kylian und Jesh hievte Nuelia Butan auf den Rücken seines Pferdes. Ellin bot an, zu laufen, doch Kylian bestand darauf, dass sie hinter Butan aufsaß und auf diese Weise nicht nur ihr Bein schonte, sondern auch auf ihn achtete. Nuelias Gesichtsausdruck zeigte deutlich, dass sie das lieber selbst übernommen hätte.
    Geldis ritt, wie zuvor, mit Kylian auf Jalo. Erschöpft und müde, doch von dem drängenden Wunsch beseelt, die Insel und die Braunen Seen noch vor dem Ende der hereinbrechenden Nacht hinter sich zu lassen, zogen sie weiter.
12
    D er Ritt durch die Sümpfe verlief unerwartet reibungslos. Ab und zu glaubte Ellin, einen nebligen Hauch zu sehen, der jedoch sofort verschwand, sobald sie das Gebilde betrachtete. Butan hing schlaff im Sattel und fing weder die Bewegungen des Pferdes ab, noch hielt er die Zügel. Glücklicherweise trottete der Wallach brav hinter Jalo her. Immer öfter musste Ellin mit sanftem Druck ihrer Arme Butans Sitz korrigieren.
    Kurz, nachdem der Nordstern hinter der verdunkelten Sonne verschwand, erreichten sie das Ende der Braunen Seen. Ellin konnte zwar nichts sehen, doch sie spürte am Tritt des Pferdes, dass sie wieder festen Boden unter den Füßen hatten. Die Nacht verbrachten sie im Schutz eines Felsens. Jesh machte Feuer, damit Ellin und Geldis genug sehen konnten, um ihre Schlaffelle auszurollen. Trotz der ungewohnten Umgebung und der Ereignisse des vergangenen Tages schlief sie fast sofort ein, viel zu erschöpft, um sich noch über irgendetwas zu sorgen.
    Kurz vor Morgengrauen wurde sie von Jesh geweckt, der ihr frisches Wasser reichte, eine wahre Wohltat für ihre trockene Kehle. Anschließend verteilte Geldis Gerstfladen und Äpfel. Ellin sah nach Butan, dessen Haut fahl und schweißig aussah. Die Bisswunde hatte sich, trotz der milchigen Flüssigkeit, die Kylian darübergegossen hatte, entzündet und leuchtete rot.
    »Halt durch, in sechs Nächten sind wir in Huanaco. Der Heiler dort kann dir sicher helfen«, beschwor Nuelia ihn.
    Butan lächelte schwach und nickte. Er zitterte. Seine Essensration lag unangetastet neben ihm, nur etwas Wasser hatte er getrunken. Nachdem sie zusammengepackt hatten, hievte Kylian Butan auf den Wallach und bat Ellin darum, die Zügel zu übernehmen.
    Schweigend ritten sie durch das felsige Land. Im Laufe des Tages wandelte sich die Landschaft. Die Felsen wurden spärlicher, der Boden grüner und hier und da fanden sich vereinzelte Bäume und Sträucher. Gegen Abend erblickten sie in der Ferne bewaldete

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