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Ellin

Ellin

Titel: Ellin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Millman
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»Wisst ihr auch sicher, wie es geht?«
    Ellin zuckte mit den Schultern. »Ich bin keine Heilerin, nur eine Gehilfin, doch ich werde mein Bestes geben.«
    Sie ritten, bis der Nordstern versank, und bereiteten ihr Nachtlager am Fuße eines Felsens, dessen gewölbte Form einen natürlichen Unterstand hervorgebracht hatte, der sie vor Wind und Kälte schützte. Ellin war nervös. Noch nie hatte sie eine Amputation selbst durchgeführt, war immer nur Mathýs zur Hand gegangen. Zudem trug sie keine Instrumente bei sich, die man für einen solchen Eingriff brauchte. Die halbe Nacht lag sie wach und grübelte über die Möglichkeiten nach. Während der anderen Hälfte wälzte sie sich, von Albträumen gequält, auf ihrer Schlafmatte herum. Kurz vor Morgengrauen erwachte sie mit pochenden Kopfschmerzen. Sobald der erste Hauch der Morgenröte über den Horizont kroch, stand sie auf, spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht, um die Müdigkeit zu vertreiben und begann mit den Vorbereitungen.
    Nicht weit von ihrem Lager entfernt fand sie einen Busch, der nicht nur kleine, grüne Beeren trug, sondern auch mit fingerlangen Dornen versehen war. Die Dornen konnte sie als Nadeln verwenden und die hochgiftigen Beeren zur Betäubung. In größeren Mengen waren sie tödlich, doch in kleinen Mengen verabreicht, wirkten sie lähmend und machten den Körper schmerzunempfindlich. Allerdings war die Dosierung eine heikle Angelegenheit, weswegen Mathýs nur bei schweren Eingriffen auf die Wirkweise der Beeren zurückgriff. Ellin hatte keine Ahnung, wie hoch die Dosis sein durfte, die sie Butan verabreichen musste. Mathýs verfügte stets über einen kleinen Vorrat des Beerensaftes und Ellin hatte nie gesehen, wie er ihn herstellte. Vielleicht gab es eine geheime Zutat oder er verdünnte ihn mit Wasser oder Wein. Trotzdem zupfte sie eine Handvoll Beeren ab und stopfte sie in ihre Tunika. Die Dornen wickelte sie vorsichtig in ein sauberes Tuch. Als sie zum Lager zurückkehrte, waren die anderen wach. Kylian erhitzte ein großes Jagdmesser, Geldis befreite den Boden von Steinen, Ästen und Ungeziefer und rollte dann zwei Grasmatten aus. Jesh schleppte Seile herbei und Nuelia lag neben Butan und hielt ihn umschlungen. Ellin trat auf Geldis zu und zeigte ihr die Dornen und die Beeren.
    »Gaiabeeren, das ist gut«, sagte sie. »Soll ich sie für dich auspressen?«
    »Weißt du, wie viele wir verwenden dürfen?«, fragte Ellin hoffnungsvoll.
    Geldis legte ihren Kopf schief. »Nicht genau, ich weiß nur um ihre Wirkung und Kraft. Verwendet habe ich sie nie.«
    Ellin überreichte ihr die Beeren. Anschließend half sie Nuelia und Jesh dabei, den mittlerweile bewusstlosen Butan umzubetten. Wenig später trat Geldis hinzu und verabreichte ihm drei Tropfen Gaiabeerensaft.
    »Wird das reichen?«, fragte Nuelia zweifelnd.
    »Wir können ihm jederzeit einen weiteren Schluck verabreichen«, erwiderte Geldis. »Der Saft ist sehr gefährlich. Wir sollten zuerst sehen, wie er auf diese Gabe reagiert.«
    Alle blickten gespannt auf Butan und warteten auf ein Zeichen, dass der Gaiabeerensaft seine Wirkung tat. Es dauerte nicht lange, da hörte er auf zu zittern und versteifte sich. Ellin prüfte seine Schmerzempfindlichkeit, indem sie ihn mit einem Dorn in die Armbeuge stach. Er reagierte nicht. Sie nickte Kylian zu, woraufhin er ihr das Jagdmesser reichte. Nuelia und Kylian umklammerten Butans Arme. Jesh hockte sich vor die Füße, fesselte sie und drückte sie mit seinem Gewicht zu Boden. Geldis band Butans Schildarm ab, um die Blutung abzuschwächen, tauchte dann die Dornen in die milchige Flüssigkeit und platzierte sie zu Ellins Rechten auf ein sauberes Tuch.
    Sorgfältig untersuchte Ellin Butans Arm und versuchte abzuschätzen, wo sie den Schnitt ansetzen musste, um die Verbreitung des Giftes zu unterbinden. Dann atmete sie tief durch, rief sich ein letztes Mal Mathýs Vorgehensweise in Erinnerung und begann mit der Amputation.
    Zuerst durchtrennte sie die Haut in einer geraden Linie, wobei Butan fast sofort damit begann, sich gegen die Lähmung zu wehren. Seine Muskeln zuckten und er stieß unartikulierte Laute aus. Geldis verabreichte ihm schnell einen Schlaftrunk, dem sie zwei Tropfen Gaiabeerensaft beigemischt hatte. Ellin arbeitete fieberhaft weiter, durchtrennte Haut, Muskeln und Fleisch. Als sie bis zum Knochen vorgedrungen war, befreite sie diesen vom umliegenden Muskelgewebe. Geldis hatte größte Mühe, die Blutung zu stillen. Ellin kannte das. Sie

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