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Ellin

Ellin

Titel: Ellin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Millman
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starrte in das Dickicht und erschrak, als eine Blüte auf ihr Haupt segelte und sanft an ihr hinabglitt. Die Schatten bewegten sich, huschten zwischen den Bäumen umher. Kylian deutete geradeaus. Sofort nahmen die Uthra die Verfolgung auf. Mit zusammengebissenen Zähnen humpelte Ellin hinter ihnen her. Ihre Wade brannte und sie hatte das Gefühl, dass die Wunde blutete.
    Die Bäume wirkten wie ein natürlich gewachsenes Labyrinth, in dem sie innerhalb kürzester Zeit die Orientierung verlor.
    Der Ruf eines Vogels erklang, gefolgt von einem Schrei.
    »Butan«, rief Kylian und schlug die Richtung ein, aus der der Ruf erklungen war.
    Ellins Blut rauschte in den Ohren. »Lasst mich doch hier«, bat sie.
    »Zu gefährlich«, zischte Kylian.
    Zu gefährlich, dachte sie bitter, als wäre es nicht ebenso gefährlich, sich in das Kampfgetümmel zu stürzen.
    Unvermittelt sprangen vier Männer hinter den Bäumen hervor und versperrten ihnen den Weg. Mit grimmiger Miene blickten sie auf Ellin und die Uthra hinab, in der Hand hielten sie goldglänzende Krummschwerter. Ellin betrachtete sie staunend. Drei von ihnen waren, bis auf ein Tuch und den Waffengurt, den sie um ihre Hüfte geknotet hatten, nackt. Ihr Körper war unbehaart und überaus muskulös, die bronzefarbene Haut schimmerte, als wäre sie mit Öl eingerieben worden. Selbst ihre Häupter waren haarlos. Zudem glichen sie einander wie Zwillingsbrüder. Sie überragten die Uthra um eine Kopfeslänge. Der vierte Mann dagegen unterschied sich beträchtlich. Nicht nur, dass er von wesentlich kleinerem Wuchs und schmächtig war, er schien auch auf eigentümliche Weise farblos. Keine Spur von bronzefarbener Haut oder auch nur einem rosa Hauch auf den Wangen. Alles an ihm wirkte fahl. Leblos. Seine Haut glich gewalktem Fenn, die Haare weiß und matt. Sein Anblick erinnerte Ellin an den verkümmerten Baum.
    Zuerst glaubte sie, dass es sich bei den halbnackten Männern um Menschen handelte, doch während sie die Uthra umkreisten, erkannte sie die fremdartige Aura, die sie umgab. Diese äußerlich sehr ansprechenden Männer hatten ein dunkles Herz, einen ganz und gar unmenschlichen, pechschwarzen Kern. War Lord Wolfhards Aura wie eine schwarzgrüne Wand gewesen, so umgab diese Männer ein kaltes, finsteres Nichts. Und die Finsternis kam nicht aus ihren Körpern, sondern ihre Körper waren ein Teil der Finsternis, wie ein dämonisches Trugbild, geschaffen, um die Menschen zu täuschen.
    »Was seid Ihr?«, wisperte sie.
    Ein eisiger Hauch kroch ihren Rücken hinauf, kälter als die Nächte auf dem Hammerfels. Er lähmte ihre Glieder, machte sie wehrlos und stumm. Die Haare auf ihrer Haut richteten sich auf, sträubten sich, wie das Fell einer Katze.
    Flieh , rief eine Stimme in ihr.
    Einer der Männer sah sie an. Seine Augen bohrten sich in ihre, hielten sie gefangen, verteilten Eiseskälte in ihrer Seele. Die Welt schrumpfte auf diesen einen Blick. Sie merkte nicht einmal, dass der Kampf begonnen hatte, stand ganz still, unfähig, ihre Augen abzuwenden. Sie sah die Seelen, die dieses Wesen gestohlen hatte, um sie einem dunklen Gott zu bringen, der sie versklavte und in seine Dienste stellte und sie erblickte sein wahres Gesicht. Faltige, tiefschwarze Haut, die sich über einen breiten Schädel zog. Gelbliche Hörner und ein lippenloser, blutroter Mund.
    Urplötzlich verschwand die Vision. Der Dämon in Menschengestalt gab einen gurgelnden Laut von sich. Die Schwertspitze, die aus seiner Brust ragte, wurde zurückgezogen. Mit einem Ausdruck des Erstaunens im Gesicht brach er zusammen. Und plötzlich erkannte Ellin, dass nicht der Dämon sie, sondern sie den Dämon mit ihrem Blick gelähmt hatte. Kylian, der ihn von hinten durchbohrt hatte, verfolgte seinen Fall. Dann sah er Ellin an. Ihre Blicke trafen sich. In seinen Augen eine unausgesprochene Frage. Was hast du gesehen?
    Schon trat der fremdartige Mann auf ihn zu. Ein abgetragener Umhang umwehte seinen Leib, und obwohl er nicht die beeindruckende Größe der anderen hatte, so wirkte er auf Ellin doch weitaus gefährlicher. Sie versuchte seine Aura zu erkennen, doch sie sah nichts, nicht das kleinste Bisschen. Sein Leib war leer, wie die abgestreifte Haut eines Reptils.
    »Wer seid Ihr?«, fragte er.
    Seine Stimme klang wie splitterndes Eis. Er schnüffelte und fixierte Kylian mit seinem seelenlosen Blick. »Ihr seid ein Uthra. Welch Überraschung.«
    Kylian knurrte leise und umkreiste das Wesen.
    »Warum kämpft Ihr gegen

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