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Ellin

Ellin

Titel: Ellin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Millman
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Hügel, die sich wie ein Schattenbild in den Himmel erhoben. Wieder ritten sie bis tief in die Nacht.
    Butans Zustand verschlechterte sich. Am Abend war er kaum noch in der Lage, sich auf dem Pferd zu halten. Sein Körper verströmte einen unangenehmen Geruch, säuerlich mit einem fauligen Hauch, wie Lauge. Ellin kannte diesen Geruch, den Geruch des nahenden Todes.
    Kurz bevor die kleine Sonne hinter dem Horizont versank, rasteten sie und Ellin warf einen besorgten Blick auf Butans Bisswunde. Die Haut war geschwollen, hellrote Linien zogen sich über seine Hand bis unter die Ärmel seiner Tunika hinauf. Ein sicheres Zeichen dafür, dass sich das Gift in seinem Blut verteilte. Wenn er nicht sehr bald Hilfe bekam, würde er sterben. Ellin bezweifelte, dass er es bis Huanaco schaffen würde, und selbst wenn, war es für eine Heilung wahrscheinlich zu spät. Mathýs riet in einem solchen Fall zu einer Amputation.
    Nachdem sie ihr Nachtlager bereitet hatten, bat sie Kylian um eine Unterredung und berichtete ihm von ihren Befürchtungen.
    »Eine Amputation wird ihn nicht retten«, wehrte Kylian ab.
    »Warum nicht? Es ist die einzige Möglichkeit.«
    Kylian senkte den Kopf. »Habt Ihr nicht gehört, was dieser Unan sagte? Was wir auch tun, er ist verloren.«
    »Heißt das, Ihr gebt ihn einfach so auf, nur weil ein dämonisches Geschöpf seinen Tod prophezeit hat?« Ellin betrachtete ihn bestürzt. »Ich dachte, er wäre Euer Freund?«
    Er stieß einen zornigen Laut aus. »Sprecht nicht über Dinge, von denen Ihr nichts versteht. Ich würde mein Leben geben, um seines zu retten, doch seht ihn Euch an«, er ergriff ihren Arm und zerrte sie herum, sodass ihr Blick auf den am Boden kauernden Butan fiel. »Seht ihn Euch ganz genau an und dann sagt mir, ob Ihr wirklich glaubt, dass er eine Chance hat.«
    Ellin betrachtete Butan. Sein Kopf war nach hinten gesunken. Aus fiebrigen Augen starrte er teilnahmslos in den Himmel. Der Mund stand offen, Speichel floss an seinem Kinn herab und tropfte auf das Wams. Die Haut sah aus wie grauer Wachs, unnatürlich glatt, wie tot. Tränen traten in ihre Augen, unwillkürlich ballte sie die Hände zu Fäusten und schüttelte ihren Arm. »Lasst mich los.«
    Sofort nahm er seine Hand fort, so schnell, als hätte er sich verbrannt.
    Der Impuls, ihm nicht länger zu widersprechen, war stark. Während ihrer Zeit auf der Felsenfestung hatte sie nie auf ihrer Meinung beharren dürfen, hatte tun müssen, was andere ihr auftrugen. Doch diese Zeiten waren vorbei. Sie musste lernen, für ihre Überzeugungen einzustehen. »Wir sollten es trotzdem versuchen. Es mag nur eine winzige Chance sein, doch es ist die Einzige, die er hat.«
    Kylian erwiderte nichts. Sein Kiefer mahlte.
    Flehend sah sie zu ihm auf. »Bitte Kylian, lasst es uns versuchen.«
    »Na gut«, willigte er schließlich ein. »Wenn Ihr Butan von dem Plan überzeugen könnt, versuchen wir es.«
    Ellin nickte erleichtert und eilte zu Butan. Mit einem gezwungenen Lächeln auf den Lippen hockte sie sich neben ihn und ergriff seine Hand. »Butan?«
    Butan schwankte ein wenig, hob den Kopf und blickte sie verwirrt an.
    »Ihr seid sehr krank«, fuhr sie fort.
    Er schnaubte schwach, und versuchte zu lächeln.
    »Wir müssen Euren Arm amputieren«, sagte sie frei heraus.
    Butan schüttelte den Kopf. »Niemals.«
    »Das ist Eure einzige Chance.«
    Er entzog ihr seine Hand. »Nein, lieber … sterbe ich.«
    »Weiß Nuelia, dass Ihr lieber sterben wollt, als mit einem Arm weiter zu leben?«, flüsterte sie.
    »Ich werde … kein … hilfloser Krüppel.«
    Ellin seufzte. »Ihr seid ein Krieger, Butan und ein fehlender Arm wird daran nichts ändern. Wir amputieren Euren Schildarm, doch Ihr braucht keinen Schild, ich habe es gesehen. Kein Feind kommt je nah genug an Euch heran.«
    Butan schloss die Augen und schwieg. Fast sah es so aus, als wäre er eingeschlafen.
    Ellin legte die Hand auf seine Schulter. »Bitte, Butan. Tut es für Nuelia.«
    »Macht es«, wisperte er schließlich.
    Mit dem Handrücken strich Ellin über seine Wange. »Gute Entscheidung. Eure Gefährten brauchen Euch.« Dann stand sie auf und kehrte zu Kylian zurück, der in einigen Schritten Entfernung das Gespräch beobachtet hatte. »Er hat eingewilligt.«
    Kylian hob überrascht die Augenbrauen. »Tatsächlich? Scheinbar verfügt Ihr über größere Überzeugungskraft, als ich dachte.«
    Ellin ignorierte seine Worte. »Wann wollen wir es tun?«
    »Im Morgengrauen«, erwiderte er.

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