Ellin
uns?«, fuhr das Wesen fort. »Seid Ihr denn nicht auch Gejagte? Warum stellt ihr Euch auf die Seite der Menschen?«
Er sprach ruhig, schien die Kampfgeräusche um sich herum, das Keuchen und das Klingen der Schwerter, nicht einmal wahrzunehmen. Vielleicht war es ihm auch egal, dass seine Weggefährten nur einen Doppelschritt von ihm entfernt um ihr Leben kämpften.
Statt einer Antwort ging Kylian zum Angriff über. Blitzschnell schoss seine Klinge vor. Der Mann parierte den ersten Hieb und wich aus, doch Kylian setzte rasch einen Zweiten nach, so schnell, dass er für das menschliche Auge kaum zu sehen war. Tief bohrte sich die Klinge in die Brust des Mannes. Gleichzeitig fielen auch die bronzehäutigen Hünen geschlagen zu Boden. Lächelnd blickte der fremdartige Mann auf das Schwert in seiner Brust. Mit einem Ruck zog Kylian es heraus. Ungläubig starrte er die Klinge an. Kein Blut haftete daran.
Alle Blicke richteten sich nun auf den seltsamen Mann, der vor ihren Augen zu verblassen begann, durchscheinend wurde, wie ein Geist und sich schließlich in bleichen Rauch verwandelte.
»Bei den Göttern, was ist das?«, fragte Nuelia.
Jesh haschte nach dem zurückweichenden Rauch. »Ist er vernichtet?«
»Ich weiß es nicht«, gab Kylian zu.
Der Rauch hielt an anderer Stelle inne, zog sich zusammen und begann erneut, menschliche Gestalt anzunehmen. Die verschwommenen Konturen verloren ihre durchscheinende Blässe, verdichteten sich zu einem festen Leib. Kaum dass er wieder menschliche Formen angenommen hatte, stach Kylian erneut zu, und erneut verschwamm die Gestalt und wandelte sich zu Rauch. Immer wieder versuchte er, das Wesen zu vernichten, doch jeder Schwerthieb war so wirkungslos wie der vorherige.
Ein Ruf lenkte Nuelias und Jeshs Aufmerksamkeit von dem Gebilde ab. Nur Kylian behielt ihn im Auge.
»Butan«, rief Nuelia und rannte los.
»Soll ich hierbleiben?«, fragte Jesh.
Kylian fixierte den Rauch, der sich erneut zu materialisieren begann. »Nein, folge Nuelia, ich versuche herauszufinden, wer oder was dieses Wesen ist.«
Jesh deutete auf Ellin. »Was ist mit ihr?«
Ellin, die sich am Fuße eines Baumes zusammengekauert hatte, blickte Kylian fragend an. Liebend gerne wäre sie mit Jesh gegangen.
»Sie bleibt bei mir.«
Jesh wandte sich um. Die bleiche Gestalt hatte sich wieder zu seiner menschlichen Form gewandelt und betrachtete sie amüsiert.
»Was seid Ihr?«, fragte Kylian.
Das Wesen zog die Augenbrauen hoch. »Seid Ihr also endlich zu der Einsicht gelangt, dass Euch Eure Kampfkunst nicht von Nutzen ist?«
»Offensichtlich«, knurrte er.
»Was ich bin, ist bedeutungslos. Vielmehr solltet Ihr fragen, was ich will.«
»Gut, was wollt Ihr?«
Das Wesen trat einen Schritt auf Kylian zu. »Ich gedenke, mich an der Herrscherin zu rächen und das einzufordern, was mir zusteht.«
»Das ist lächerlich.« Kylian hob sein Schwert und hielt es dem Wesen an die Brust, um es am Näherkommen zu hindern. »Wie kommt Ihr darauf, dass Euch irgendetwas zustünde?«
Das Wesen lächelte süffisant und blickte an Kylian vorbei zu den Bäumen. »Willkommen Bruder, war deine Mission erfolgreich?«
Kylian und Ellin fuhren herum. Aus den Blüten löste sich ein Mann, der eine verblüffende Ähnlichkeit mit dem anderen hatte, auch er war blass und farblos, sodass er in dem bleichen Licht regelrecht zu schwinden schien. Zwar war sein Haar von dunkler Farbe, doch sah es stumpf und leblos aus, als wäre es mit einer feinen Ascheschicht bedeckt.
»Sein Leben ist verwirkt. Noch vor dem nächsten Sternenlauf wird er zu dem Gott zurückkehren, von dem er geschaffen wurde«, wisperte er. Er sprach seltsam, wie ein Mann, der versucht, eine weibliche Stimme zu imitieren.
»Wovon sprecht Ihr?«, fragte Kylian.
Das Wesen lachte. »Von der kleinen Lektion, die ich Euch für euren Hochmut erteile, Uthra. Es wäre uns ein Leichtes, Euch alle zu töten, dennoch fühlt ihr Euch überlegen, anstatt vor uns zu knien und um Euer Leben zu betteln. Doch wir sind gnädig, denn wir wollen, dass Ihr zur Herrscherin zurückkehrt und Ihr von uns berichtet.«
Kylian drückte ihm die Schwertspitze in die Brust. Ein Mensch würde mittlerweile bluten. Das Wesen schien es nicht einmal zu bemerken. »Wie lauten eure Namen?«
Wieder lächelte die bleiche Gestalt. »Wir sind Unan und Dau, die ersten zwei. Merkt Euch das gut, Uthra, und seht der Herrscherin in die Augen, wenn Ihr von uns berichtet.«
»Warum?«
»Um die Wahrheit zu
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