Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ellorans Traum

Ellorans Traum

Titel: Ellorans Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill
Vom Netzwerk:
zu entwerfen.
    Dabei blieben wir keineswegs ungestört: nachdem uns kurz hintereinander zwei Beamte, ein Schreiber, ein Bote des Burgvogtes und Meister Rowald persönlich in der Formulierung eines besonders verwickelten Satzes unterbrochen hatten, knurrte Karas erbost: »Schließ die Tür ab, Junge, sonst werden wir nie damit fertig!«
    Gerade wollte ich den Riegel vorschieben, da klopfte es erneut, und Botschafter Galens Stimme fragte: »Ist es erlaubt?«
    Ich drehte mich fragend zu Karas um. Er hob ergeben die Hände und sagte bissig: »Da ich heute anscheinend zur Besichtigung freigegeben bin – bitte!«
    Ich öffnete die Tür und ließ Galen eintreten. Er nickte mir zu und ließ sich neben dem Bett auf einen Stuhl sinken. Der Kammerherr und er musterten sich eine Weile wortlos, dann hob der Botschafter seine Hand und berührte Karas mit zwei Fingern am Handgelenk. Er sagte nichts. Sein Gesicht blieb so unbewegt wie immer. Karas zuckte leicht zusammen, ließ die Berührung aber stillschweigend zu.
    »Ich würde sehr gerne meinen Heiler vorbeischicken, damit er nach Euch sieht«, sagte Galen.
    Karas schüttelte sich und knurrte: »Damit er mich wieder beschimpft und mir sagt, ich müsse nur aufhören zu trinken, mich mehr bewegen und vor allem abnehmen? Nein, danke, Botschafter. Sein letzter Besuch hat mich vor allem davon kuriert, ihn jemals wieder zu konsultieren! Ich begreife nicht, wie Ihr einen derart ruppigen, unhöflichen Menschen als Euren persönlichen Heiler mit Euch herumschleppen könnt. Allein seine jederzeit schlechte Laune würde ausreichen, mich wirklich krank zu machen.«
    Galen verzog keine Miene. »Er ist der Beste«, sagte er gelassen.
    Karas lachte laut auf und winkte ab. »Ich danke Euch für Euer Angebot, Botschafter. Aber ich fühle mich großartig und bleibe nur aus reinem Eigennutz noch ein wenig in meinem Quartier. Hier läßt mich der Kronrat halbwegs in Ruhe, und außerdem können meine Beamten einmal zeigen, daß sie ohne mich viel besser klarkommen. Das tut ihnen und mir von Zeit zu Zeit sehr gut.«
    Galen nickte kühl und stand auf. »Ich werde für längere Zeit nicht in der Burg sein, da ich einiges zu erledigen habe, was sich von hier aus nicht bewerkstelligen läßt. Ich melde mich bei Euch, sobald ich zurück bin, Kammerherr.« Er verabschiedete sich mit einem knappen Nicken. Ich atmete auf. Wahrscheinlich würde ich mich nie an die eisige Art dieses Mannes gewöhnen. Jedes Gefühl schien ihm so fremd zu sein wie einem Fisch das Singen.
    »Das alte Schlitzohr«, sagte Karas nachdenklich. »Was mag er nur jetzt wieder aushecken?« Er erklärte nicht, was er damit meinte.
    Ich sah mit Sorge, daß Karas' Gesicht mit jeder weiteren Stunde fahler und erschöpfter aussah. Deshalb gab ich am späten Mittag vor, völlig erledigt zu sein, und ließ mich von Karas ins Bett schicken. Vorher nahm ich ihm das Versprechen ab, selbst auch etwas zu ruhen, und er gab erstaunlich bereitwillig nach. Das sagte mir fast mehr über seinen Zustand als sein elendes Aussehen.
    Gegen Abend – ich hatte wirklich ein paar Stunden geschlafen und einen kleinen Happen gegessen – machte ich mich auf, um nach Karas zu sehen. Er war nicht allein, neben seinem Bett stand ein Mann, der sich über ihn beugte und irgend etwas mit dem lautstark protestierenden Kammerherrn anstellte, das ich nicht erkennen konnte.
    »Haltet doch, verdammt noch mal, still«, fluchte der Mann, und Karas jammerte: »Das tut aber, verdammt noch mal, weh!«
    »Das täte überhaupt nicht weh, wenn Ihr Euren idiotischen Kopf nicht so verdrehen würdet!«
    »Ich verdrehe meinen idiotischen Kopf, damit ich sehe, was Ihr mit Euren verfluchten Fingern tut!«
    »Das geht Euch, mit Verlaub gesagt, einen Scheißdreck an!«
    »Nicht, solange Ihr an mir herumpfuscht, verehrter Pferdedoktor!«
    »Wenn Ihr nicht endlich stillhaltet, binde ich Euch am Bettpfosten fest!«
    »Untersteht Euch, oder ich lasse Euch bei Wasser und Brot ins tiefste Verlies werfen!«
    »Versucht das nur, Kammerherr, versucht das nur! So, fertig.«
    Der Mann trat einen Schritt zurück und verstaute einige Instrumente in seiner Tasche, während Karas schimpfend seinen Schlafrock richtete. Ich räusperte mich heftig und sagte: »H-hallo, Akim.«
    »Hallo, Landplage«, knurrte der Heiler. »Du stotterst ja immer noch.« Er drehte sich um und sah mich finster an. Ich bemerkte, daß Karas uns neugierig musterte. Ich grinste, selbst überrascht, wie sehr ich mich freute, den

Weitere Kostenlose Bücher