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Ellorans Traum

Ellorans Traum

Titel: Ellorans Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill
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mittlerweile als meinen Privatbesitz betrachtete, sah ich schon von weitem jemanden liegen. Auch das noch! Schnaubend schob ich die Zweige beiseite und holte zu einer saftigen Rede aus, als ich unverhofft in ein Paar strahlender Amethystaugen blickte.
    »Ellorrran! Dich warrte!« erklang es begeistert. Schmale Finger umklammerten mein Handgelenk und zogen mich mit erstaunlicher Kraft hinein in die grüne, duftende Grotte.
    »Cesco«, japste ich atemlos. Mein Herz schlug, als wäre ich sehr schnell gelaufen. Er lachte mich an und legte vertraut eine Hand auf meinen Arm.
    »Bin gelauf weg. Ssso noîos langweilerich!« Er verdrehte die Augen und schnitt eine seiner schreckenerregenden Grimassen. Dann legte er ohne weitere Umstände seinen Kopf in meinen Schoß und schielte unter gesenkten Lidern zu mir hoch. Ich hob eine ängstliche Hand und strich ganz vorsichtig über sein weiches Rabenhaar. Er schloß die Augen und schnurrte wohlig wie eine satte Katze. Ich faßte mir ein Herz und ließ meine Finger über sein samthäutiges Gesicht wandern, bis zu den sanft geöffneten Lippen. Er spitzte den Mund und küßte meine Fingerspitzen. Dann öffneten sich seine Augen einen winzigen, blinkenden Spalt, er blinzelte frech und biß zu. Ich schrie auf, mehr vor Schreck als wegen des Schmerzes, und er kicherte zufrieden. Er stützte sich auf seine Ellbogen und sah mich aus allernächster Nähe gründlich an.
    »Du Pünkten«, sagte er ernsthaft und tippte mit seinem Zeigefinger auf meine Nase. Ich sah ihn verständnislos an.
    »Pünkten«, wiederholte er. »Ai, wie sagen?« Er schielte fast vor Konzentration. Dann hob er wieder seinen Finger mit dem langen, schimmernden Nagel und bohrte ihn in meine Wange, meine Stirn, meine Nase, mein Kinn, bis ich lachte und seine Hand festhielt.
    »H-hör auf, Cesco, hör auf, ich habe begriffen. S-Sommersprossen meinst du!«
    »Sssommerr- ai, was Brechzung! S-prrrosss. Sssommerrsss-pross.« Er stöhnte theatralisch und fiel ohnmächtig in meine Arme. Ich lachte und fühlte sein Herz gegen meine Brust pochen. Seine Augen öffneten sich, und er legte seine Arme um meinen Nacken.
    »Mî Ellorran? Ellorran di Cesco? Sag daß ja!« forderte er. Ich holte sehr tief Luft. »Ja«, antwortete ich mit unsicherer Stimme. Er lachte triumphierend und küßte mich. Seine scharfen, langen Nägel krallten sich durch den Stoff des Wamses in meinen Rücken.
    »Cesco«, rief draußen die dröhnende Stimme seines Erziehers. Er stöhnte unmutig auf und löste sich von mir.
    »Giacchîn«, jammerte er. »Spielverderbling mistig!« Er richtete sich auf und rief laut: »Sio qua! Vên sub'to!« Noch auf den Knien drehte er sich zu mir herum und schmatzte mir einen herzhaften, nassen Kuß auf den Mund. Seine Finger lagen sanft auf meinem Gesicht, und im Wegspringen schlug er heftig mit seinen spitzen Nägeln zu. Ich preßte sprachlos meine Hand auf meine blutende Wange und sah ihn über den Hof auf den großen Erzieher zulaufen.
    »Doman quî!« hörte ich ihn rufen. »Dich warrten, Ellorrran!«
    Ich sank wie betäubt ins Gras zurück und blickte meine blutverschmierten Finger an. Cesco hatte ordentlich zugeschlagen, meine Wange schmerzte erbärmlich. Ich wußte nicht, ob ich lachen oder weinen sollte.
    »Lachen«, empfahl eine Stimme neben mir. »Hilft dir zwar auch nicht weiter, aber dafür tut's wahrscheinlich weniger weh.« Ein weiches, angefeuchtetes Tuch wurde an meine Wange gedrückt und linderte den Schmerz.
    »Hätte ich mir denken können, daß du das sagen würdest«, knurrte ich. »Du wiederholst dich, Schwesterherz.« Sie gluckste und hockte sich auf die Fersen. Ich bemerkte zum ersten Mal, daß sie die gleichen Gewänder trug wie Leonie. Sie sah schrecklich blaß und dünn darin aus. »Und jetzt?« fragte sie.
    »Was meinst du damit?«
    »Na, wie du dir vorstellst, daß es weitergehen soll. Willst du unseren armen Großvater wirklich weiter so quälen? Dafür, daß er einen winzig kleinen Fehler gemacht hat?« Ihre Augen sahen mich sehr groß und sehr unschuldig an, und ich sah die kleinen Pukhs nur darin tanzen, weil ich meine Traumschwester inzwischen recht gut kannte. Also ging ich ihr nicht auf die ausgelegte Leimrute.
    »Was würdest du tun?« fragte ich statt dessen. Sie stöhnte ungeduldig und gab mir einen Klaps auf die aufgeschürfte Wange.
    »Ich gebe keine Ratschläge, warum vergißt du das bloß immer!« erklärte sie scharf. Auch ihr Ton erinnerte mich hin und wieder an Leonie. Sie riß die

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