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Ellorans Traum

Ellorans Traum

Titel: Ellorans Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill
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sah ich vor mir. Mir wurde übel. Ich schwor mir, mein Leben für diese unbekannte Frau zu geben, ob ich sie nun jemals zu Gesicht bekommen würde oder nicht. Sie konnte jede Unterstützung brauchen, die zu bekommen war.
    Neben mir kicherte es. »Oh, welch hehre Gefühle«, flüsterte es in mein Ohr. »Ell, du bist ein richtiger Kindskopf!«
    »Laß mich in Ruhe!« brüllte ich. Karas und Veelora sahen mich beunruhigt an. Ich sprang auf, blutrot übergossen und stammelte: »Ich – ääh – ich bin, ich h-habe ...« Ich verbeugte mich zackig und schoß zur Tür hinaus.
    »Ein wenig unausgeglichen, das Kind«, sagte Karas verwundert. Die Antwort meiner Großmutter konnte ich nicht mehr hören, weil die Tür hinter mir zufiel.
    »Dafür, daß es dich nicht gibt, bringst du mich aber ganz schön in die Bredouille«, schimpfte ich gedämpft.
    »Weil«, antwortete sie trocken.
    »Was, ›weil‹?« Sie nahm meine Hand und zog mich mit sich.
    »Weil es mich nicht gibt, bringe ich dich in Schwierigkeiten«, rief sie zurück. »Wenn es mich gäbe, wäre doch alles kein Problem.«
    »Wo gehen wir eigentlich hin?« fragte ich erschöpft. Die Unterhaltungen mit meiner Traumschwester verliefen immer reichlich anstrengend.
    »Zum Waffenhof. Ich freue mich, Jenka endlich mal wiederzusehen.«
    »Aber, aber ...«, protestierte ich. Sie warf mir einen strafenden Blick zu.
    »Sie wird mich ja nicht sehen, Elloran. Also reg dich nicht auf!«
    Jenka wartete schon auf mich. Sie winkte mir zu und schrie fröhlich: »Du bist sowas von zu spät! Ist was passiert?«
    Ich warf einen unsicheren Blick auf meine Begleiterin, die mich nur breit angrinste und ihre Brauen hob. »Nee«, murmelte ich und zog mein Hemd aus. »Ich ... K-Karas hat mich aufgeh-halten.« Meine Schwester hockte sich auf das Gatter, und ich verdrehte die Augen. Würde sie mir von jetzt ab etwa auf Schritt und Tritt folgen? Was war mit ihrer Angst geschehen, daß sie uns zusammen sah? Wer sie auch sein mochte, sie mußte gute Augen haben. Jenka jedenfalls bemerkte nichts.
    »Sie weiß es«, rief meine Schwester fröhlich. »Sie hat nichts dagegen, daß wir uns sehen. Der Schaden ist ohnehin angerichtet, sagt sie, weil ich so neugierig war und in dein Zimmer gekommen bin, damals.« Ich verstand wieder nur die Hälfte von dem, was sie sagte, aber ich hütete mich, irgendwie auf ihre Worte zu antworten. Es reichte mir, wenn meine Großeltern mich für überspannt hielten.
    »Was stehst du da und starrst Löcher in die Luft?« fragte Jenka ungeduldig. »Können wir endlich anfangen?«
    Heute stand waffenloser Kampf auf dem Programm. Ich hatte den Vorteil, größer und schwerer als meine Partnerin zu sein, aber trotzdem warf sie mich von vier Malen drei Mal zu Boden. »Du läßt dich zu leicht ablenken«, sagte sie, als sie wieder einmal keuchend über mir stand. Ich kratzte mich vom Boden ab und zählte meine Knochen.
    »Das s-sagt sie auch immer«, rutschte mir unbedacht heraus.
    »Wer?« fragte Jenka neugierig. Hinter mir kicherte es.
    »Oh, n-niemand«, gab ich schnell zurück.
    Jenka ließ ihre Augenbrauen hochrutschen. »Die selbe ›Niemand‹, die dir diese Kratzer verpaßt hat?« fragte sie spitz und deutete auf meine Wange. Ich legte unwillkürlich meine Hand darauf und wurde rot.
    »Ich b-bin gegen eine T-Tür gelaufen«, behauptete ich. Jenkas schwarze Augenbrauen schienen ihren Hinterkopf besuchen zu wollen.
    »Eine Tür mit Fingernägeln?« fragte sie skeptisch, ließ die Sache aber zu meiner Erleichterung auf sich beruhen.
    Ich ließ sie noch ein gutes Dutzend Mal auf mir herumtrampeln, dann beendeten wir unsere Übungen. Beim Waschritual am Brunnen sagte ich: »Ich werde morgen früh wahrscheinlich wieder am Schreibtisch sitzen, Jen. Könnten wir uns auch später treffen?«
    Sie nickte und überlegte. »Zwei Stunden vor dem dritten Wachwechsel?« schlug sie vor. »Ich bin ab morgen zur Nachtwache eingeteilt, und so habe ich noch gerade Zeit genug, mich vorher umzuziehen und etwas zu essen.« Wir verabredeten uns und gingen auseinander.
    »Und, zufrieden?« fragte ich.
    »Sie hat sich verändert«, erklärte sie nachdenklich. »Und sie ist eifersüchtig.«
    Ich sah sie ungläubig an. »Was meinst du damit?«
    »Auf deinen kratzbürstigen Prinzen. Oh, sie weiß nicht, daß er es ist. Sie wäre auf jeden eifersüchtig, der dir zu nahe kommt, mußt du wissen.« Sie drehte eine übermütige Pirouette, daß ihre hellen Kleider um sie herumwirbelten und warf mir eine

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