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Ellorans Traum

Ellorans Traum

Titel: Ellorans Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill
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bewegte er sich mit großer Gelassenheit und so etwas wie selbstverständlicher Hoheit. Er schleuderte die Pantoffeln von seinen Füßen und schritt auf bloßen Füßen zu mir. Er zog mich auf eines der riesigen Kissen und begann, mein Hemd aufzuknöpfen. Ich hielt seine Hände fest. Er sah mich verwundert an.
    »Was ist, Ellorran? Nicht wollen?« Er sah gekränkt aus. Ich schüttelte heftig den Kopf und küßte seine Handfläche.
    »Ich m-muß dir etwas s-sagen, Cesco«, begann ich verzweifelt. Er legte den Kopf schief und wartete. ›Nicht schon wieder ‹ schoß es mir durch den Kopf. »Ich bin kein Mann, ich b-bin T'svera.« Er sah mich immer noch an.
    »Ja?« sagte er unsicher. »Was ist? Tisvera?«
    Ich rieb mir verzweifelt durchs Gesicht. »Mann«, sagte ich und zeigte auf ihn. Er grinste schief, sagte aber nichts dazu. »Frau«, fuhr ich fort und zeichnete kurvige Umrisse in die Luft. Sein Grinsen wurde breiter. »T'svera«, endete ich und zeigte auf mich. Er krauste die Stirn und biß sich auf die vollen Lippen.
    »Mann«, sagte er unsicher und setzte hinzu: »Giacchîn?« Ich nickte. »Frau«, fuhr er kichernd fort. » Domna Veelora.« Ich nickte erneut. »Tisvera«, er lachte breit und zeigte auf – sich. Ich schnappte nach Luft und sah ihn sich lachend auf dem Teppich wälzen und vor Wonne mit den Beinen strampeln. »Tisvera«, schrie er wieder und riß mich in seine Arme. Wir landeten mit einem Plumps auf dem Kissen. Er hielt sich nicht mehr lange mit den Verschlüssen meines Hemdes auf. Ohne Umstände riß er es mir vom Leib und biß mich in die Schulter, daß Blut floß und ich Sterne sah.
    Auf das, was dann folgte, hatte mich der behutsame und zärtliche Tom nur ungenügend vorbereitet. Ich fühlte mich, als würde ich mit einem Rudel Wildkatzen und einer ganzen Sippe bissiger kleiner Ratten gleichzeitig das Lager teilen. Als wir schweratmend voneinander abließen und ermattet aneinandergeschmiegt in den Kissen lagen, wünschte ich mir fast, ich hätte etwas von Jemainas stinkiger grüner Salbe von zu Hause mitgebracht. Mein Körper fühlte sich an, als hätte ein Stachelschwein ihn als Trampolin benutzt. Cesco fuhr sanft mit seinen langen Nägeln über meine Brust und kitzelte mich lüstern. Seine Haare hingen aufgelöst herab und streiften meinen Bauch.
    »Du durstig?« fragte er. Ich nickte. Er stand geschmeidig auf und ging zu einem kleinen geschnitzten Schrank auf der anderen Seite des Zimmers. Träge drehte ich mich auf die Seite und sah ihm nach. Mein goldhäutiger Prinz war der erste T'svera, den ich zu Gesicht bekam, und ich konnte mich nicht satt an ihm sehen. War dies der Eindruck, den ich auf andere Menschen machte? Dieses ungewisse Schweben zwischen Mann und Frau, Bewegungen und Körperhaltungen, die im einen Augenblick zum einen und kurz darauf schon wieder zum anderen Geschlecht zu gehören schienen? Wie hatten meine Eltern sich nur einbilden können, ich könnte jemals die Rolle eines Mannes durchhalten: Jeder, der auch nur einmal einen T'svera zu Gesicht bekommen hatte, würde sofort wissen, womit er es zu tun bekam. Ich seufzte.
    Cesco kniete mit einem zierlichen kleinen Tablett in der Hand neben mir nieder und schenkte einen silbernen Kelch mit duftendem, süß parfümiertem Wein voll. Er setzte ihn mir an die Lippen, und ich trank, ohne den Blick von seinem schönen Gesicht zu wenden. Er hob den Kelch an seinen eigenen Mund. Voller Begeisterung sah ich zu, wie sein langer, schlanker Hals sich beim Schlucken bewegte. Ich hob meine Hand und legte sie auf seine glatte Brust. Der schwere Wein, der mit exotischen Gewürzen versetzt worden war, ließ mir den Kopf schwimmen. Cesco legte sich wieder neben mich und bettete seinen Kopf auf meine Brust. »Du zu mâgre«, sagte er mit einem herzzerreißenden Gähnen, bei dem ich seinen rosa Gaumen sehen konnte. »Alles Knoch und Stein!« Ich kicherte. Dafür hatte ich mich mit Jenka nun seit Tagen auf dem Waffenhof geplagt, daß dieses verwöhnte Prinzchen mich jetzt als zu hart für seinen Kopf befand! Ich kniff ihn in die Seite. Er kreischte und fuhr herum.
    »Ai! All'malôr!« schimpfte er und schlug mich, daß mir die Luft wegblieb. Dann warf er sich auf mich und begann mich mit höchster Gründlichkeit abzuküssen.
    In dieser Nacht kam ich nicht zum Schlafen. Wir liebten uns, wir tranken den schweren, gewürzten Wein und aßen klebrige Süßigkeiten dazu, die wir uns gegenseitig von den Lippen stahlen; dann liebten wir uns wieder, ruhten

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