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Ellorans Traum

Ellorans Traum

Titel: Ellorans Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill
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an und verhilft zu wilden, bunten Träumen bei wachem Bewußtsein. Jemand, der es einnimmt, kann schon sehr bald überhaupt nicht mehr schlafen. Das Schlimmste aber ist, daß diese kleinen Dosen sich im Körper sammeln, es baut sich nicht ab. Das bedeutet, daß es den Süchtigen irgendwann tötet – so sicher wie ein Schwerthieb, allerdings nicht ganz so schnell und sauber. Der Freund, von dem ich sprach: Er war süchtig nach Traumstaub, und er hat einmal eine zu große Menge davon genommen. Ich habe ihn in seinen letzten Wochen gepflegt und möchte das ungern noch einmal erleben. Das Gift zersetzt den Körper, es läßt den Menschen von innen her verfaulen. Ich habe mir damals geschworen, jemandem lieber vorher die Kehle durchzuschneiden, als ihn das durchmachen zu lassen. Was ich mir nicht habe vorstellen können, ist, daß das jemals Elloran betreffen könnte.«
    Sie seufzte. Ich hörte Akim unbehaglich murmeln. Über wen sprachen sie überhaupt? »Jemaina! Ich habe einen Teil der Anzeichen, die du beschreibst, doch schon bei meiner ersten Untersuchung gleich nach dem Giftanschlag festgestellt. Wie kann das denn sein? Er müßte dafür doch vorher schon damit in Berührung gekommen sein.«
    Sie lachte, kurz und böse. »Das ist der Punkt, der mich nicht ruhen läßt, Kim. In dem Winter, bevor ihr nach Salvok kamt, war Elloran schwer krank. Er hat lange zwischen Leben und Tod gelegen, und ich konnte nicht herausfinden, was er hatte. Ich muß blind gewesen sein, daß ich es nicht erkannte; aber der Gedanke lag zu fern.« Sie schwieg und klopfte heftig ihre Pfeife aus. »Es hat offensichtlich damals schon jemand versucht, ihn damit umzubringen«, sagte sie hart. »Ich weiß nicht, welcher Schutzgeist seine Hand über ihn hält, Kim. Eigentlich hätte er bis heute schon dreimal tot sein müssen.«
    Ich entzündete das zweite Stäbchen Glückskraut und seufzte befriedigt. Mein Kopf war ganz leer und ruhig, zum ersten Mal seit undenkbaren Zeiten. Meine Freunde saßen vor der Tür und plauderten friedlich miteinander, und ich fühlte mich warm und geborgen. Es ging mir gut. Alles war gut. Ich konnte schlafen.
    Der Duft von frischgebrühtem Tee weckte mich. Es erinnerte mich an Salvok, an die behagliche Kate der Heilerin. Ich schlug die Augen auf und reckte mich genüßlich. Ich fühlte mich, als könnte ich einen kleineren Wald mit bloßer Hand roden. Eilig sprang ich in meine Kleider und kletterte aus dem Wagen. Jemaina und die beiden Männer saßen um das Feuer und steckten die Köpfe zusammen. Ich trat zu ihnen und wünschte fröhlich einen guten Morgen. Jemaina streckte mir ihre Hände entgegen, die ich liebevoll ergriff und drückte mir einen Kuß auf die Wange.
    »Guten Morgen, Elloran. Du siehst besser aus, geht es dir gut?«
    »Wunderbar!« versicherte ich und begrüßte Akim und Tom. Der wirkte übernächtigt, und ich dachte schuldbewußt daran, daß ich ihn einige Nächte wach gehalten hatte.
    »Wir wollen heute weiter«, sagte er und schlürfte seinen Tee. »Fühlst du dich kräftig genug, Kleiner?« Ich versicherte, daß das der Fall sei und setzte ein wenig ungeduldig hinzu: »Macht nicht so einen Aufstand. Ich b-bin doch nicht krank!« Jemaina und Akim wechselten einen schnellen Blick, und die Heilerin nickte.
    »Du reitest also zur Kronenburg und berichtest, was du herausgefunden hast?« setzte Tom offensichtlich das vorhergegangene Gespräch fort. Jemaina verzog das Gesicht und nickte. »Aber ich kann nicht sofort los«, sagte sie. »Ich muß mich noch um einen Ersatz für mich kümmern. Ich habe ein paar Pfleglinge, die ich nicht ohne weiteres alleinlassen kann.« Sie steckte ein Stück Kautabak zwischen die Zähne und dachte nach. Dann erhellte sich ihre grübelnde Miene, und sie sagte: »Tom, ihr kommt auf eurem Weg doch durch Nelan. Wenn ihr dort bei der Heilergilde Bescheid sagt, daß sie jemanden nach Salvok schicken sollen, dann könnte ich sofort abreisen.« Sie beschrieb Tom den Weg, und Akim sagte, er würde das Haus der Gilde wiederfinden, er hätte schon einmal dort übernachtet.
    Die Männer begannen, das Lager abzubrechen. Jemaina zog mich beiseite. »Komm, laß uns ein paar Schritte gehen«, schlug sie vor. Wir streiften ziellos den Hang hinauf und machten eine kurze Pause auf der Kuppe des Hügels. Jemaina hatte sich bei mir eingehängt und ihre Hand mit meiner verschränkt.
    »Wie geht es Jenka?« fragte sie. Ich lächelte und erzählte von ihrer Nichte. Sie nickte, hörte aber nicht zu.

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