Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ellorans Traum

Ellorans Traum

Titel: Ellorans Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill
Vom Netzwerk:
Mordanschlägen steckt ...« Tom warf Akim einen warnenden Blick zu. Ich löste meinen Blick von einem dunkelhäutigen Mann, der ein Bruder von Leonie hätte sein können, und wandte mich meinen Begleitern zu.
    »Wen hat Jemaina eigentlich gemeint, als sie sagte, ›er hat zweimal versucht, ihn zu vergiften‹?« fragte ich. Akim verdrehte die Augen.
    »Junge, bist du so dumm, oder stellst du dich nur so?« fragte er barsch. Tom legte eine Hand auf seinen Arm und sagte mahnend: »Maddoc!« Aber Akim ließ sich nicht bremsen. »Dein prinzlicher Liebhaber, dieser Schmetterling Cesco, hat versucht, dich abzumurksen. Das ist doch so klar wie ...« Ich hörte nicht mehr, was er weiter sagte. Mein Blick verschwamm, und ich mußte nach der Tischkante greifen, um mich festzuhalten.
    »Akim, jetzt hast du es geschafft«, drang undeutlich Toms Stimme durch das laute Rauschen in meinen Ohren. »Du bist mir ein schöner Arzt!« Kräftige Arme fingen mich auf und hoben mich hoch. Schmale Hände kniffen mich in die Seite, und eine Stimme flüsterte: »Ai, mî bêl amor!« Ich schrie und schlug die Hände weg, die über mein Gesicht strichen. Blut tropfte warm und salzig auf meine Lippen herab und rann kitzelnd über meine Wangen. Ich keuchte und schlug die Augen auf. Ich lag auf einem schmalen Bett, und besorgte Katzenaugen starrten auf mich herab.
    »Bist du wieder da, Kleiner?« Ich nickte schwach und wischte über die Nässe auf meinem Gesicht. Ängstlich blickte ich auf meine bebenden Finger herab, aber sie waren nur feucht, nicht rot verschmiert, wie ich befürchtet hatte. Tom wühlte in meinem Bündel und holte das Päckchen Rauchstäbchen heraus. Er drückte mir eines davon in die Hand, und ich versuchte vergeblich, es in den Mund zu stecken. Meine Hände zitterten so stark, daß ich das Stäbchen fast zerbrach. Er nahm es mir behutsam ab und steckte es mir zwischen die Lippen. Dann drehte er sich um, weil er eine Kerze vom Tisch holen wollte. Er reichte sie mir hin und erstarrte. Dünner grüner Rauch kringelte sich von dem Stäbchen zwischen meinen Lippen und zerfaserte in dem leisen Luftzug, der von dem halboffenen Fenster kam.
    »Wie hast du das ...« Er atmete tief durch und stellte ergrimmt die Kerze ab. »Ich weiß schon«, knurrte er, »du hast gezaubert!« Ich war zu schwach, um zu lachen, aber auch mein winziges Lächeln schien ihn zu beruhigen. Das Glückskraut tat seine Wirkung, ich fühlte mich angenehm benommen.
    Er reichte mir ein zweites Stäbchen, als das erste zu einem winzigen Rest Asche geworden war. Ich konnte es jetzt selbst halten, obwohl meine Hände immer noch unsicher waren.
    »Tom«, fragte ich, »ist das wahr?« Er hockte nackt auf dem Bett neben dem meinen und knotete eine gerissene Verschnürung an seinem weichen, grünen Hemd zusammen.
    »Was?« fragte er zurück.
    »Daß – Cesco ...« Ich konnte es nicht aussprechen. Er stand auf und kniete sich neben mein Bett auf den Boden.
    »Es ist eine Vermutung«, sagte er behutsam und strich sanft über meine Schulter. »Niemand kann das jetzt noch beweisen. Vielleicht war alles ganz anders.« Sein Blick strafte seine Worte Lügen.
    »Ach, Tom, du hast ihn nicht gekannt. Er – er war so – wunderbar ...« Ich weinte nicht. Ich würde nie mehr weinen. Es war vorbei. Cesco war tot, und ich würde ihm sehr bald folgen. Was war noch wichtig? Tom nahm mir den heruntergebrannten Rest des Glücksblattes aus der Hand und legte seine kräftigen Finger um mein Kinn. Er küßte mich sanft auf die Lippen und deckte mich zu.
    »Weck mich auf, wenn du nicht schlafen kannst«, sagte er. Ich nickte, und er löschte das Licht.
    »Du weißt, daß sie recht haben.« Sie baumelte mit den Beinen, und ich drehte mich von ihr weg. »Möchtest du eigentlich überhaupt nicht wissen, wie das Spiel inzwischen steht? Dein Spieler scheint zu gewinnen. Der einzige, der ihn daran noch hindern könnte, ist seine Spielfigur, aber die badet lieber in Selbstmitleid. Pech für uns alle.«
    »Geh weg«, sagte ich dumpf. »Was kümmert mich irgendein Spiel. Ich sterbe!« Es klatschte laut, und ich hielt mir eine brennende Wange. Meine Schwester funkelte mich wutentbrannt an.
    »Du kotzt mich wirklich an, Elloran!« fauchte sie. »Du hast nicht einen Funken Verantwortungsgefühl im Leib! Das einzige, was dir wichtig ist, ist dein eigenes, geheiligtes Ich. Du nutzt schamlos jeden aus, der dir über den Weg läuft! Da sind Menschen, die lieben dich und sorgen sich um dich, und du –

Weitere Kostenlose Bücher