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Ellorans Traum

Ellorans Traum

Titel: Ellorans Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill
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meiner Vorstellung immer Nikal, der vor mir stand und mich so liebevoll anblickte, wie mein richtiger Vater es nie tat.
    Wir trafen uns nicht mehr so häufig wie früher. Hin und wieder aßen wir zusammen in der Halle, oder Nikal holte mich von Julians Unterricht ab, um gemeinsam mit mir einen Ausritt zu unternehmen.
    Nikal erschien mir neuerdings seltsam abwesend. Es war fast, als trüge er Sorgen mit sich herum, die er mit niemandem teilen konnte oder wollte. Immer öfter geschah es, daß er mich gereizt anfuhr, wenn ich mich beim Bogenschießen nicht ganz so geschickt anstellte, wie er es erwartete, oder eine seiner Anweisungen nicht schnell genug ausführte. Das war etwas, was ich von ihm nicht gewöhnt war, Nikal war immer ein geduldiger, freundlicher Lehrer gewesen. Irgend etwas schien ihn zu bedrücken und mir zu entfremden.
    Ich wagte einmal, ihn darauf anzusprechen, aber er sah mich nur mit abweisender Miene an und gab vor, nicht zu verstehen, wovon ich sprach. Die Kälte in seinem Blick und seiner Stimme erschreckte mich so, daß ich nie wieder darauf zurückkam.
    An einem Nachmittag gegen Ende des Sommers hatten Nikal und ich uns verabredet. Wir wollten zum Fluß, um zu angeln und mit dem Bogen zu schießen. Ich saß auf der Brunneneinfassung, blinzelte in das schon herbstlich verschleierte Sonnenlicht und wartete darauf, daß Nikal seinen Dienst beendete.
    Endlich trat mein Freund aus der Wachstube. Er bewegte sich zögernd und schien wieder einmal tief in Gedanken versunken zu sein.
    »Nik«, rief ich und winkte, als er vor der Tür stehenblieb und sich mit seltsam verlorener Miene auf dem Hof umsah. »Hier bin ich, ich habe auf dich gewartet!« Ich sprang vom Brunnenrand und lief auf ihn zu. Er blieb wie angewurzelt stehen und sah mir entgegen. Seine hellen Augen waren eigenartig verschattet, und er blickte geradewegs durch mich hindurch.
    Ich sah ihn jetzt aus der Nähe und erschrak. Sein Gesicht war schweißbedeckt und unter der gebräunten Haut seltsam fahl. Er hatte die Zähne krampfhaft zusammengebissen. In seinen Augen stand ein Ausdruck, den ich noch niemals zuvor an ihm gesehen hatte: panische Angst.
    »Nik, was ist?« fragte ich und griff nach seiner Hand. Er entspannte widerwillig die geballte Faust und blinzelte. Sein fremder Blick richtete sich auf mich, und er runzelte die Stirn.
    »Wo ...«, begann er heiser und räusperte sich. »Wo sind die anderen?« Ich sah ihn verständnislos an.
    »Welche anderen, Nik? Wir wollten doch angeln gehen, unten am Fluß.«
    Er sah sich wie ein gehetztes Tier um. Die Schweißperlen auf seiner Stirn schimmerten im Licht der Sonne. Er blinzelte den Schweiß fort, der ihm in die Augen lief, und umklammerte meine Schulter so hart, daß ich mich zusammenreißen mußte, um nicht aufzuschreien. »Was tue ich hier?« fragte er schroff. Sein angespanntes Gesicht zeigte eine Mischung aus Verwirrung und Zorn. Wieder sah er sich um, hastig, angstvoll, als witterte er einen Verfolger. »Antworte!« Er schüttelte mich grob. »Wo sind meine Leute?«
    Ich stöhnte unter dem brutalen Griff seiner kräftigen Hände. »Bitte, Nik«, flehte ich, ängstlich geworden wegen seines eigentümlichen Betragens. »Bitte, laß mich los. Ich weiß nicht, wen du suchst. Deine Männer sind auf der Wache oder in ihren Quartieren. Nik, du tust mir weh!« Ich schrie fast, denn er schien meine Schulter zermalmen zu wollen.
    Seine Finger lockerten sich, und ich stöhnte dankbar und rieb mir die schmerzende Stelle. Nikals Augen bohrten sich in meine, kalt, fremd und fern wie die Sterne. »Und wer bist du?« fragte er heiser.
    Ich weiß nicht, wie ich es geschafft habe, ihn zur Kate der Heilerin zu bringen. Ich redete auf ihn ein, als ginge es um sein Leben und lotste ihn dabei über den Hof. Er ging mit tastenden, unsicheren Schritten, und ich mußte mehrmals nach seinem Arm greifen, um den Taumelnden vor einem Sturz zu bewahren. Die wenigen Worte, die er noch von sich gab, waren beinahe unverständlich geworden, er lallte wie ein Betrunkener. Sein Blick wirkte gleichzeitig gehetzt und trübe. Ich befürchtete ernstlich, daß er jeden Augenblick bewußtlos zusammenbrechen würde.
    Jemaina sah uns durch ihren Garten stolpern. Ich stützte den schwankenden, schweren Mann mit meiner ganzen Kraft, die kaum ausreichte, ihn zu halten. Jemaina sprang auf und griff mit sicherem, geübtem Griff zu, um mich zu entlasten. So klein sie auch war, sie schien mir kräftig wie ein Mann.
    Wir brachten den

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