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Ellorans Traum

Ellorans Traum

Titel: Ellorans Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill
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vergaß. Und was, denkst du, kann ich dabei für dich tun? Ich kann dir schlecht die ganze Garde der Krone vom Halse schaffen.«
    Ich schnaufte. »K-können wir uns bitte für einen Augenblick irgendwo hinsetzen? Ich kriege keine Luft m-mehr.« Er lachte kurz und verächtlich und wies auf ein niedriges Sims neben uns. Ich hockte mich erleichtert darauf und griff nach einem Stäbchen Glück. Er wandte den Kopf und suchte die Straße mit den Augen ab.
    »Aus dir ist ja ein schönes Früchtchen geworden«, knurrte er. »Nebelst dir den Kopf ein, säufst Schnaps becherweise und bringst Leute wegen wertvoller Briefe um. Möchte wissen, von wem du das hast.« Seine Stimme klang merkwürdig. Ich atmete den Rauch ein und antwortete nicht. Es war sicher nicht besonders klug, mir gerade jetzt den ›Kopf einzunebeln‹, aber immer noch besser, als in Nikals Beisein völlig wegzutreten. Er wandte sich mir wieder zu. Seine Hand lag auf dem kurzen Schwert, das an seinem Gürtel hing, und seine Finger tippten unruhig darauf. Es machte mich nervös.
    »K-kannst du mir die Gruppe vom Hals schaffen?« fragte ich ihn. »Mit der Garde werde ich schon fertig, die haben mich bis jetzt nicht erwischt. Ich denke, die wissen g-gar nicht genau, wo sie nach mir suchen sollen. M-mit Omellis Leuten ist das was anderes.«
    Ich schielte in sein Gesicht. Er hatte die Brauen zusammengezogen. »Wie willst du mich eigentlich bezahlen? Da du doch knapp bei Kasse bist? Ich bin nicht gerade billig.« Ich schnappte nach Luft. Daran hatte ich nicht gedacht. Jetzt an unsere alte Freundschaft zu appellieren war wahrscheinlich wenig aussichtsreich.
    »Ich ...«, krächzte ich und angelte hastig nach einem zweiten Stäbchen. »Ich d-dachte, daß ich diese B-Briefe verkaufen könnte. Damit läßt sich bestimmt ein Haufen Geld machen.« Hoffentlich kam er nicht auf die doch recht naheliegende Frage, weshalb der Prinz diese wahnsinnig wertvollen Briefe mit sich herumgeschleppt hatte. Darauf hätte ich ums Verrecken keine einleuchtende Antwort gewußt.
    Er knurrte wieder. »Kennst du Ruud?« fragte er. Ich schüttelte den Kopf. »Ganz sicher nicht?« bohrte er und starrte mich frostig an.
    »G-ganz sicher. Ich habe nie von ihm gehört.«
    Er nahm es zur Kenntnis. »Ich überlege mir die Sache«, sagte er. »Ich bin nicht besonders gewillt, aber wenn die Bezahlung stimmt ...« Er lächelte schmal und tödlich.
    Ich fröstelte und warf die Reste meines Glückskrautes fort. »Wann sagst du mir B-Bescheid?«
    »Morgen oder übermorgen. Wir sollten uns aber an einem anderen Ort treffen, das Gelbe Segel ist mir zu unsicher geworden.« Er überlegte.
    »Was hältst du vom Badeh-haus?« schlug ich vor.
    Er dachte kurz nach und lachte dann kühl auf. »Kein schlechter Gedanke. Morgen nachmittag, zwei Stunden nach dem zweiten Wachwechsel im Badehaus.« Er nickte knapp und verschmolz mit den Schatten. Ich hockte zitternd auf dem Sims und schloß die Augen. Bei allen Geistern, das wurde weitaus schwieriger, als ich mir je hatte vorstellen können.
    »Katarin«, fragte ich anderntags beim Frühstück. »K-kennst du einen Mann namens Ruud?« Sie ließ fast ihren Becher fallen.
    »Was hast du mit dem zu schaffen?« fragte sie scharf. Auf dem Tisch hatte sich eine kleine Pfütze Tee gebildet. »Laß die Finger davon, Elloran, was auch immer es ist!« So erregt hatte ich die mollige Frau noch nicht gesehen.
    »W-warum?« fragte ich dümmlich. Ihre heftige Erwiderung auf meine harmlose Frage erschreckte mich.
    Sie wischte fahrig über den verschütteten Tee und fauchte: »Frag nicht so blöd, glaub mir einfach. Laß die Finger davon, Elloran!« Sie stand auf und knallte den Becher auf den Tisch. Die Tür schlug hinter ihr zu, und ich saß da wie ein von seiner Mutter gescholtenes Kind, das sich überhaupt keiner Schuld bewußt war. Ich biß mir auf die Lippen und griff nach meinem Mantel.
    Daron öffnete mir die Tür – immerhin schon im Morgenmantel – und schlurfte mir voran in seine Kammer. Während er sich anzog, setzte ich mich auf die Tischkante und stellte ihm die gleiche Frage wie vorhin Katarin. Er verzog das Gesicht und murmelte: »Nicht vor dem Frühstück, Ell.«
    Wir gingen in eine kleine Schenke in der Nähe seiner Wohnung, in der anscheinend hauptsächlich Fuhrleute verkehrten, und ich sah Daron beim Frühstück zu.
    »So«, sagte er etwas später und sehr viel munterer. »Was wolltest du wissen? Wer Ruud ist?« Ich nickte. Er schob einige Brotkrümel

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