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Ellorans Traum

Ellorans Traum

Titel: Ellorans Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill
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winkte mich dann stumm zu einem winzigen Ecktisch. Er setzte sich so, daß er den ganzen Raum gut im Blick hatte, und trank schweigend. Ich nutzte die Zeit, um ihn mir anzusehen. Die Veränderung an ihm, die damals in Salvok ihren Anfang genommen hatte, erschreckte mich bis ins Mark. Ich konnte nicht mehr viel von meinem alten Freund und Lehrer in diesem hageren, bösartig wirkenden Fremden vor mir entdecken.
    Er beendete die Inspektion des Gastraumes und heftete seinen fühllosen, frostigen Blick auf mich. »Also?« knarrte er. Ich zog ein wenig die Schultern hoch und atmete tief ein.
    »W-wovon lebst du so?« fragte ich stockend. Er schnaubte und hob eine Hand, um die Schankmaid zu rufen. Die kam und brachte ihm einen neuen Becher Wein und mir mein Wasser.
    »Ich nehme Aufträge an«, sagte er kurz. »Ich bin Söldner, hast du das vergessen?« Er trank und wischte sich den Mund. »Und du, warum treibst du dich hier rum, statt brav zu Hause im Warmen zu hocken und Schloßerbe zu spielen?« fragte er barsch. Er musterte wieder meinen gefärbten Zopf. »Bist in Schwierigkeiten, was?«
    »Nik, würdest du mir h-helfen?« fragte ich mit Herzklopfen. »Ich habe ein paar Leute auf den Fersen, die v-versuchen, mich umzubringen.« So schrecklich gelogen war das ja nicht.
    Er trank einen großen Schluck und blickte an mir vorbei. »Wie hängt das mit dem zusammen, was du mir gestern erzählt hast?« fragte er. »Diese Gruppe, zu der du mich bringen sollst?«
    Er starrte mich an. Meine Gedanken rasten. Ich trank meinen Becher aus, um Zeit zu gewinnen und winkte Hana. Die kam mit dem nächsten Becher und stellte ihn mir grinsend hin. »Moll meint, du solltest vielleicht etwas langsamer trinken. Du hattest doch gestern schon so fürchterlich geladen!« Sie ging kichernd davon. Ich verschluckte mich fast an meinem Wasser. Nikals Blick ließ mich nicht los.
    »Diese Leute sind es ja, die hinter mir her s-sind«, improvisierte ich darauflos. »Unter anderem. Ich habe auch noch die g-gesamte Garde der Krone am Hals. Nik, b-bitte, ich werde damit alleine nicht fertig!«
    Seine Augen wanderten wieder durch den Raum. Er schien ständig auf dem Sprung, als würde er verfolgt und nicht ich. »Was wollen sie von dir?«
    Gute Frage. Jetzt kam alles darauf an, daß ich ihn und sein Gewerbe richtig eingeschätzt hatte. »Ich h-habe jemanden getötet.« Cesco, verzeih mir! »Es w-war ein – ein Unfall. Aber ich h-habe etwas aus seinem Gepäck mitgenommen, das anscheinend wichtig oder wertvoll oder beides ist. Und s-seitdem habe ich diese Leute auf dem Hals.« Ich beugte mich näher zu ihm. »Ich dachte, ich könnte ihnen v-vertrauen, weil sie sagten, daß sie dich kennen. Aber ich bin unsicher geworden. Ich glaube, sie h-haben sogar einmal versucht, mich zu vergiften!«
    Ob er diese phantastische Geschichte schlucken würde? Nikal, mein alter Nikal hätte es sicherlich nicht getan. Er blickte mich unbeweglich an. Seine Augen waren kalt und zynisch. Er schluckte es nicht, ihr Geister, er schluckte es nicht: Ich sah es ihm an!
    Er faltete seine Fingerspitzen vor dem Mund und überlegte. Dann sagte er plötzlich: »Komm, laß uns gehen. Hier hören zu viele Ohren mit!« Er trank den Wein aus und warf ein paar Münzen auf den Tisch, sah mich fragend an.
    Ich sagte errötend: »Ich z-zahle später. Ich bin etwas knapp bei Kasse, aber Moll gibt mir K-Kredit.« Er nickte und erhob sich. Ich kippte mein Wasser hinunter, winkte Moll noch einen kurzen Abschiedsgruß zu und beeilte mich, ihm zu folgen.
    »Also gut«, sagte er, während er kräftig ausschritt. »Angenommen, ich helfe dir. Was ist das für ein Gegenstand, hinter dem sie alle her sind?«
    Es sauste mir in den Ohren. Hatte er den Köder wirklich geschluckt? Ich stammelte: »Kein Gegenstand, Nik. B-Briefe.«
    Er blieb sofort stehen. »Was für Briefe?«
    »Schreiben an die Großherzogin von Rhûn und Rhan von dem maior T'jana von S'aavara«, log ich schnell. »Irgendwas über ein Geheimabkommen, ich habe es nicht so richtig b-begriffen. Aber der Prinz machte ein solches Getue um den Ordner, in d-dem sie waren, daß ich dachte, es müßte was Wertvolles sein. Also h-habe ich sie an mich genommen, ehe sie in die falschen Hände fallen k-konnten«, schloß ich tugendhaft.
    Er lachte böse. »Schön gesagt, mein Kleiner. So viel Grips hätte ich dir gar nicht zugetraut. Der Prinz ... das ist der, den du umgebracht hast?« Ich murmelte protestierend. »Verzeihung, es war ja ein Unfall, ich

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