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Ellorans Traum

Ellorans Traum

Titel: Ellorans Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill
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wollte. Ich griff nach meinem Umhang und verabschiedete mich von ihr, um das Singende Kamel aufzusuchen.
    Die neblige Luft verschlug mir fast den Atem. Ich zog den Saum meines Umhangs vor den Mund und arbeitete mich durch die fast mit Händen zu greifende Feuchtigkeit. Außer mir war kaum jemand in den Straßen unterwegs. Katarin hatte recht, lieber zu Hause zu bleiben.
    Das Singende Kamel war ein heruntergekommener Schuppen unmittelbar am Hafen. Ein dilettantisch gemaltes Schild von einem gelbbraunen, höckrigen Tier mit weit geöffnetem Maul wies mir den Eingang. Ich stieß die Tür auf und blickte in einen schummrig erleuchteten Raum. Der Nebel, der draußen die Sicht auf einige wenige Schritte begrenzte, schien durchsichtig wie Brunnenwasser gegen die Rauchschwaden, die hier drinnen in der Luft hingen. Durch dichtgedrängte, ungewaschen riechende Leiber kämpfte ich mich zur Theke vor und fragte den feisten, kahlköpfigen Wirt nach Tomas. Der hörte nicht auf, einen Becher mit einem schmierigen Lappen zu bearbeiten und wies stumm mit dem Kinn auf einen Tisch in der Nähe.
    Ich arbeitete mich dorthin vor und schaute eine Weile gefesselt zu. Eine fragile junge Frau mit einer verschlungen aufgetürmten Frisur und einem für diese Jahreszeit viel zu dünnen Fähnchen am Leib spielte gegen einen grobknochigen Seemann eine Variante des Kugelspiels. Ihre schlanken Finger mit den langen, schimmernd grün lackierten Nägeln bewegten die kleinen runden Spielsteine mit einer solchen Geschwindigkeit über die ausgehöhlten Kuhlen des Spielbrettes, daß ich kaum folgen konnte. Sie schüttelte die Würfel, warf sie über den Tisch und griff nach der letzten Handvoll der Kugeln. Sie verteilte sie flink auf ihrer Seite des Spielbrettes, klatschte in die Hände, daß die unzähligen Armreifen an ihren Handgelenken klirrten und sah ihren Spielpartner mit klimpernden Wimpern aus bernsteinfarbenen Augen an.
    »Ich habe wieder gewonnen, Gust. Du schuldest mir jetzt einen halben Goldych!« Der Seemann griff knurrend in seine Tasche und warf die Münze auf den Tisch.
    »Wenn ich nicht wüßte, daß man bei diesem Spiel nicht betrügen kann ...«, brummte er und erhob sich. »Du hast mir einfach zu viel Glück, Tomas. Ich bin pleite.«
    »Schade.« Die T'svera nahm die Münze vom Tisch und ließ sie verschwinden. Sie blickte auf und sah, daß ich sie anstarrte. Ein breites Lächeln ging über ihr zartes Antlitz, und sie winkte mir zu.
    »Du mußt Elloran sein. Daron hat dich gut beschrieben. Komm, setz dich zu mir. Hättest du Lust, eine Runde mit mir zu spielen?« Ich überschlug im Geiste meine Barschaft und lehnte dann bedauernd ab. Im Gegensatz zu Gust war ich nämlich ganz und gar nicht der Meinung, daß man bei diesem Spiel nicht betrügen konnte. Wenn man flinke Finger besaß, war das durchaus möglich – und daß Tomas die hatte, war deutlich zu bewundern gewesen. Ein Spiel mit ihr hätte sicherlich Spaß gemacht, aber ich konnte es mir einfach nicht leisten.
    »Dann trinken wir was zusammen.« Sie winkte dem Schankburschen. Ehe ich protestieren konnte, stand ein Becher Bier vor mir.
    »Tomas«, sagte ich nach einem vorsichtigen Schluck, »ich b-brauche Glück. Katarin meinte, du könntest mir was v-verkaufen.« Sie streckte sich wie eine Katze und blinzelte mich verschlafen an.
    »Jaaa«, machte sie gedehnt und leckte sich über die Lippen. »Ich habe gerade eine Lieferung aus Rhûn bekommen.«
    Ich zuckte zusammen und spürte, wie der Schweiß auf meine Stirn trat. Ich räusperte mich und fragte heiser: »W-wieviel willst du dafür haben?«
    Sie betrachtete ihre langen Fingernägel und leckte nachdenklich über einen Kratzer in dem grünen Lack. »Es ist sehr gut, stärker als das raulikanische Zeug. Hast du schon mal Glück von den Inseln geraucht?« Ich nickte ungeduldig. Cesco hatte einen größeren Vorrat davon in seinem Reisegepäck gehabt. Sie seufzte. »Drei Krontaler für das Päckchen. Weil du es bist, Kollege.« Ich lachte verächtlich und machte Anstalten, mich zu erheben. Sie sah mich groß und erstaunt an. »Was hast du? Das ist ein sehr guter Preis für Glück, vor allem für ein Blatt von der Qualität.« Sie beugte sich vor und hauchte: »Winterware!«
    »Danke, n-nein. Ich zahle dir nicht mehr als zehn Pennychs für das Päckchen. So d-dringend ist es nicht!«
    »Oh, ich denke, doch, wenn ich dich so ansehe.« Sie starrte anzüglich auf mein schweißbedecktes Gesicht. Dann legte sie eine wohlgeformte Hand

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