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Ellorans Traum

Ellorans Traum

Titel: Ellorans Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill
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dachte, du als Norrländer ...«
    Nikal grinste gequält, und Großmutter entließ ihn mit einer gnädigen Handbewegung. Dann klatschte sie mir munter auf den Rücken und stand auf. »Komm, mein Junge. Führe mich ein wenig herum. Ich bin seit der Hochzeit deiner Mutter nicht mehr auf Salvok gewesen.«
    Ich fühlte so etwas wie Besitzerstolz, als ich mit ihr über das Burggelände ging. Veelora zeigte großes Interesse für die Stallungen und die prächtigen S'aavaranischen Jagdpferde, die unser Stallmeister im letzten Frühjahr auf dem großen Viehmarkt von Corynn erstanden hatte.
    »Kümmert Morak sich immer noch ausschließlich für die Jagd?« fragte sie, während sie das Gebiß einer rotbraunen Stute untersuchte. Ich nickte etwas betreten. Großmutter schien nicht allzuviel von meinem Vater zu halten, und ich verspürte nicht den Drang, ihn zu verteidigen.
    Veelora gab der Stute einen freundlichen Klaps und blickte mich forschend an. Um sie abzulenken, warf ich ihr die nächstbeste Frage hin, die mir durch den Kopf ging: »Wo ist eigentlich mein Großvater?«
    Sie hob gleichgültig die Schultern. »Wahrscheinlich irgendwo auf dem Südozean. Er ist Kapitän eines Handelsschoners.«
    »Ich weiß so wenig über dich und ihn und meine Familie. Mutter erzählt mir nie etwas von euch.«
    »Ellemir ist inzwischen eine echte Raulikanerin geworden. Sie hielt noch nie etwas von der L'xhanschen Lebensweise. Rhian, deine Tante, ist ganz anders – dabei war ihr Vater ein Raulikaner.«
    »Was, Mutter hat einen anderen Vater als ihre Schwester?« unterbrach ich sie verblüfft.
    »Na, du scheinst ja wirklich nichts über deine Familie zu wissen.« Sie hockte sich auf die Brunneneinfassung und klopfte einladend mit der Hand auf den Platz an ihrer Seite. »Dann hör mal zu. Du weißt doch wenigstens, daß deine Mutter die jüngere der beiden Schwestern ist?« Ich nickte. »Rhian ist meine Erbin, und Ellemir hätte als ihre Hand bei ihr bleiben können. Aber sie hat es sich in den Kopf gesetzt, diesen Raulikaner zu heiraten und dann auch noch zu ihm zu ziehen.« Sie schüttelte in belustigter Mißbilligung den Kopf. »Ich hatte nicht allzuviel Verständnis dafür, das muß ich zugeben.«
    Nach einer Weile spazierten wir schweigend und in Gedanken versunken weiter. Am Eckturm angelangt, erzählte ich ihr stolz von dem Magier, der dort lebte.
    »Was für ein Magier?« fragte sie scharf.
    »Er heißt Julian«, stotterte ich, beunruhigt durch das unerklärliche Aufwallen von Zorn in ihrer Miene. Sie umfaßte mein Handgelenk mit einem so harten Griff, daß ich glaubte, die Knochen knirschen zu hören.
    »Julian!« fauchte sie. Dann spuckte sie einen Fluch aus, wie ich ihn noch nie aus dem Mund einer Frau vernommen hatte und ließ mich einfach stehen. Ich sah ihr mit offenem Mund hinterher, wie sie die Treppe zum Palas erstürmte, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, als gälte es, eine Schlacht zu schlagen.
    Ich schüttelte meine Betäubung ab und rannte ihr aufgeregt nach. Drinnen mußte ich nicht lange nach ihr suchen, denn ihre Stimme dröhnte mir aus der Kemenate meiner Mutter entgegen.
    »Ausgerechnet Julian duldest du in Ellorans Nähe?«
    Das alptraumhafte Gefühl, dieselbe Szene schon einmal erlebt zu haben, überfiel mich. Nur, daß es diesmal zwei Frauenstimmen waren, die sich hinter dieser Tür über mich stritten. Mit zitternden Knien und einem ordentlich schlechten Gewissen bezog ich meinen Lauschposten. Da niemand aus meiner Umgebung bereit war, mir freiwillig etwas zu verraten, mußte ich mir meine Neuigkeiten eben auf diese schmähliche Weise besorgen.
    »Warum glauben eigentlich alle, sie könnten mir Vorschriften über die Erziehung meines Kindes machen?« Ellemirs Stimme klang schrill vor Empörung.
    »Ich bin wahrhaftig nicht ›alle‹, ich bin verdammt noch mal deine Mutter! Ich habe dir eingeschärft, Elloran von allen Zauberern fernzuhalten, und du läßt zu, daß ausgerechnet er ...« Ich hörte Veelora mit erregten Schritten durch das Zimmer stapfen.
    »Er ist hier aufgetaucht mit einem Schreiben der Obersten Maga in der Hand. Was hätte ich tun sollen? Außerdem ist nichts passiert. Julian gibt dem Jungen sogar Unterricht.«
    Großmutter stöhnte entsetzt. »Was, wenn Julian dahinterkommt?«
    »Oh, aber er weiß es doch längst«, erwiderte Ellemir selbstgefällig.
    Eine ganze Weile herrschte unheilvolles Schweigen. Als Veelora wieder sprach, klang ihre Stimme sehr sanft und ruhig. »Wenn er es wirklich

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