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Ellorans Traum

Ellorans Traum

Titel: Ellorans Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill
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Magramanir hüpfte auf meine Schulter und biß mich tröstend ins Ohr. Ich sah ihr nach, wie sie aus dem Fenster flog, und richtete mich auf die nächste schreckliche Nacht ein. Die dämonischen Erscheinungen erreichten eine neue Heftigkeit, jetzt, da ich ihrer Schöpferin so nahe war. Ich versuchte gar nicht erst, mich auf mein Bett zu legen, lieber blieb ich in der Fensternische sitzen und preßte meine gleichzeitig brennende und eiskalte Stirn gegen das Fensterglas. Es war eine mondlose, sternenklare Nacht. Jedes einzelne der Myriaden funkelnder Gestirne schien mich erbarmungslos anzustarren. Eine grausame Kälte ließ meine Glieder erstarren. Ich klammerte mich an meinen Weinschlauch und weinte eisige Tränen. Hände lagen auf meiner Schulter und brannten sich tief in mein Fleisch.
    Die Stimmen in meinem Kopf vereinigten sich zu einer einzigen, und ich vernahm erstmals klar und deutlich ihre Worte: »Es gibt mich nicht, Elloran, und was bedeutet das für dich? Weißt du es jetzt, Elloran? Hast du die Antwort? Wie lautet sie, Elloran? Denk nach. Es gibt mich nicht: Was bedeutet das für dich? Elloran, weißt du es?«
    Immer und immer wieder, lauter und immer lauter donnerten die immer gleichen Fragen wie eine Woge durch meinen gemarterten Geist, bis ich glaubte, sterben zu müssen. In dieser nicht endenwollenden Nacht wurde ich wahnsinnig und war mir dessen gleichzeitig in vollkommener, grausamer Klarheit bewußt.
    Als der Morgen graute, erhob ich mich wie eine willenlose, schlecht geführte Gliederpuppe und ging hinaus. Ich wanderte durch die Gänge der Burg, die ich so gut kannte – und betrachtete sie wie ein Fremder. Niemand begegnete mir auf meinem Weg. Es schien, als wären alle anderen Menschen gestorben und ich alleine in einer verrückt gewordenen Welt zurückgeblieben, nur ich und die Stimme in meinem Kopf. Jemand ging an meiner Seite, dem ich gleichmütig meine Augen zuwandte. Ein großer, bleicher Mann in einem düsteren Gewand und mit rabenschwarzem Haar betrachtete mich aus glühenden grünen Augen. Auf seiner Schulter saß ein schwarzweißer Rabe und sah mich ebenfalls an. Ich blieb stehen und faßte nach seiner Hand, um zu sehen, ob er verschwinden würde, wenn ich ihn berührte. Doch er blieb neben mir und hielt mich fest. Ich ließ es teilnahmslos zu. Er legte seine schmale Hand über meine Augen und flüsterte etwas. Vogelschwingen strichen über mein Gesicht.
    »Jetzt, Elloran«, sagte er bestimmt. »Es ist soweit. Du weißt, was du zu tun hast.« Ich entzog meine Hand seinem Griff und ging weiter. Er folgte mir wie ein Schatten, und ich wußte, daß niemand außer mir in der Lage war, ihn zu sehen.
    Meine Füße fanden den Weg zu Karas' Gemächern wie im Traum. Wahrscheinlich schlief ich, schlief endlich einmal wieder und träumte diesen Traum. Ich blieb vor der Tür stehen und legte meinen Kopf an das dunkle Holz. »Geh hinein«, wisperte der Mann. »Er ist alleine.«
    Ich drückte sacht die Klinke hinunter und schob behutsam die schwere Tür auf. Das vertraute vordere Zimmer war dunkel und leer, und die Tür zum Schlafraum stand einen Spalt offen. Ich öffnete sie ganz und stand vor Karas' Bett. Träumerisch griff ich an meinen Zopf und löste die Kordel, schüttelte mein Haar aus und spürte, wie es meine Hüften berührte. Ich trat an Karas' Bett und blickte auf ihn hinunter. Er sah ganz so aus, wie ich ihn in Erinnerung hatte: Das schwere Gesicht war tief gefurcht und seine Brauen zusammengezogen, als verfolgten ihn auch im Schlaf noch Sorgen. Ich berührte sanft seine weiche Hand, die auf der Bettdecke ruhte und sah ihn erwachen. Er öffnete die Augen und blickte mir ins Gesicht. Verwirrung, Furcht und Freude malten sich auf seinen Zügen, und er setzte sich hastig auf, seine Arme nach mir ausgestreckt.
    »Elloran«, sagte er heiser. »O mein liebes Kind, wie freue ich mich, dich zu sehen!«
    Ich lächelte ihn liebevoll an und schlang die Kordel um seinen Hals. Sein Gesicht zeigte höchsten Unglauben, als ich ihn erwürgte. Endlich sanken seine Hände, die meine Handgelenke umklammerten, kraftlos hinunter. Der Blick seiner hervorquellenden Augen brach im Tod. Ich zog die seidene Kordel noch etwas fester und verknotete sie in der tiefen Furche, die sie in seinen fleischigen Nacken geschnitten hatte. Dann zog ich die Bettdecke hoch, um sie zu verdecken.
    »Gut so«, hauchte der Mann neben mir. »Jetzt warte, es kann nicht mehr lange dauern.« Ich setzte mich auf die Bettkante und

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