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Ellorans Traum

Ellorans Traum

Titel: Ellorans Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill
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ihre Kolleginnen vor meinem Quartier Wache hielt, aber ich bekam sie nie zu Gesicht. Jemaina, die ich schließlich verlegen deshalb befragte, gab mir zum ersten Mal keine Antwort. Sie sog an ihrer Pfeife und schwieg. Ich bat sie, Jenka einen Gruß von mir auszurichten, was sie wohl auch tat – aber ich erhielt keine Antwort darauf.
    Mit jedem verstreichenden Tag fühlte ich mich heimischer in meiner Haut. Ich begann, mich nach etwas mehr Freiheit zu sehnen. Schließlich bat ich Leonie, als wir wieder einmal vor dem spiel saßen, mein Quartier verlassen und ein wenig Spazierengehen zu dürfen.
    Sie zog eine bedenkliche Miene und überlegte. »Du weißt, daß du immer noch in größter Gefahr bist, solange Julian auf freiem Fuß ist.«
    »Wollt ihr mich hier einsperren, bis ich alt und grau geworden bin?«
    Sie wehrte es mit einer ungeduldigen Handbewegung ab. »Er wird sehr bald kommen und den Zweikampf um den Rang des Obersten Magus fordern, Kind. Mit Sicherheit, noch ehe der Sommer vorbei ist. Julian war nie ein Magier der Winterkräfte, das ist viel eher meine Zeit. Also sei geduldig und warte, es ist besser so.«
    Ich saß also an meinem Fenster und sah die Rosen erblühen und sehnte mich so schmerzlich nach Sonne auf meiner Haut und Luft, die über meine Wangen strich, daß ich glaubte, in meinem Zimmer ersticken zu müssen. Ich lag Karas damit in den Ohren und schaffte es endlich, ihn zu erweichen.
    »Also gut, Elloran – aber du gehst nur hier in den Rosengarten, hörst du? Und deine Wache begleitet dich dabei, sonst bringt Leonie mich um!« Ich zog einen Flunsch, doch er blieb hart.
    Mit klopfendem Herzen, als ginge es zu einem Abenteuer und nicht zu einem schlichten Spaziergang durch den kleinen Garten, durfte ich endlich meine Tür öffnen und hindurchgehen. Die Wache war von Karas in Kenntnis gesetzt worden und folgte mir dichtauf. Ich ging durch den mit blühenden Hecken bepflanzten Garten, füllte meine Lungen mit der duftenden Brise und fühlte mich wie im Paradies. Meine Großeltern bemerkten mit Freude, wie wohl mir mein Spaziergang getan hatte und daß meine allzu blassen Wangen endlich sogar eine Spur von Farbe und einige zaghafte Sommersprossen zeigten. Sie entschieden, daß ich nun täglich unter den wachsamen Augen eines Soldaten hinaus in den Rosengarten gehen durfte.
    Dann kam der Morgen am Ende des Jungsommers, als ich meine Türe öffnete und in Jenkas dunkles Gesicht sah. Ich stieß einen freudigen Laut aus und streckte ihr strahlend meine Hand hin. Sie sah mich fremd und kalt an, salutierte förmlich und fragte: »Ihr befehlt, Herrin?«
    Ich ließ meine Hand sinken und seufzte. »Ich m-möchte in den Rosengarten, Jenka«, murmelte ich, und sie folgte mir stumm. Meine schweren Füße trugen mein trauriges Herz zu meinem Lieblingsplatz: einer fast überwucherten Bank unter einem blütenschwer überhängenden Busch mit süß duftenden gelben Rosen. Ich setzte mich nieder. Jenka blieb ein kleines Stück entfernt auf dem Weg stehen und mied meinen Blick.
    »Jen«, sagte ich schließlich flehend. »Meine Freundin, was habe ich dir getan, daß du mich so strafst? Bitte, sprich doch mit mir!«
    »Herrin«, sagte sie steif. Ich wartete auf weitere Worte, aber sie schwieg verbissen. Ich sprang auf und trat dicht an sie heran, nahm ihre widerstrebende Hand zwischen meine Hände und zog sie an mein Herz. »Bitte, Jenka, ich flehe dich an! Ich weiß nicht, was ich dir angetan habe, aber ich b-bitte dich um Verzeihung – ich wollte dich nicht verletzen, glaube mir!« Meine Stimme brach, und ich preßte die Lippen zusammen, um nicht in ausuferndes Weinen auszubrechen. ›Verdammte Heulsuse‹ hörte ich meinen Bruder maulen. Jenka sah mich regungslos aus ihren lackschwarzen Augen an. Entmutigt ließ ich ihre Hand los und wandte mich ab.
    »Du machst es einer Freundin nicht leicht«, hörte ich sie heiser hinter mir sagen. Ich blieb wie erstarrt stehen, wagte nicht, mich umzudrehen. »Du bist mein einziger Freund auf Salvok gewesen, und ich war so ungeheuer stolz darauf. Dann kamst du endlich auch hierher und hattest dich verändert und verändertest dich immer mehr. Ich habe es – hingenommen. Du warst mein allerbester Freund, und ich habe dich ...« Sie unterbrach sich.
    Ich drehte mich langsam zu ihr um und suchte ihren Blick. Sie wich ihm aus und fuhr stockend fort. »Du hast dich in diesen gräßlichen Kerl verliebt. Ich habe versucht, es zu verstehen. Du hast ihn umge ... – er war tot und du im

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