Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ellorans Traum

Ellorans Traum

Titel: Ellorans Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill
Vom Netzwerk:
zurückzogen. Das Wesen dankte mir wortlos und vermittelte mir dann den Eindruck, im Tausch etwas von sich geben zu wollen. Für einen aufblitzenden Augenblick wußte ich alles über es – ihn? – sie? Dann war es vorbei, und ich spürte, wie ich das Bewußtsein verlor. Warme, kräftige Hände fingen mich auf und hielten mich fest, legten mich behutsam auf das Bett.
    »Ist sie es wirklich?« fragte Tom drängend. Ich vernahm keine Antwort, nur wenig später sein aus tiefster Seele kommendes Seufzen.
    Leonies leise scheltende Stimme erklang. »Das hättest du nicht tun dürfen, ohne mich vorher zu fragen, Botschafter!«
    »Sie war nicht in Gefahr«, antwortete Galen ungerührt. »Omelli wollte diese Mitteilung, und nur ich konnte sie besorgen.«
    »Omelli«, schnaubte die Magierin aufgebracht. »Omelli soll sich nicht in Angelegenheiten mischen, die ...«
    »Diese Angelegenheit geht Omelli sehr wohl etwas an«, unterbrach sie der andere. »Das Dasein des Mädchens betrifft unglücklicherweise auch die Allianz, wie du weißt. Du kannst ihrem Vater nicht das Recht absprechen, sich mit ihr zu unterhalten.« Ich öffnete verwirrt meine Augen. Was sollte denn ausgerechnet mein Vater mit Angelegenheiten der Allianz zu schaffen haben? Leonie sah ihn immer noch ärgerlich an, aber ich bemerkte die Ernüchterung in ihrem schönen, uralten Gesicht.
    »Nun?« fragte Galen mild.
    Sie hob seufzend die Hände und entgegnete: »Also meinetwegen. Ich verfluche den Tag, an dem ihr hier aufgetaucht seid.«
    Er nickte ungerührt und ging mit Tom hinaus.
    »Leonie, was m-meinte Julian damit, daß er dich zum Zweikampf fordert?« stellte ich endlich die Frage, die mich schon seit meinem Erwachen verfolgte.
    Sie strich gedankenverloren eine Falte ihres Gewandes glatt. »Er will der Oberste Magus werden«, sagte sie. »Dazu gibt es zwei Wege, die beide nach unserem Kodex ehrenhaft und rechtens sind: Er könnte von mir zu meinem Nachfolger ernannt werden – was ich früher auch einmal in Erwägung gezogen habe ...« Sie verstummte, und ich sah den tiefen Schmerz in ihrem Gesicht. »Julian war mir lieb wie ein Sohn«, sagte sie leise. »Ich habe ihm vertraut, aber meine Liebe hat mich blind gegenüber dem gemacht, was er wirklich war. Ich habe dich in unnötige Gefahr gebracht und schmählich in dem versagt, was meine Aufgabe als Hand der Krone war. Deshalb werde ich nun auch mein Amt niederlegen und es meiner Nachfolgerin übertragen.«
    Ich stöhnte erschreckt auf und griff nach ihrer Hand. Sie sah mich erstaunt an. »Du sagtest, es g-gäbe zwei Wege«, stammelte ich hastig, ehe sie die Angst in meinem Gesicht lesen konnte.
    Sie nickte gelassen. »Der zweite mögliche Weg der Nachfolge ist der Zweikampf. Jeder, der sich stark und fähig genug fühlt, darf die Oberste Maga zum Duell fordern. Und wenn er gewinnt, ist er das rechtmäßige Oberhaupt.« Sie lächelte mich an. »Er kann gewinnen, Kind«, sagte sie ungerührt. »Er ist jung und wütend. Er will die Macht, und er glaubt, daß er sie so bekommen wird. Allerdings habe ich noch einen Trumpf im Ärmel, von dem er nichts ahnt. Du mußt wissen, daß ich nicht gehalten bin, gerecht zu kämpfen – er würde es auch nicht tun. Er hat mich zum Zweikampf um den Rang des Obersten Magus gefordert, und er wird ihn bekommen: den Kampf mit Leonie; mit der Obersten Maga!« Sie lachte über einen Scherz, den nur sie verstand.
    »Leonie«, stellte ich die zweite Frage, die mich bedrückte. »Was – was w-war mit Cesco?«
    Sie legte den Kopf an die Lehne des Stuhls und rieb sich mit ihren überlangen Fingern über die schweren Lider. Dann strich sie ihr krauses Haar zurück und sah mich schweigend an.
    »Ich kenne nicht die ganze Wahrheit. Aber ich vermute, daß Julian die Großherzogin von Rhûn dazu gebracht hat, uns einen Strohmann anstelle ihres Neffen zu schicken. Ich bin sicher, er war Julians Kreatur – und ich vermute sogar, daß Julian selbst die ganze Zeit in seiner Nähe war, um ihn zu überwachen.«
    Sie schwieg, und ich wisperte: »Giacchîn. Der Erzieher ...« Sie nickte.
    »Du hast selbst erlebt, wie er sich verwandeln kann. Er ist ein Meister in dieser Kunst. Ich selbst habe ihn ermutigt und darin bestärkt, sich zu vervollkommnen, bis er so weit war, daß er selbst mich zu täuschen vermochte.« Sie lachte bitter. »Ich hätte nicht gedacht, daß er es wirklich einmal gegen mich verwenden würde. Ich bin eine sentimentale alte Närrin geworden, Elloran. Du verdienst

Weitere Kostenlose Bücher