Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ellorans Traum

Ellorans Traum

Titel: Ellorans Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill
Vom Netzwerk:
erklären, weil du erst mehr über mich – über uns alle – wissen müßtest, um es zu verstehen. Ich hätte warten sollen, bis die anderen zurück sind, aber ich mußte dich endlich sehen, verstehst du? Ich mußte erfahren, wie es dir geht. Wie fühlst du dich, ist jetzt alles gut? Bist du glücklich?«
    Seine Stimme war weich und liebevoll. Es würgte mich im Hals. »Es geht mir gut«, antwortete ich mühsam. »Ich lerne, mit meiner Erinnerung zu leben. Es ist nicht einfach, weißt du? Zuerst habe ich das gehaßt, was ich war: meine Selbstsucht, meine Maßlosigkeit, die blinde Rücksichtslosigkeit, mit der ich durch das Leben gegangen bin und erwartete, daß alles nach meinem Kopf zu gehen habe. Aber ich weiß jetzt, daß all das ein T-Teil von mir ist, und ich werde mich darauf einrichten müssen.« Er machte eine schnelle Bewegung, als wolle er mich umarmen. Ich wich leicht zurück, und er hielt inne.
    »Bitte, laß mich jetzt alleine. Ich muß erst über das nachdenken, was du mir erzählt hast. Wir können uns an einem der nächsten Tage wiedertreffen.« Meine Stimme klang abweisend und kalt in meinen Ohren.
    Er wirkte verletzt, erhob sich aber fügsam. Ich sah ihm regungslos nach, wie er um die Hecke bog und sprang dann eilig auf. Jenka trat aus ihrem Versteck und sah mich fragend an. »War das wirklich der Kommandant?« flüsterte sie erregt.
    Ich schüttelte heftig den Kopf. »Jen, bitte folge ihm und s-sieh nach, wohin er geht«, wisperte ich eilig. »Aber sei vorsichtig, ich glaube, es ist Julian!« Sie wollte protestieren, aber ich verschloß ihr den Mund. »Bitte, Liebste! Es ist wichtig!« Sie nickte knapp und lief lautlos hinter ihm her. Ich sank auf der Bank nieder und drückte meine Hände gegen die Wangen. Was hatte er mit diesem Auftritt bezweckt? Was für einen Sinn hatte diese wirre, wahnsinnige Geschichte, die er mir erzählt hatte? Warum hatte er es zugelassen, daß ich mißtrauisch wurde – es wäre doch eine Kleinigkeit für ihn gewesen, Nikal bis in alle Einzelheiten nachzuäffen. Warum hatte er die Narbe unter dem Auge vergessen, weshalb ließ er Nik jünger erscheinen, was war der verborgene Sinn hinter all dem?
    Leonie, entschied ich. Ich mußte Leonie Bescheid geben, noch ehe der Zeitpunkt des Duells gekommen war. Vielleicht erkannte sie den Grund für Julians seltsame Machenschaften.
    Ich lief in meinem Zimmer auf und ab und kaute an den Fingernägeln. Leonies Tür war immer noch abweisend geschlossen gewesen. Auf mein zaghaftes Anklopfen hatte ich keine Antwort bekommen. Also kehrte ich in meine Räume zurück und wartete auf Jenka. Als sie schließlich eintrat, außer Atem und sichtlich besorgt, schloß ich sie erleichtert in die Arme. »Und? Wo ist er hingegangen?« drängte ich. Sie ließ sich auf das Bett fallen und verlangte nach einem Schluck Wasser. Ich brachte ihn ihr und sah ungeduldig zu, wie sie trank.
    »Ich habe ihn verloren«, gab sie erschöpft zu. »Er muß gemerkt haben, daß ich ihn verfolgte, Ell. Er hat mich durch Teile der Burg geschleift, die ich noch nie zuvor betreten habe. Wir waren so hoch oben in diesem verwinkelten Bau, daß ich meinte, die Wolken berühren zu können. Dann führte er mich auf eine Turmplattform, und als ich hinterherging, war er verschwunden.« Ich verbarg das Gesicht in den Händen. Wahrscheinlich hatte er sich wieder in einen Raben verwandelt und war fortgeflogen. O ihr Geister, wie fürchtete ich die Begegnung mit diesem Mann!
    Jenka sah meine Verzweiflung und rutschte zu mir hinüber. Sie legte ihre Arme um mich und streichelte mich. »Es tut mir leid«, flüsterte sie. »War es wirklich dieser widerliche Julian, wie du vermutet hast?« Ich nickte stumm. Sie ballte die Fäuste. »Wenn ich ihn doch nur hätte aufhalten können!«
    Ich nahm ihre Hand und küßte sie zärtlich. »Schimpf nicht, meine Geliebte. Ich bin froh, daß du heil und gesund zurückgekommen bist. Ich hätte dich ihm n-nicht nachschicken dürfen. Er hätte dir etwas antun können.« Sie lehnte ihren Kopf an meine Schulter und wandte mir ihr Gesicht zu. Ich streichelte über ihre weiche dunkle Haut und flüstere: »Nicht mehr lange, Liebste. Heute wird es sich entscheiden.« Sie nickte und lächelte zuversichtlich. Aber ich sah die Sorge hinter diesem Lächeln.
    Als die Abenddämmerung kam, klopfte es an die Tür, und Jemaina trat ein. Sie wirkte müde und ein wenig traurig. Als sie uns engumschlungen auf meinem Lager hocken sah, wurde ihr Gesicht weich.
    »Bist du

Weitere Kostenlose Bücher