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Ellorans Traum

Ellorans Traum

Titel: Ellorans Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill
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Wissen in die Knie. Jemaina stützte mich und half mir auf. »Hier, nimm«, sagte sie und reichte mir den fürchterlichen S'aavaranischen Dolch, den Julian mir geschenkt hatte. Ich zuckte zurück und schüttelte mich vor Abscheu. Sie griff nach meiner Hand und legte die Waffe hinein. Meine Finger schlossen sich um den Griff, und ich sah den Blutstein an seiner Spitze unheilvoll aufglimmen.
    »Ich will ihn nicht«, flehte ich Jemaina an. »Bitte, nimm ihn zurück!« Doch sie blieb hart und bestand darauf, daß ich ihn in meinen Gürtel steckte. Mit bebenden Fingern folgte ich ihrem Befehl. Dann sah ich ihr zu, wie sie um mich und die starr dastehende Leonie einen Kreis auf dem Boden abschritt und dazu leise Worte intonierte. Sie schloß den Kreis, und er begann sacht, fast unsichtbar zu glimmen. Ich starrte die Heilerin an, als hätte ich sie nie zuvor gesehen. Ihr Gesicht war still und gesammelt. Jetzt hob sie die Hände und rief wortlos. Rund um uns flammte eine Wand aus kalt leuchtendem Feuer auf und schloß uns ein. Jemaina ließ die Arme sinken und lächelte. »Fertig«, sagte sie fast fröhlich. »Jetzt können wir nur warten.«
    »Jemaina«, stammelte ich, »d-du bist eine Magierin?« Sie legte mahnend einen Finger auf den Mund. Schweren Herzens gehorchte ich. Regungslos standen wir in dem Kreis mit seinen schimmernden Wänden. Über uns verfärbte sich der Himmel zu leuchtendem nächtlichen Blau. Die Sterne des mondlosen Himmels strahlten und funkelten wie unzählige Edelsteine, und ich betrachtete sie atemlos. Nie zuvor war mir ein Nachthimmel so schön und zugleich so beängstigend erschienen. Ein Windstoß erfaßte Leonies weiße Gewänder, die unheimlich in dem magischen Licht leuchteten, das uns umgab, und ein Seufzen klang in meinen Ohren. Etwas Unsichtbares schien sich zu uns gesellt zu haben. Jemaina regte sich unbehaglich, sagte aber nichts.
    Leonie wandte den Kopf und lächelte. »Da bist du«, sagte sie weich. Ein irrlichternder Schemen trat aus dem Schatten und verfestigte sich vor unseren Augen. Schwarzes Haar schimmerte über einem unirdisch bleichen Antlitz, und kaltes grünes Feuer strahlte aus wahnsinnigen Augen, streifte gleichgültig über die Heilerin, ruhte ein wenig länger und fast zärtlich auf mir und wandte sich dann der Obersten Maga zu.
    »Da bin ich«, entgegnete Julian sanft. Beider Hände berührten sich in einer liebevoll anmutenden Geste. Lange Zeit bewegte sich keiner von ihnen, sie schienen wortlos miteinander zu sprechen.
    Endlich schloß Leonie ernüchtert die Augen und senkte den schmalen Kopf. »Alsdann, es sei«, hauchte sie und löste ihre ebenholzschwarzen Finger von seiner weißen Hand. Sie trat einen fließenden Schritt zurück. Julian regte sich nicht, fixierte sie nur mit einem schmalen Lächeln. Jemaina griff nach meiner Hand und hielt sie fest. Ihr Blick löste sich nicht von der plötzlich zerbrechlich wirkenden Gestalt der Obersten Maga. Leonies goldene Augen schienen größer zu werden und erstrahlten in einem schrecklichen Glanz, der mich zwang, meinen Blick abzuwenden. Ein Gleißen drang durch meine geschlossenen Lider, und als ich meine geblendeten Augen öffnete, standen beide so reglos da wie zu Beginn. Julian lächelte noch immer, doch Leonie schien leicht zu erbeben. Jetzt hob sie die Hände und flüsterte melodisch. Ein zarter regenbogenfarbener Schimmer löste sich von ihren Fingern und schwebte auf Julian zu. Der sah ihm gelassen entgegen, ohne ein Glied zu rühren. Der Schimmer hüllte ihn ein und umschloß ihn wie eine zweite Haut. Sein Glanz verstärkte sich und wandelte sich zu einem tödlichen Violett. Julians Augen strahlten durch das gräßliche Licht, und er schien lautlos zu lachen.
    Er hob mühsam, wie gegen einen tonnenschweren Druck seine knochige Hand und zerriß den Dunst, der ihn umgab. Zarte Nebelfäden sanken zu Boden und verschwanden. Leonie wankte und schrie leise auf. Julians Lächeln erlosch, und er richtete sich auf. Drohend ragte seine Gestalt in die Höhe, er griff mit beiden Händen in den Nachthimmel, und seine Stimme dröhnte und donnerte, daß ich mir die Ohren zuhalten mußte, weil ich zu ertauben fürchtete.
    Ich konnte meinen schreckensstarren Blick nicht von den beiden Gestalten wenden, die sich dort gegenüberstanden. Leonie hatte die Hände ausgestreckt, ihre langen Finger formten verschlungene Beschwörungen, und ihre Lippen bewegten sich – doch ich konnte die Angst in ihren Zügen lesen. Plötzlich erstarrte sie.

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