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Ellorans Traum

Ellorans Traum

Titel: Ellorans Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill
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ihrer zuversichtlichen Worte vom vergangenen Abend sehr unbehaglich zumute. Aber Jemaina konnte gewiß auf sich selbst aufpassen – wenn es jemals eine Frau gegeben hatte, die das konnte, dann war es die kleine olyssische Heilerin!
    Der Regen wurde stärker. Verdammt, wo blieben sie nur? Ob Akim sich am Ende geweigert hatte, mich mitzunehmen, und die beiden nun einen anderen Weg genommen hatten? Ich stand auf und ging unschlüssig ein paar Schritte in Richtung Burg. Dort, wo der Weg eine Kurve machte und aus meinem Blick verschwand, konnte ich eine Bewegung ausmachen. Der Göttin sei Dank, es war der buntbemalte Wagen meiner beiden Weggefährten! Ich winkte ihnen zu, und Tom, der dieses Mal auf dem Bock mitreiste, winkte zurück. Die Mäntel, in die sich beide Männer gewickelt hatten, glänzten vor Nässe. Tom wirkte genauso unausgeschlafen, wie ich mich fühlte – der Abschied von Rosaleen mußte sich in die Länge gezogen haben. Akim saß, bis an die Nase in seinen Mantel gehüllt, mit womöglich noch mißvergnügterem Gesicht als sonst neben ihm und würdigte mich keines Blickes.
    »Hüpf hinten rein«, sagte Tom. »Da hast du es wenigstens trocken. Oder möchtest du auf dem Biest reiten?« Nach einem Blick auf den häßlichen Klepper, der mich wie immer mit gefletschten Zähnen bösartig anschielte, lehnte ich schaudernd ab. Ich bestieg den Wagen und machte es mir zwischen all dem Zeug, das die beiden mit sich führten, bequem. Das war eine günstige Gelegenheit, etwas Schlaf nachzuholen. Ich bettete den Kopf auf mein Bündel, lauschte dem Trommeln des Regens auf dem hölzernen Dach und ließ mich vom Schaukeln des Wagens in den Schlaf wiegen.
    Als ich wieder aufwachte, war das Geräusch des Regens verstummt, und der Wagen stand still. Ich steckte den Kopf hinaus und blinzelte ins Licht. Wir hatten am Rande eines lichten Waldes haltgemacht. Die Sonne war zwischen den Wolken hervorgekommen und ließ die Myriaden von Wassertropfen aufgleißen, die überall im Gras und an den Blättern der Bäume hingen. Ich sah Akim, der seinen triefnassen Mantel zum Trocknen an einen sonnenbeschienenen Ast hängte. Tom kramte derweil in einem Beutel herum und packte unser Frühstück aus. Jemaina hatte uns ein wohlsortiertes Proviantpaket zurechtgemacht, und bei dem Anblick und Duft des frischen braunen Brotes und des goldgelben Käses wurde mir wehmütig ums Herz. Auch Akim wirkte sehr in sich gekehrt und sogar noch mürrischer als sonst. Sogar Tom mußte vor seiner üblen Laune kapitulieren.
    Unsere Weiterfahrt gestaltete sich schweigsam. Der Spielmann hatte endgültig aufgegeben, seinen Begleiter zu einem Schwätzchen zu animieren und intonierte nun zum Trotz fröhliche Weisen auf einem seltsamen kleinen Instrument aus Blech. Er hatte es mir auf der Burg schon stolz vorgeführt und berichtet, daß es von weit her, von der anderen Seite des Meeres der Tausend Inseln stammte und ›Mundharmonion‹ genannt wurde. Sein Klang war ungewöhnlich durchdringend und nicht besonders schön. Das fand wohl auch der vor sich hinbrütende Heiler, denn nach etlichen Längen zurückgelegten Weges unter den quäkenden Lauten dieses Gerätes brach er zum ersten Mal an diesem Vormittag sein Schweigen und fauchte Tom an: »Wenn du nicht augenblicklich mit diesem Gewimmer aufhörst, reiß ich dir den Kopf ab und steck dir das Lärmding in den Hals. Dann kannst du meinetwegen mit dem Arsch Musik machen!« Daraufhin schwang sich Tom beleidigt vom Bock.
    »Bitte, pflege du nur ruhig deine miese Laune, aber nicht in meiner Gesellschaft«, sagte er pikiert und band das Biest los, um das Wegstück vor uns zu erkunden. Da mir das Gerumpel und Gerüttel zwischen all dem Zeug hinten im Wagen langsam auf die Nerven ging, nutzte ich die Gelegenheit, um auf den Bock umzuziehen. Akim warf mir nur einen schiefen Blick zu und rümpfte die Nase. Mir war völlig klar, daß er meine Begleitung nicht besonders schätzte. Es wunderte mich nur, daß er sich nicht dagegen ausgesprochen hatte. Vielleicht hatte Jemaina ihn überredet, mich mitzunehmen.
    Tom kam von seinem Ausflug zurück und ritt eine Weile neben uns her. Ich warf verstohlene Blicke zurück. Wir näherten uns der Grenze von Salvok; ich kannte die Gegend von einer Reise zum Viehmarkt in Corynn, einem Marktflecken, der im Grenzgebiet der Burg lag. Weiter war ich in meinem Leben noch nicht von zu Hause fortgewesen. Wir fuhren zwischen üppigen Feldern, auf denen sich fast kopfhoch weißblondes Korn in den

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