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Ellorans Traum

Ellorans Traum

Titel: Ellorans Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill
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Ähren wiegte. Die Luft war nach dem Regen noch frisch wie ein kühler Schluck Wasser, aber die Sonne stach heiß auf uns nieder. Es versprach ein drückender Tag zu werden. Ich schälte mich aus meiner dicken Jacke und warf sie durch die Luke am Kutschbock ins Wageninnere. Dann drehte ich wieder den Kopf und beobachtete den Weg hinter uns.
    Tom sah mich an und schmunzelte. »Keine Angst, wir werden nicht verfolgt«, sagte er leise.
    Ich schrak zusammen. »Was meinst du damit?« stotterte ich, und er lachte.
    »Du behältst die ganze Zeit den Weg im Auge, weil du fürchtest, Leute von der Burg könnten kommen und dich zurückholen.« Er schüttelte grinsend den Kopf. »Weißt du«, sagte er dann im Plauderton, »dazu muß ich noch nicht mal ein guter Beobachter sein. Es ist nur natürlich, wenn der Burgherr versucht, seinen ausgebüxten Sprößling wieder einzufangen.« Ich seufzte. Wie hatte ich nur auf den Gedanken kommen können, daß Tom mir meine Geschichte abnehmen würde? Wahrscheinlich wußte er schon, als ich ihn bat, mich mitzunehmen, wer ich war. Um so erstaunlicher war, daß er eingewilligt hatte. Vorsichtig blinzelte ich zu ihm hinüber. Er sah mich mit amüsierter Miene an.
    »Tut mir leid, daß ich dich angelogen habe«, murmelte ich verlegen.
    »Junger Freund, du hast noch einiges zu lernen, bis du mir eine Lüge so servieren kannst, daß ich sie auch schlucke.« Ich wurde rot.
    Akim meldete sich zum ersten Mal nach langer Zeit wieder zu Wort. »Warum bringst du es ihm nicht bei, o Vater der Lügen?«
    Tom warf ihm einen Blick zu. »Sieh einer an, er kann sprechen!« staunte er. Der Heiler spuckte verächtlich aus und verfiel wieder in Schweigen.
    »Ich denke nicht, daß sie schon hinter uns her sind«, erklärte ich Tom. »Jemaina wollte sie ablenken. Aber trotzdem bin ich unruhig. Es tut mir wirklich leid, daß ich euch Unannehmlichkeiten bereite. Wenn ich nicht so nötig zu meiner Großmutter müßte ...«
    »Mach dir keine Gedanken. Wir werden sie schon ablenken, wenn sie kommen. Du schlägst dich dann einfach für eine Weile in die Büsche, und wir wissen von nichts.« Ich stammelte einen Dank, und er winkte ab. »Ich freue mich sehr darüber, daß ich deine Gesellschaft auf dieser Reise genießen darf. Also danke mir nicht, vielmehr muß ich dir danken.«
    Akim warf ihm einen angewiderten Blick zu, den Tom mit unschuldsvoller Miene beantwortete. Seine Rede hatte mir die Sprache verschlagen.
    »Mö ... möchtest du wieder auf den Bock? Ich kann es jetzt eine Zeitlang hinten aushalten«, bot ich ihm eilig an, als unser Kutscher den Karren zum Halten brachte.
    »Ich brauche dringend eine Pause«, knurrte Akim und sprang vom Bock. »Tom kann weiterfahren, ich lege mich hinten rein.« Er verschwand. Ich verdrehte die Augen. Das hatte mir gerade noch gefehlt. Tom band das Biest an den Wagen und kletterte geschmeidig neben mich auf den Sitz. Er ergriff die Zügel und schnalzte auffordernd mit der Zunge. Der magere Schimmel fiel gehorsam wieder in Schritt. Ich suchte krampfhaft nach einem unverfänglichen Gesprächsthema.
    »Wie habt ihr euch eigentlich kennengelernt, Nikal und du?« fragte ich schließlich. Er antwortete nicht gleich.
    »Das ist eine lange Geschichte. Ich weiß nicht, ob dies der richtige Zeitpunkt ist, sie zu erzählen.« Ich spürte, wie mein Mißtrauen wieder zu keimen begann. »Wir haben lange Zeit bei derselben Truppe gedient«, fuhr Tom schließlich doch fort. »Nikolai hat mir mal das Leben gerettet. Ich schulde ihm was.«
    Der Kater als Söldner? Die Vorstellung war absurd und komisch zugleich. Wir schwiegen nun beide, in Gedanken versunken. Toms spöttisches Gesicht wirkte ungewöhnlich ernst.
    Als der Abend sich senkte, lag Salvok schon weit hinter uns. Akim war nach einigen Stunden Schlaf wieder aufgetaucht und hatte die Zügel übernommen. In Corynn legten wir eine kurze Rast ein und stockten unseren Proviant auf. Die Gegend, durch die wir fuhren, war mir völlig fremd, aber meine Begleiter schienen sich auszukennen. Sie beratschlagten über einen günstigen Platz zum Nächtigen. Bevor es dunkel wurde, hatten wir ein kleines Waldgebiet erreicht, und Akim lenkte den Wagen an den Rand einer Lichtung. Ich schirrte unser Zugpferd aus und überließ Tom die Sorge für das Biest. Akim kümmerte sich derweil um unser Nachtmahl.
    Als die Nacht hereinbrach, saßen wir um ein munter prasselndes Feuer. Tom lehnte an einem Baum und reparierte eine seiner Lauten, deren Saiten gerissen

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