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Ellorans Traum

Ellorans Traum

Titel: Ellorans Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill
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drückend, Tom«, antwortete ich ausweichend. Er strich mir über die Wange und bettete seinen Kopf an meiner Schulter. Ich lag auf dem Rücken und starrte mit brennenden, weitoffenen Augen in die undurchdringliche Finsternis. Am Himmel war kein Stern zu sehen, die Wolkendecke mußte inzwischen so dicht sein wie ein Wassersack. Die Luft war dick und sämig, ich spürte das Gewitter mit jedem meiner Sinne, es machte mich kribbelig und unruhig. Alles umher schien den Atem anzuhalten und auf den ersten Donnerschlag zu warten.
    Meine Schwester hockte neben mir und sah mich an.
    »Willst du mir nicht endlich deinen Namen sagen?« fragte ich. Sie seufzte ungeduldig.
    »Elloran! Gibt es denn wirklich nichts Wichtigeres?« Ich hörte das leise Klappern von Knochenwürfeln. Meine Schwester stand leichtfüßig auf und blickte unruhig zum Fluß. Dann war sie wieder an meiner Seite. »Sei wachsam«, wisperte sie mir ins Ohr. »Das Spiel geht weiter! Es wäre besser, wenn du jetzt aufwachst.«
    »Aber ich bin doch wach!« protestierte ich laut und erwachte mit einem Ruck. Ein Nachhall des Donners, der mich geweckt hatte, rollte noch durch die Luft, dann fegte eine heftige Bö über uns hinweg und trieb Staub und dürres Laub vor sich her. Ein Blitz zuckte und erhellte für Sekundenbruchteile unseren Lagerplatz. Ich war einen Augenblick lang blind, sah nur das helle Nachbild. Reglose Gestalten standen um unser Lager. Donner explodierte unmittelbar über unseren Köpfen, und der Himmel öffnete nun endlich seine Schleusen. Der Regen kam mit der Gewalt einer Springflut über uns. Ich drehte mein Gesicht zum Himmel, den Mund geöffnet und schrie, halbertrunken, vor Wonne. Neben mir sprang Tom aus seiner Decke und kreischte erbost wie eine Katze, der man einen Eimer Putzwasser übergeschüttet hatte. Ich hörte Ranan lachen und den Heiler fluchen, dann blitzte es erneut, und die reglosen Silhouetten um unser Lager, die ich für Büsche gehalten hatte, waren über uns.
    Eine Stimme übertönte den Donner und das Rauschen des Regens: »Den Jungen, ihr Idioten!« Über uns am Himmel tobte ein schrecklicher Kampf; unablässig schmetterte ohrenbetäubender Donner, und Blitz um Blitz zuckte über das Firmament und tauchte das Getümmel, in dem wir uns fanden, in zuckend unterbrochene Helligkeit. Rauhe Fäuste packten mich, und ich schlug panisch um mich. Mein Angreifer hatte Pech, ich traf ihn mit meinen blindwütigen Hieben an einer sehr empfindlichen Stelle. Dadurch lockerte sich kurz sein Griff, und ich konnte ihm entschlüpfen. Er fluchte lästerlich und rannte hinter mir her, wild sein Schwert schwingend. Im zuckenden Blitzgewitter sah ich den unbewaffneten Spielmann, der einem der Angreifer gerade seine Hand durchs Gesicht hieb. Der kreischte auf und fuhr zurück, vier parallele Schnitte im Gesicht, und die Haut in blutigen Fetzen herabhängend.
    Mein Gegner nutzte meine fatale Geistesabwesenheit aus und warf sich mit einem Satz auf mich. Ich landete hart auf dem Bauch, das Gewicht des Mannes drückte mir mit einem Schlag alle Luft aus den Lungen, und Sterne blitzten vor meinen Augen. »Hab ich dich«, knurrte er. Er packte meine Handgelenke und verdrehte sie schmerzhaft. Dann lockerte sich sein Griff, und die Augen quollen ihm aus dem Kopf.
    »Was ...«, röchelte er und griff sich an den Hals. Eine schlanke Peitschenschnur zerrte ihn unbarmherzig von mir herunter. Eine zweite ringelte sich schlangengleich um seine hilflos um sich schlagenden Arme und riß ihn hoch. Ich kam taumelnd und nach Luft ringend auf die Beine. Ranan zerrte den wie einen Fisch an der Angelschnur zappelnden Mann bis vor ihre Füße und zog dann die Peitsche mit einem heftigen Ruck an. Mit einem häßlichen Knacken brach sein Genick. Mir war nicht klar, wo Ranan dieses seltsame und wirkungsvolle Gerät so schnell herbekommen hatte. Aber ich hatte keine Muße, darüber nachzudenken, denn zwei der noch übriggebliebenen Angreifer steuerten nun mit finster entschlossenen Gesichtern auf mich zu. Drei dunkle Gestalten lagen inzwischen still und sehr friedlich auf dem zertrampelten Boden.
    Auf der anderen Seite des Lagers hatte sich Tom in den Messerarm eines Mannes verbissen und rollte stumm mit ihm über den schlammigen Boden. Akim verteidigte sich mit etwas, das verblüffend nach einer Bratpfanne aussah, gegen einen brüllenden, schwertschwingenden Riesen, und Ranan sah sich genötigt, sich mit dem Kerl zu unterhalten, den Tom vorhin so übel zugerichtet hatte.

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