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Ellorans Traum

Ellorans Traum

Titel: Ellorans Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill
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knurrte ich und hechtete auf sie los. Wir umklammerten uns lachend und tauchten unter. Sie war glatt und wendig wie ein Fisch und genauso schlecht zu fassen. Ich griff nach ihren Handgelenken und fand schlüpfrigen Halt an einem ihrer Armbänder. Sie lachte Luftbläschen und riß sich los, doch das Lederband blieb in meiner Hand zurück. Plötzlich stand Panik in ihrem Gesicht. Ich tauchte neben ihr aus dem Wasser und grinste sie an.
    »Komm, hol es dir«, lockte ich und wedelte mit dem Armband vor ihrer Nase herum. Sie umklammerte ihr nacktes Handgelenk mit der anderen Hand und schüttelte unglücklich den Kopf.
    »Bitte, Elloran, gib es mir zurück«, bat sie leise. In ihrer Stimme lag etwas, das ich nicht recht deuten konnte – Furcht? Ich wollte sie nicht wirklich ärgern, und da sie die Angelegenheit derart ernst zu nehmen schien, reichte ich ihr das Armband. Dankbar griff sie danach, und ich konnte einen flüchtigen Blick auf ihr Handgelenk erhaschen, bevor sie es eilig wieder bedeckte. An dem Gelenk schien etwas zu wuchern: kleine, seltsam geformte Knospen, die Ähnlichkeiten mit dünnen hautfarbenen Wurzeln aufwiesen. Was für eine Art von Krankheit konnte solche Verwachsungen hervorrufen?
    Ranan bemerkte meinen Blick und errötete. »Bitte, sag Akim nichts davon. Er würde sich schrecklich darüber aufregen, und es ist doch nichts passiert.« Sie sah mich flehend an.
    Ich lächelte ihr aufmunternd zu. »Ich habe nichts gesehen.« Das entsprach zwar nicht der Wahrheit, aber warum sollte ich sie noch weiter beunruhigen. Ich verstand ohnehin nicht, was ich da gesehen hatte, also war es nur halb gelogen. Sie warf mir einen dankbaren Blick zu, und in einträchtigem Schweigen stiegen wir aus dem Wasser und zogen unsere Kleider über die nassen Körper. Tom war inzwischen wieder in der Nähe. Immer noch verbissen schweigend, nahm er einige Barsche aus, die er gefangen hatte.
    »Wie macht er das eigentlich?« fragte ich Ranan. Sie sah mich fragend an, die Zungenspitze zwischen den Zähnen. »Ich meine, wie fängt er ohne Hilfsmittel Kaninchen oder Tauben? Er hat weder Schlingen noch Pfeile, nur sein albernes kleines Messer.« Sie zog die Schultern hoch.
    »Wozu braucht eine Katze Hilfsmittel?« fragte sie zurück. Es klang ganz und gar nicht nach einer scherzhaften Bemerkung, und ich verzichtete darauf, sie um eine Erklärung zu bitten. Etwas in ihrer Stimme und die Erinnerung an Toms Raubtiergebiß jagte mir einen Schauer über den Rücken.
    Wir brachten an diesem Tag eine erkleckliche Wegstrecke hinter uns. Das ersehnte Gewitter wollte und wollte nicht niedergehen. Schon kurz nach dem erquicklichen Bad mit Ranan klebten mir meine Kleider erneut am Leib. Ich beneidete sie um ihre weite, leichte Hose und die spinnwebdünne Seide der weißen Tunika, die sie nun wieder angezogen hatte. Meine groben Hosen und die beiden verschossenen Leinenhemden, die ich aus Salvok mitgenommen hatte, mochten gut geeignet gewesen sein, um darin Ställe auszumisten oder Kühe zu hüten, aber inzwischen waren sie nicht mehr allzu sauber und rochen etwas streng. Ich beschloß, alles bei unserer nächsten Rast zu waschen, ehe der Kater mit seiner empfindlichen Nase anfing, meine Gesellschaft zu meiden. Ich hielt vorsichtige Ausschau nach ihm. Das war jetzt der zweite Tag, an dem er sich mit dem Biest immer wieder von uns absetzte. Ich vermißte seine Geschichten und die unanständigen Lieder, mit denen er Akim zu ärgern pflegte. Ich vermißte sogar die Streitereien der beiden. Der Heiler, der ohnehin nicht zu den Gesprächigsten gehörte, saß stumm neben mir auf dem Bock, und Ranan machte im Wagen ein Schläfchen. Ich wischte mir eine feuchte Strähne aus der Stirn und band den Lederstreifen neu, mit dem ich mir angewöhnt hatte, mein Haar zusammenzuhalten.
    »Wie weit fahren wir heute noch?« fragte ich Akim. »Ich würde gerne meine Sachen waschen.«
    »Ausgezeichnete Idee, Landplage«, knurrte der Heiler. Sein Gesicht glänzte vor Schweiß. »Dann halte ich es vielleicht morgen auch ohne Nasenstopfen neben dir aus.« Ich wurde rot. Akim blickte mit zusammengekniffenen Augen auf den Weg vor uns und sah kurz zum Himmel. »Es ist nicht mehr weit zum Rabenfluß. Dort gibt es einen geeigneten Rastplatz und Wasser für eine gründliche Wäsche. Eine Stunde noch, schätze ich.« Sein Mund klappte hörbar zu und öffnete sich nicht wieder, bis wir dort waren.
    Der Rastplatz hielt, was Akim versprochen hatte. Ich schaffte alle Wäsche zum

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