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Ellorans Traum

Ellorans Traum

Titel: Ellorans Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill
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Die zwei Dunkelmänner vor mir stellten somit mein ureigenes Problem dar. Ich trat dem einen erst einmal heftig vors Knie. Das brach mir zwar fast den Fuß, stoppte aber fürs erste seinen Angriff.
    Der andere versuchte, in meinen Rücken zu gelangen. Ich drehte mich verzweifelt; dadurch kam ich wieder in Reichweite des ersten, der damit aufhörte herumzuhüpfen und mir einen mörderischen Schlag auf den Kopf versetzte. Ich fand mich auf dem Bauch liegend in einer Pfütze wieder, den Mund voll Erde und matschigem Gras, und mehr als halbbetäubt von dem Hieb. Einer der Männer fesselte mir die Hände auf den Rücken.
    Ein Reiter galoppierte schlammspritzend auf uns zu. Er ritt fast beiläufig den immer noch brüllenden Gegner Akims über den Haufen und erreichte uns. Ich machte mich gefaßt zu sterben, etwas so Unausweichliches hatte dieser Ansturm. Meine Gegner griffen nach ihren Schwertern; das Pferd bäumte sich auf und trat dem einen in die Rippen. Er stürzte, ohne noch einen Laut von sich geben zu können, mit eingedrücktem Brustkorb in den Matsch, blutigen Schaum vor dem Mund. Der andere fluchte und hieb nach dem Reiter, der sich eilig außer Reichweite brachte. Die Stimme aus meinem Traum sagte: »Ein guter Zug, verehrter Schüler.« Mein Blick verschwamm, ich wurde wohl für kurze Zeit bewußtlos.
    Als ich wieder zu mir kam, schien alles vorbei zu sein. Der fremde Reiter stand neben seinem Pferd, ein seltsam verzerrter Schattenriß vor einer wetterleuchtenden Morgendämmerung. Das Gewitter war weitergezogen, der Regen tropfte kaum noch auf den zertrampelten Schauplatz des Überfalls. Tom schien seinen letzten Gegner erledigt zu haben, und auch Ranan rappelte sich gerade vom Boden auf und befestigte ihre verrutschten Armbänder neu. Mit entferntem Interesse stellte ich fest, daß ihre Waffe erneut spurlos verschwunden war.
    »Meldung, Commander!« forderte schroff der heisere Tenor des fremden Reiters. Tom, schwankend und mit einer blutigen Schlammschicht überzogen, nahm etwas an, was wie der mißlungene Versuch einer militärischen Haltung aussah, salutierte knapp und sagte: »Alles unter Kontrolle.« Dann klappte er ohne weitere Formalitäten vor dem Fremden zusammen. Akim kniete neben ihm nieder und untersuchte ihn. Der andere kümmerte sich nicht weiter um das Geschehen zu seinen Füßen, sondern drehte sich in meine und Ranans Richtung, straff und schlank wie eine Klinge – und genauso tödlich. Jetzt konnte ich endlich sehen, daß der seltsam verzerrte Umriß dieses Menschen nicht von meinem immer noch stark getrübten Blick herrührte, sondern daß ihm der rechte Arm von einer Handbreit über dem Ellbogengelenk ab fehlte. Mein benebelter Kopf gaukelte mir ein schmales olivfarbenes Gesicht und erbarmungslose Augen vor, einen strengen Mund und straff zurückgekämmtes graues Haar, das in einem fast hüftlangen geflochtenen Zopf endete.
    »Ranan? Was hat dieser Kampf zu bedeuten, und warum schleppt ihr das Kind dort mit euch herum?« In der kühlen, heiseren Stimme klang kein Gefühl mit, aber Ranan zuckte zusammen und schrumpfte förmlich in ihren weiten Kleidern.
    »Das ist – das war ...«, sie holte unter dem kalten Blick der grauen Augen tief Luft und sagte beherzt: »Keine Ahnung, Quinn!«
    Ich fiel erneut in Ohnmacht. 

9
    U nbestimmte Zeit lag ich da, ohne zu wissen, wer oder wo ich mich befand. Mein Lager bewegte sich, rüttelte und klapperte und schüttelte mich nicht schlecht durch. Soweit ich überhaupt etwas außerhalb meines beinahe zerspringenden Kopfes bemerkte, war es die liebevolle und lindernde Gegenwart eines Paars Hände, die mich pflegten und beruhigten, und die dazugehörige sanfte und freundliche Stimme. Sie sprach mit mir, obwohl ich nicht in der Lage war zu begreifen, was sie sagte. Aber schon allein ihre Gegenwart beruhigte mein verstörtes Gemüt und besänftigte den pochenden Schmerz.
    Irgendwann, nach einer schieren Ewigkeit von Qualen und Übelkeit, öffnete ich meine verklebten Augen und sah in das Gesicht, das zu Händen und Stimme gehörte. Die langbewimperten, hellbraunen Augen blickten mich forschend an, und die Stimme sagte: »Das sieht doch schon besser aus. Wie fühlst du dich?«
    Ich fuhr mir mit der Zunge über meine aufgesprungenen Lippen. Die Hände hoben ganz sacht meinen Kopf etwas an und flößten mir köstliches, kühles Wasser ein. Dankbar ließ ich meinen schmerzenden Kopf wieder zurücksinken. Ich lag auf einem notdürftigen Lager aus Decken und

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